Endlich können wir, wie Quentin Tarantinos Alter Ego Clarence Worley im Kultfilm True Romance, auch hierzulande die komplette Street Fighter-Trilogie mit dem japanischen Karate-Star Sonny Chiba in der Hauptrolle, genießen. Zu verdanken haben wir diesen Umstand dem Label LUCKY 7, die alle Teile im hiesigen Heimkino veröffentlicht haben – den dritten Teil sogar als Deutschlandpremiere. Es gibt also mächtig auf die Zwölf und das Blut spritzt in Fontänen, denn da, wo der Street Fighter hinschlägt, wächst kein Gras mehr. Diesmal widme ich mich dem ersten Teil der Saga, der in Deutschland unter dem unfassbaren Titel ´Der Wildeste von Allen´ in den Kinos lief – natürlich stark zensiert. Diese Veröffentlichung ist aber natürlich ungekürzt.
Originaltitel: Gekitotsu! Satsujin ken
Regie: Shigehiro Ozawa
Darsteller: Sonny Chiba, Gerald Yamada, Doris Nakayima, Sue Shiomi, Chico Roland
Artikel von Christian Jürs
Shin´ichi Chiba, besser bekannt als Sonny Chiba, war für die Japaner, was Bruce Lee für die Hongkong-Chinesen war – der Wegbereiter des Martial Arts Kinos. Leider verstarb der Mime 2021 im Alter von 82 Jahren an den Folgen einer Covid-19 Infektion, bis dahin war er aber ziemlich fleißig und konnte sogar Auftritte in Quentin Tarantinos Kill Bill-Filmen, sowie dem dritten Teil der Fast & the Furious-Reihe ergattern. Zum Kultstar wurde er allerdings mit den Street Fighter-Filmen.
Darin verkörpert er Takuma ‘Terry‘ Tsurugi, einen Berufsschläger, der sich für allerlei illegale Aufträge buchen lässt. So werden wir Zeuge, wie er den brutalen Gangsterboss Tateki Shikenbaru (Masashi Ishibashi) vor der Hinrichtung bewahrt, indem er ihn, als Priester verkleidet, im Zweikampf so sehr verdrischt, dass dieser vor dem Galgen zusammenbricht und in ein Krankenhaus verfrachtet werden soll. Auf dem Weg dorthin befreit er den Verbrecher, mit Unterstützung seines Gehilfen Rakuda Zhang (Goichi Yamada) aus dem Krankentransport und verfrachtet ihn nach Hongkong. Als er Shikenbarus Geschwister Gijun (Jirô Chiba) und dessen Schwester Nachi (Etsuko Shihomi) für den vollbrachten Auftrag zur Kasse bittet, können die allerdings nicht zahlen, was Terry zur Weißglut bringt. Es entfacht ein Kampf, bei dem Gijun aus dem Fenster stürzt und stirbt. Um an sein Geld zu kommen, verkauft er Nachi an ein zwielichtiges Bordell, wo sie unter Drogen gesetzt für Umsatz sorgen soll.
Richtig gelesen, unser „Held“ Terry entpuppt sich in den ersten Filmminuten als gewissenloses Arschloch, dem man zunächst keinerlei Sympathien entgegenbringt. Immerhin wurde er in der deutschen Version von Synchronmeister Thomas Danneberg eingesprochen, was ihn wenigstens etwas vertrauter wirken lässt, seine Handlungsweise macht aber auch dies nicht ungeschehen.
Dann aber packt Terry sein Gewissen, als er vom Fünf-Drachen-Ring, einer Triadenbande einen Auftrag erhält, der auch ihm zu weit geht. So soll er die junge Sarai Chuayut (Yutaka Nakajima) entführen, die seit dem Tod ihres Vaters, einem Ölbaron, über ein beträchtliches Vermögen verfügt. Da Terry aber Ehrfurcht vor ihrem Onkel, dem Karatemeister und -lehrer Kendo Masaoka (Masafumi Suzuki) hat, lehnt er das Angebot ab. Dadurch gerät er auf die Abschussliste der Verbrecher. Doch wer sich mit dem Street Fighter anlegt, der kann auch gleich sein eigenes Grab schaufeln…
Der Wildeste von Allen mag zwar ein selten dämlich klingender, deutscher Titel gewesen sein, so ganz unrecht hatten die Texter aber dabei nicht. Sonny Chiba tänzelt bei seinen Kämpfen nicht umher wie seine chinesischen Kollegen, er schlägt erbarmungslos zu, bricht Knochen, zerquetscht Augen und macht allerlei andere, schlimme Dinge. Dass er dabei, trotz seiner anfänglichen Boshaftigkeiten, das Publikum auf seiner Seite hat, ist nicht nur Thomas Danneberg zu verdanken, es liegt auch daran, dass wir hier bestes Bahnhofskino in Reinkultur vorliegen haben. Man feiert es, wenn der Street Fighter das (viel zu helle) Blut zum Spritzen bringt. Ein Fest für Freunde der rauhen Filmkunst.
Wie damals üblich, war hier nicht nur für die Hauptfigur die erste Garde der Synchronsprecher tätig. So bekommen wir in der deutschen Version außerdem Ronald Nitschke, Gerd Duwner, Christian Rode, Norbert Langer uvm. auf die Ohren. Das macht Spaß, ebenso wie die Tatsache, dass der Film vollständig synchronisiert vorliegt, trotz der damaligen Schnittauflage von mehreren Minuten.
Die Veröffentlichung aus dem Hause Lucky 7 ist als Liebevoll zu bezeichnen. Das HD-Bild ist altersgemäß etwas grisselig, die deutsche Tonspur dafür sogar dem Originalton leicht überlegen. Als Bonus gibt es Trailer, die deutsche Titelsequenz und eine Bildergalerie. Außerdem liegt der Scanavo-Box ein kleines Filmposter und ein Bierdeckel mit Filmmotiv bei.
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