Es wird höchste Zeit für den Frühjahrsputz bei den Medienhuren. Im Ernst, im Laufe der letzten Monate sind ein paar Rezensionstitel bei mir leider auf der Strecke geblieben, ohne, dass es mir bewusst war. Doch neulich fiel mir ein kleiner Karton voller Filme in die Hände, die ich längst mit einer Kritik hätte versehen sollen. Als erstes kommt deshalb ein längst auf dem Markt erschienenes Mediabook aus dem Hause CINESTRANGE PRIME TIME dran, dass ich mir nun endlich zu Gemüte geführt habe. Dabei handelt es sich um den letzten Film der legendären Cheech und Chong-Reihe, diesmal allerdings ohne den gewohnten Stoner-Humor.

Originaltitel: Cheech & Chong’s Corsican Brothers

Dt. Alternativtitel: Jetzt raucht´s wieder tierisch

Regie: Tommy Chong / Cheech Marin (ohne Credit)

Darsteller: Cheech Marin, Tommy Chong, Roy Dotrice, Shelby Chong, Rae Dawn Chong, Edie McClurg

Artikel von Christian Jürs

Das Komikerduo Cheech Marin und Tommy Chong veröffentlichte 1978 einen revolutionären Film. Viel Rauch um Nichts gilt als der Begründer des Stoner-Film-Genres, also der Kifferkomödie, ohne die Werke wie Half Baked, Grasgeflüster, Homegrown und auch The Big Lebowski möglicherweise niemals entstanden wären.

Da Viel Rauch um Nichts bei Kosten von lediglich 2 Millionen Dollar weltweit das Zweiundzwanzigfache wieder eingespielt hatte, folgten weitere Werke, die hierzulande als Noch mehr Rauch um überhaupt Nichts, Cheech und Chongs heiße Träume, Cheech und Chong im Dauerstress und Jetzt raucht gar nichts mehr (auf Video erschienen als Jetzt raucht überhaupt nichts mehr) veröffentlicht wurden. In all´ diesen Filmen drehte sich die Handlung mehr oder weniger um das bedröhnende Gras, zu dem die beiden Komiker ihre Späße machten.

Eine weitere Gemeinsamkeit war, dass die Drehbücher von den Comedians höchst selbst verfasst wurden und Tommy Chong (abgesehen von Cheech und Chong im Dauerstress) die Regie übernahm. Doch immer mehr machten sich Abnutzungserscheinungen innerhalb der Reihe bemerkbar. So sank nicht nur das Zuschauerinteresse, in Jetzt raucht gar nichts mehr bestand das Finale aus einem etwa zwanzigminütigem Bühnenmitschnitt einer ihrer Shows, der zwar witzig geriet, ein echtes Filmfinale aber nicht ersetzen konnte.

Vermutlich war es das Mitwirken der Beiden in der Mittelalterkomödie Dotterbart, die aus den Resten der gesplitteten Monty Python-Truppe entstand, die Tommy Chong und Cheech Marin veranlasste, sich einem neuen Thema zu widmen: einer sehr frei interpretierten Komödienvariante von Alexandre Dumas Mantel und Degen-Abenteuer Die korsischen Brüder.

Auch wenn der deutsche Titel es uns zu suggerieren versucht: Das Thema Marihuana suchten die Fans hier vergeblich, was sich letztlich auch am mageren Einspielergebnis von nur gut 3 Millionen Dollar widerspiegelte und somit das vorzeitige Ende des Komikerduos bedeutete. So entstand kurz darauf zwar noch eine Mockumentary über Cheech und Chong und hier und da traten sie nochmals gemeinsam auf, doch bis auf einen Animationsfilm aus dem Jahr 2013 wurden die kiffenden Freunde zu Filmgrabe getragen. Doch bevor wir ein vorschnelles Urteil verrichten, kommen wir zunächst zur Handlung der korsischen Brüdermär.

Alles beginnt wie gewohnt. Die beiden Chaoten Cheech und Chong tauchen plötzlich in einem Park in Paris auf und belästigen die dort verweilenden Besucher mit ihren Sangeskünsten zu einer nervigen Rocknummer. Damit sie damit aufhören, spenden die Menschen schnell ihr Geld, welches die beiden Künstler in einem Café um die Ecke zählen, als plötzlich eine vermeintliche Wahrsagerin (Rae Dawn Chong) bei ihnen aufkreuzt und ihnen beim Kartenlegen die Geschichte ihrer Verwandten aus längst vergangenen Tagen erzählt.

Einst, als die Französische Revolution im vollen Gange war, kamen sie als korsische Zwillingsbrüder Cheechy (Cheech Marin) und Chongy (Tommy Chong) – im Original Louis und Lucian – zur Welt. Nachdem sie sich während ihrer Jugend aus den Augen verloren, da Cheechy sich für 21 Jahre im Wald verlief, treffen sie zu einem ungünstigen Zeitpunkt wieder aufeinander, da sie dem Comte de Pobacke (Roy Dotrice) – im Original als „The Evil Fuckair“ bezeichnet – negativ auffallen und zum Tode verurteilt werden. Doch natürlich können sie dem Sensemann (bzw. dem Henker) nochmals entkommen und machen sich daraufhin an zwei hübsche Prinzessinnen heran, die von ihren tatsächlichen Ehefrauen Shelby Chong und Rikki Marin verkörpert wurden. Letztere ließ sich kurz darauf von Cheech Marin scheiden – ob der Film daran Schuld trägt, ist mir nicht bekannt.

Weit und breit kein Rauch in Sicht aka Jetzt raucht´s wieder tierisch ist eine seltsam-alberne Mittelalterfarce, die leider nur selten zündet. Die deutsche Synchronfassung rettet da so einiges, verpassen Manfred Lehmann und Thomas Danneberg dem Film doch zusätzlichen Witz. Insbesondere Letzterer haut ein paar echte Schoten raus, die mich hier und da wirklich zum Lachen brachten. Auch gegen die Regiearbeit von Tommy Chong ist wenig einzusetzen, geriet der Film doch handwerklich recht solide.

Deutlich mehr als solide geriet die Veröffentlichung aus dem Hause Cinestrange Prime Time, die mit einer guten Bild- und Tonqualität aufwartet. Als Bonus gibt es den alternativen, deutschen VHS-Vorspann, eine Bildergalerie, den Trailer und ein Musikvideo zum Song Nadine von Chuck Berry, den Cheech Marin gar nicht mal schlecht interpretiert. Ein Booklet von Christoph N. Kellerbach rundet die Veröffentlichung ab. Insgesamt eine schöne Veröffentlichung zu einem Film, den sich wohl nur Cheech und Chong-Komplettisten ins Regal stellen werden.

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