Influencer“ haben mittlerweile einen festen Platz in unserer Gesellschaft und auch in den Medien, versorgen Millionen von Followern regelmäßig mit Content, werden aber von wahrscheinlich genauso vielen kritisiert. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum sich diese „Spezies“ hervorragend für Filmstoffe eignet. Dass „Influencer“ nicht nur in Komödien oder Horrorfilmen gut aufgehoben sind, sondern auch für gute Thrillerkost geeignet sind, zeigt der sehenswerte INFLUENCER – TRAU NIEMANDEM, DEM DU FOLGST (2022), den Plaion Pictures kürzlich im Heimkino veröffentlicht hat. Unsere Kritik zum Film gibt’s im Artikel zu lesen.

Originaltitel: Influencer

Drehbuch: Tesh Guttikonda, Kurtis David Harder

Regie: Kurtis David Harder

Darsteller: Cassandra Naud, Emily Tennant, Rory J. Saper, Sara Canning, Justin Sams…

Artikel von Christopher Feldmann

Handlung:

Influencerin Madison (Emily Tennant) kann ihren Solo-Backpacking-Trip nach Thailand kaum genießen, denn nichts läuft, wie sie es sich vorstellte. Doch dann begegnet ihr die lebenslustige CW (Cassandra Naud). Sie gibt Madison eine exklusive Führung zu den schönsten Selfie-Schauplätzen an der thailändischen Küste. Doch als die beiden eine unbewohnte Insel besuchen wollen, nimmt der Ausflug eine düstere Wendung.

INFLUENCER – TRAU NIEMANDEM, DEM DU FOLGST lässt eine knappe halbe Stunde verstreichen, bis der Vorspann einsetzt und somit dem Zuschauer die erste unerwartete Wendung präsentiert. Dass sich der Thriller dabei dem narrativen Überraschungsmoment bedient, den seiner Zeit Alfred Hitchcocks PSYCHO (1960) kultiviert hatte, ist zwar nicht bahnbrechend originell aber sehr effektiv. Das Drehbuch baut feinfühlig das Set-Up auf und etabliert mit „Madison“ eine ambivalente Figur, die man leicht als unsympathische Nervensäge hätte darstellen können. Diese befindet sich nämlich auf einem Solo-Trip in Thailand, ohne sich eigentlich für die Sehenswürdigkeiten und die Kultur zu interessieren. Stattdessen nutzt sie die malerischen Panoramen größtenteils als schnöde Hintergründe für ihre Social-Media-Posts und zeigt dabei auch keine großen Ambitionen, das Hotelgelände zu verlassen, auf dem sie immer wieder oberflächliche Messages an ihre Follower sendet und Werbeclips für schäbige Beautyprodukte filmt. Eigentlich müsste man „Madison“ richtig scheiße finden, jedoch bemüht man sich der Figur auch Grau-Schattierungen zu verleihen. So ist die Blondine sichtbar unzufrieden mit ihrem Dasein, versinkt stellenweise in Selbstmitleid und scheint das ständige falsche Instagram-Grinsen satt zu haben. Dass der Content vieler öffentlicher Personen oft mehr Schein als Sein ist, ist nichts neues, jedoch bildet der Film dies ganz gut ab.

Doch bei INFLUENCER handelt es sich nicht etwa um eine bissige Satire, sondern um einen waschechten Thriller, der eigentlich erst nach dem Vorspann einsetzt und auch einen ganz anderen Fokus hat. Es geht primär darum wie viel Realität sich hinter entsprechenden Online-Profilen verbirgt und ob man, gemäß dem deutschen Zusatztitel, Alles glauben sollte, was man sieht, wenn man sich die Storys einzelner Selfie-Bratzen zu Gemüte führt. Vor diesem gesellschaftskritischen Hintergrund spielt sich ein spannender Plot ab, der den Zuschauer bis kurz vor Schluss mitfiebern lässt, ob sich das Geschehen noch zum positiven wenden wird, vor allem weil die Antagonistin im Zentrum steht. Cassandra Naud spielt als „CW“ herrlich böse und psychopathisch auf.

Die Schauspielerin mit dem charismatischen Muttermal, die aktuell auch im Weihnachtsslasher IT’S A WONDERFUL KNIFE (2023) zu sehen ist, macht ihren Job hervorragend und brilliert als vordergründig freundliche Urlaubsbekanntschaft, die plötzlich böse Seiten aufzeigt, was insofern auch eine Allegorie zum Influencer-Dasein ist. Der Rest der Besetzung hat da schon weit weniger zu tun und da der Fokus weiterhin auf Naud liegt, schaffen es auch Rory J. Saper und Sara Canning nicht, einen vernünftigen Gegenpol zu bilden. Eine wirklich sympathische Figur gibt es ohnehin nicht in INFLUENCER, was das Ganze nur noch bitterer macht. Lediglich das Finale stinkt ein wenig ab, hier hätte man die Spannung durchaus noch ein wenig aufrechterhalten können. Tatsächlich hätten dem Film im letzten Drittel zehn Minuten mehr gut getan aber immerhin kommt bei schlanken 90 Minuten Laufzeit keine Langeweile auf.

Regisseur und Ko-Autor Kurtis David Harder, der zuvor als Produzent für V/H/S/94 (2021) und den ebenfalls sehenswerten Thriller HARPOON (2019) in Erscheinung trat, sowie bei dem Horrorfilm SPIRAL (2019) Regie führte (nicht zu verwechseln mit dem unsäglichen SAW-Nachklapp), drehte INFLUENCER an Originalschauplätzen in Thailand, was der Atmosphäre und der Authentizität sehr zuträglich ist. Hier spielen sich abgründige Dinge vor malerischer Kulisse ab, die gut eingefangen wurde.

Plaion Pictures brachte uns den Thriller nun ins Heimkino, digital, sowie als Blu-ray und DVD. Der Blauling überzeugt mit guter Bild- und Tonqualität, als Extra gibt es lediglich den Trailer.

Fazit:

INFLUENCER – TRAU NIEMANDEM, DEM DU FOLGST (2022) ist ein spannender Geheimtipp für Thrillerfans, der nicht nur zu fesseln vermag, sondern auch das titelgebende Thema ansprechend und gebührend seziert, sowie mit Cassandra Naud eine Neuentdeckung bietet, die man sich vielleicht vormerken sollte.

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