Obwohl Schauspieler und Musiker Kiefer Sutherland auf eine eindrucksvolle Filmkarriere zurückblicken kann, feierte der Hollywoodstar seinen nachhaltigsten Erfolg auf dem Serienmarkt. Mit der Echtzeit-Agententhrillerserie 24 (2001-2010) landete er einen der großen Fernsehhits der 2000er Jahre, dessen Erfolg sich der Streamingdienst Paramount+ wohl als Vorbild nahm, um seinem Katalog um einen möglichst ebenbürtigen Knaller zu erweitern, sind doch einige Parallelen zwischen dem modernen TV-Klassiker und der neuen Serie RABBIT HOLE (2023) nicht zu übersehen. Kiefer Sutherland muss darin erneut einem übermächtigen Feind, der es auf die Macht über die USA abgesehen hat, ein Schnippchen schlagen. Ganz so eingeschlagen wie TV-Klassiker hat der 8-teilige Verschwörungskrimi allerdings nicht, denn eine zweite Staffel wird es aufgrund zu geringer Abrufzahlen nicht geben. Schon seit einiger Zeit ist die Serie via Paramount Pictures Home Entertainment hierzulande auch auf Scheibe erhältlich, wenn auch nur als DVD. Ob sich das Ganze lohnt, erfahrt ihr in unserer neuen Serienkritik.
Originaltitel: Rabbit Hole
Episoden: 8
Showrunner: Glenn Ficarra, John Requa
Drehbuch: Glenn Ficarra, John Requa, Hunt Baldwin, Thomas Aguilar, Michael J. Ballin, Weny Riss
Regie: Glenn Ficarra, John Requa, Daniel Attias, Jon Cassar, Gwyneth Horder-Payton, Batan Silva
Darsteller: Kiefer Sutherland, Meta Golding, Rob Yang, Enid Graham, Charles Dance, Walt Klinik, Alexandra Castillo…
Artikel von Christopher Feldmann
Handlung:
John Weir (Kiefer Sutherland) ist ein Profi in Sachen Wirtschaftsspionage und vermittelt seine Dienste und die seines Teams an finanzstarke Konzerne, um jeweilige Konkurrenzunternehmen zu schwächen und/oder in mediale Schieflage zu bringen. Als er eines Tages einen scheinbar simplen Auftrag seines Freundes, den Technologie-Unternehmer Miles Valance (Jason Butler Harner), übernimmt, überschlagen sich die Ereignisse. Auf einmal wird Weir wegen Mordes gesucht und sein Büro wird mitsamt Team in die Luft gesprengt. Auf der Flucht vor seinen Häschern muss Weir all seine Fähigkeiten einsetzen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Bereits zum Start bei Paramount+ war ich sehr neugierig auf RABBIT HOLE (2023). Der Trailer versprach einen klassischen Verschwörungs-/Spionagekrimi, gespickt mit reichlich Action und überraschenden Wendungen, im Grunde genommen perfektes Binge-Material für ein Wochenende auf der heimischen Couch, denn mit acht Episoden, die im Schnitt 45 Minuten lang sind, kann man durchaus etwas Zeit füllen. Wie bei so vielen Serien, die auf den ersten Blick perfekt zu den eigenen Vorlieben passen, schob ich die Sichtung vor mir her, bis die Serie irgendwann von meinem Radar verschwand. Nun schob mir Kollege Christian die drei DVDs, auf denen die acht Episoden verteilt sind, rüber, um diese zu besprechen, was fast schon überraschend war, ist Christian doch nachweislich großer Sutherland-Fan. Tatsächlich hatte ich nun das zurückliegende Wochenende genutzt, um mir RABBIT HOLE zu Gemüte zu führen, denn was man der Serie natürlich lassen muss, ist die Tatsache, dass man stets wissen möchte wie es wohl weitergeht, weshalb sich das Ganze gut zum Bingen eignet. Dennoch und so ehrlich muss man auch sein, ein neuer Knaller ist die Serie allerdings nicht geworden.
Nicht nur mit 24 (2001-2010) war Sutherland in Sachen Spionage und Verschwörungsaufdeckung unterwegs, auch mit der Serie DESIGNATED SURVIVOR (2016-2019) blieb er diesem Genre treu. Allerdings konnte die Serie, in der der Hollywoodstar sich als Präsident Widerwillen ebenfalls einer weitreichenden Verschwörung ausgesetzt sah, das Niveau der großartigen ersten Staffel nicht halten und wurde nach zwei weiteren, eher halbgaren Seasons und einer zwischenzeitlichen Übernahme durch Netflix abgesetzt. RABBIT HOLE wurde eine sehr viel kürzere Angelegenheit, hier war schon nach den veröffentlichten acht Episoden Schluss. Das mag vielleicht auch am Plot liegen, speist sich dieser doch aus zahlreichen Motiven zusammen, die man als eifriger Film- und Serienkonsument schon dutzendfach gesehen und die auch Sutherland bereits häufiger bedient hat. Im Zentrum steht natürlich der Hauptdarsteller selbst, der es abermals mit sinisteren Mächten zu tun bekommt, die die Demokratie unterwandern wollen und neben der Aufdeckung auch noch den eigenen Namen reinwaschen muss. Inhaltlich fußt RABBIT HOLE auf bekannten Politthrillern, erinnert in seiner rasanten und stets vor Paranoia triefenden Erzählweise an Klassiker wie DIE DREI TAGE DES CONDOR (1975), THE MANCHURIAN CANDIDATE (1962) oder auch THE PARALLAX VIEW (1974) und beinhaltet Elemente, die an AUF DER FLUCHT (1993) erinnern. Ständig auf der Flucht vor so ziemlich jedem, muss „John Weir“ tricksen, infiltrieren, forschen und auch gleich wieder rennen.
