Gerade wenn man als Konsument handelsüblicher Tier-Horrorfilme denkt, die gängige Faune sei im vollen Umfang abgegrast, setzt irgendein B-Filmer noch einen drauf, denn ganz ehrlich: Ein Faultier als Killer würde wahrscheinlich den wenigsten in den Sinn kommen. Doch SLOTHERHOUSE – EIN FAULTIER ZUM FÜRCHTEN (2023) füllt auch diese Lücke, von der niemand dachte, dass sie zu füllen wäre. Seit letzter Woche gibt’s die Horrorkomödie im Abo bei Paramount+ zum streamen, im Januar findet sie, dank Plaion Pictures, den Weg auf Scheibe. Ob der Streifen mehr zu bieten hat als ein witziges Wortspiel, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Originaltitel: Slotherhouse

Drehbuch: Bradley Fowler

Regie: Matthew Goodhue

Darsteller: Lisa Ambalavanar, Sydney Craven, Andrew Horton, Bianca Beckles-Rose, Olivia Rouyre, Tiff Stevenson…

Artikel von Christopher Feldmann

Handlung:

Emily (Lisa Ambalavanar) will unbedingt Präsidentin ihrer Studentinnenverbindung werden. Um dieses Ziel zu erreichen, kauft sie bei einem Händler für exotische Tiere ein Faultier – das niedliche Wesen soll als Maskottchen dienen und ihr bei der Wahl die nötigen Stimmen einbringen. Tatsächlich wird ,,Alpha“ zu einem Hit in den sozialen Medien und beschert seiner Besitzerin enorme Popularität. Was niemand ahnt: Das von Wilderern in Panama eingefangene Tier ist ein blutrünstiges und sehr rachsüchtiges kleines Monster.

Spätestens seit Steven Spielberg mit DER WEISSE HAI (1975) das Blockbusterkino maßgeblich prägte, wurden Produzenten nicht müde, jegliche Spezies für artverwandte Horrorfilme zu verwursten. Durch die (kalkulierte) Trashwelle, die dank SHARKNADO (2013) über uns hereinbrach, erreichte das Genre in den letzten Jahren wieder Hochkonjunktur, die Prämissen wurden noch absurder und billig produzierte Streifen wie ZOMBIBER (2014) oder zuletzt CRACKCOON (2023) erblickten das Licht der Welt, die drölfzigtausend Haifilme von SHARKTOPUS (2010) bis 6-HEADED SHARK ATTACK (2018) lassen wir dabei mal außer acht.

Kommen wir nun zu SLOTHERHOUSE (2023), dessen größter Gag vermutlich die Titelsymbiose aus „Sloth“ (englisch für Faultier) und „Slaughterhouse“ (englisch für Schlachthaus) darstellt. Ohne Details zu kennen, liegt die Vermutung nahe, dass sich irgendwelche zugedröhnten Autoren diesen Titel ausdachten und so begeistert waren, dass sie prompt irgendeine Handlung drumherum strickten. Wie es sich für einen handfesten Slasher gehört, ist die Story in einer Studentenverbindung angesiedelt und wem jetzt anhand der Idee „mörderisches Faultier schnetzelt sich durch heiße Studentinnen“ die Unterhose feucht wird, sollte seine Erwartungen schnell herunterschrauben. SLOTHERHOUSE gehört zu dieser einen Sorte Film, dessen Titel mehr verspricht, als das fertige Produkt halten kann, denn für einen Streifen über ein Killerfaultier, hat selbiges erstaunlich wenig zu tun. Stattdessen erzählt Regisseur Matthew Goodhue einen banalen Plot um oberflächliche Studentinnen mit Social-Media-Sucht und dem üblichen Kampf um die Präsidentschaft der Verbindung, bei dem sich natürlich die sympathische, einfühlsame Protagonistin gegen die Bilderbuch-Bitch behaupten muss. Es lässt sich dabei gar nicht so leicht erkennen, ob die übertriebenen Klischees und das maßlose Overacting der einzelnen Darstellerinnen beabsichtigt sind oder von Unvermögen zeugen. Am Ende kann man sich nicht so ganz entscheiden, ob der Film nun einfach doof und banal oder gar satirisch ist, zumindest scheint man sich uneinig darüber, ob man nun College-Hierarchien verballhornen oder einen zünftigen Partytrash zelebrieren möchte.

Denn abgesehen vom witzigen Titel weiß der Film mit seinem Killerfaultier wenig anzufangen. Dieses wird eher ungelenk in die Handlung integriert, über weite Strecken aber stiefmütterlich behandelt. Zwar sind ein paar durchaus witzige Ideen vorhanden, etwa wenn das possierliche Tierchen in gähnender Langsamkeit zum Kehlenschnitt ansetzt und das Opfer zu keiner Zeit auf die Idee kommt, sich zu wehren, in Summe ist das aber zu wenig. SLOTHERHOUSE hat Potenzial ein ordentlicher Partykracher zu sein, schöpft dieses aber nie aus und gibt sich zu keiner Zeit wirklich seiner quatschigen Prämisse hin. Dafür sorgt auch die PG-13-Freigabe, die irrwitzige Goremomente von vorneherein ausschließt. Die Kills sind größtenteils lahm und auch Gags, die daraus resultieren, dass „Alpha“ Selfies macht oder Bier trinkt, verpuffen schnell. Am Ende bleibt lediglich ein 90-minütiger Film voller nerviger Figuren, der nie so viel Spaß macht, wie der Titel und die Prämisse suggerieren möchten.

Einzig inszenatorisch lassen sich einige Qualitäten erkennen, denn SLOTHERHOUSE verzichtet immerhin auf billige CGI-Effekte. Wo andere ähnlich gelagerte Tierhorrorfilme ihre Antagonisten am Rechner generieren, was dann aussieht, als hätte man einen 12-jährigen Adobe-Noob zum VFX-Chef ernannt, punktet dieser Streifen immerhin mit handgemachten Puppen und Animatronics, was ohnehin schon mal sympathisch ist. Zwar sieht der ganze Film wie ein klassisches B-Movie aus, größere Patzer leistet sich Regisseur Goodhue aber nicht. Die Schauspieler hingegen overacten maßlos und laden gerne auch mal zum fremdschämen ein. Das kann man witzig oder einfach scheiße finden.

Derzeit ist SLOTHERHOUSE bei Paramount+ im Abo abrufbar, im Januar veröffentlicht Plaion Pictures den Film auch auf Scheibe, u.a. in einer Mediabook-Edition. Ob man diese unbedingt benötigt sei einmal dahingestellt, Bild- und Tonqualität der Blu-ray sind zwar wie zu erwarten gut, als Bonusmaterial ist aber lediglich ein Trailer vorhanden. Wer sich die Nummer physisch ins Regal stellen möchte, soll das gerne tun, wir würden aber dann doch eher zum Stream raten, das reicht allemal.

Fazit:

SLOTHERHOUSE – EIN FAULTIER ZUM FÜRCHTEN (2023) ist kein neues Trashfilm-Meisterwerk, sondern einer dieser klassischen Produktionen, deren Titel und Prämissen spaßiger sind als der finale Film. Statt absurder Over-the-Top-Metzelei bekommt man eine überdrehte College-Komödie, in der hin und wieder ein Faultier die Krallen ausfährt. Da wäre definitiv mehr drin gewesen.

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