Viel zur Handlung will ich an dieser Stelle gar nicht preisgeben, um interessierten Zuschauern nicht den Spaß zu verderben aber RABBIT HOLE arbeitet sich schon schwer an Klischees ab. „John Weir“ übernimmt den vermeintlich simplen Auftrag, findet sich als Gehörnter in einer Verschwörung wieder, bekommt einen zunächst unfreiwilligen Sidekick und hangelt sich so von Episode und Episode, die mit voranschreitender Laufzeit immer größere Haken schlagen. Und weil es sich für eine moderne Serie so gehört, benötigt die Hauptfigur noch eine tragische Backstory, inklusive Kindheitstrauma und tonnenweise Küchenpsychologie.
RABBIT HOLE wirkt in vielen Belangen etwas abgeschmackt oder auch „old fashioned“, ähnlich wie die x-te Murder-Mystery-Serie, in der ein Ermittlerduo einen Serienkiller zu schnappen versucht. Was der 8-teiligen Hatz einen Bärendienst erweist ist tatsächlich das Konzept. Natürlich kann man aus den enthaltenen Motiven auch anno 2023 eine spannende Serie basteln, RABBIT HOLE aber dreht schon sehr auf und bewegt sich in vielen Momenten etwas zu nah an der Parodie. Jede Episode beinhaltet mindestens zwei handlungsweisende Twists, die das bereits gesehene und für bare Münze genommene auf den Kopf stellen oder gleich komplett über den Haufen werfen. Für tot erachtete Figuren sind plötzlich gar nicht mehr tot und dann irgendwie doch, jeder birgt ein Geheimnis und plötzliche Ereignisse erweisen sich als komplexe Pläne, die aus anderen Plänen heraus geplant wurden. Klingt verwirrend, ist es auch. Man muss als Zuschauer schon bei der Sache bleiben, um Sutherland in den titelgebenden Kaninchenbau zu folgen, in dem hinter jeder Ecke der nächste „Big Reveal“ lauern könnte. Dabei scheut man sich nicht davor, die „Suspension of Disbelief“ auszureizen. Mit der Logik sollte man es nicht so genau nehmen, handeln einzelne Figuren doch denkbar unglaubwürdig und würde so mancher rational handeln, würden diverse Täuschungen seitens Sutherlands Charakter gar nicht funktionieren, sei es das Spazieren in ein Polizeirevier oder eine die Besorgung eines ominösen Koffers, was stark an MISSION: IMPOSSIBLE erinnert.
Trotzdem holt Sutherland persönlich eine Menge Kohlen aus dem Feuer. Dem charismatischen Mimen ist eine Rolle wie diese natürlich wie auf den Leib geschrieben und mit seiner sympathischen Art schafft er es, den Zuschauer mitzuziehen, egal wie absurd manche Handlungsentwicklungen erscheinen. Ihm zur Seite gestellt wird Meta Golding eine ebenfalls gute Schauspielerin, die etwas Humor ins Geschehen bringt, übernimmt sie doch stellenweise den Part des Zuschauers, der auf so manch quatschigen Twist reagiert und stellvertretend für das Publikum Fragen stellen kann. Ein großer Pluspunkt ist auch Charakterdarsteller Charles Dance, der als in die Jahre gekommener Verschwörungstheoretiker und paranoider Ex-Agent für kauzigen Spaß sorgt. So schafft es RABBIT HOLE über so manche Schwäche hinweg zu unterhalten, jedoch übertreibt man es gen Ende doch etwas mit den Twists & Turns, so dass mich die Serie auf der Zielgeraden etwas verloren hat.
Paramount Pictures Home Entertainment veröffentlichte alle Episoden als DVD im Handel. Wer auf HD pocht, muss zwangsläufig zur digitalen Variante bei Amazon greifen oder ein Abonnement bei Paramount+ abschließen. Bild- und Tonqualität der DVD sind ordentlich, Extras gibt es keine.
Fazit:
Die neue Spionage-/Verschwörungsthriller-Serie RABBIT HOLE (2023) kommt nicht an den TV-Klassiker 24 (2001-2010) heran, zu oft bedient sie sich bei geläufigen Handlungsmotiven und überstrapaziert gerne den Versuch, das Publikum immer öfter zu überraschen. Wer allerdings dem Genre zugetan ist, Sutherland gerne in dieser Art Rolle sieht und auch die Logik nicht immer hinterfragt, wird mit den acht Episoden eine gute Zeit haben, denn kurzweilig sind sie auf jeden Fall geraten.
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