Lust auf knackige Mädels, prickelnde Erotik und eine spannende, wendungsreiche Handlung? Dann würde ich euch die hochkarätig besetzte 90er-Perle WILD THINGS (1998) ans Herz legen, in der ein Twist auf den nächsten folgt und Denise Richards und Neve Campbell miteinander Zärtlichkeiten austauschen, was damals sicher zahlreichen Jungs die Buxen feucht werden ließ. Aber wir befinden uns in der Kategorie „Best Worst Sequels„, weswegen wir uns folgerichtig mit Dem beschäftigen, was nachträglich unter besagtem Titel in den Videotheken platziert wurde, um noch ein paar US-Dollar einzusacken. Die Rede ist von WILD THINGS 2 (2004), einer Pseudo-Fortsetzung, die selbstverständlich Straight-to-DVD erschien. Ob man zumindest ein paar Qualitäten des Originals übernommen hat, erfahrt ihr in unserer Kritik.
Originaltitel: Wild Things 2
Drehbuch: Ross Helford, Andy Hurst
Regie: Jack Perez
Darsteller: Susan Ward, Katie Stuart, Leila Arcieri, Dorit Wolf, Brett Gilbert, Michael Chieffo, Linden Ashby…
Artikel von Christopher Feldmann
Meiner späten Geburt geschuldet, gehöre ich nicht zu denjenigen die WILD THINGS (1998) im Kino sehen konnten, sondern erst später im DVD-Zeitalter, in dem der damals noch gar nicht so alte Streifen bereits einen durchaus ansehnlichen Ruf genoss, obwohl dieser in meiner Wahrnehmung eher auf den nackten Tatsachen fußte, als auf der verschachtelten Krimihandlung, die nur so nebenbei positiv hervorgehoben wurde. Damals war ich (und das ist nicht gelogen!) doch an der Story interessiert, die einige überraschende Wendungen versprach und ich freute mich, munter miträtseln zu können, wenngleich der erotische Aspekt eine gewisse Würze versprach. Noch heute habe ich ein großes Herz für den Film, der seiner Zeit einige Wellen schlug, was vornehmlich auf die Dreierszene mit Matt Dillon, Neve Campbell und Denise Richards zurückzuführen war. Aber auch abseits dessen wusste WILD THINGS zu begeistern, gerade in Bezug auf den Plot, der einige Haken schlägt und die Besetzung, zu der auch Kevin Bacon und Bill Murray gehören, wobei letzterer einen denkwürdigen Auftritt hinlegt. Dass der etwas anrüchige Krimi insgesamt drei (!) Straight-to-DVD-Fortsetzungen nach sich zog, war mir nicht bewusst und dank meiner selbst auferlegten Aufgabe, mich durch zahlreiche unbekannte Sequels zu kämpfen, kann ich nun damit beginnen, diese „Bildungslücke“ zu schließen. Vorhand auf für WILD THINGS 2 (2004)!
Handlung:
Nach dem Tod ihres reichen Stiefvaters (Tony Denison) droht dem Luxusleben von Brittney Havers (Susan Ward) das endgültige Aus. Obendrein nehmen die Dinge eine gänzlich unerwartete Wendung, nachdem eine attraktive Mitschülerin (Leila Arcieri) Anspruch auf das Geld des Verstorbenen erhebt. Für die beiden Teenager steht alles auf dem Spiel, als sie einander in einem Kampf gegenüberstehen, der sie aus dem Gerichtssaal ins Schlafzimmer und schließlich in die gefährlichen Abgründe eines Mordkomplotts katapultiert.
WILD THINGS 2 gehört zu jener Sorte Fortsetzungen, die „just for the Money“ entstanden sind. Das Original selbstverständlich ein großer Hit in den Videotheken, wahrscheinlich auch deshalb, weil Hauptdarstellerin Denise Richards nur ein Jahr später als Bond-Girl in DIE WELT IST NICHT GENUG (1999) zu sehen war und sich Neve Campbell dank SCREAM (1996) und SCREAM 2 (1997) auf dem Höhepunkt ihrer Karriere befand. Und wer wollte den Beiden zu dieser Zeit nicht beim rumknutschen zu sehen und/oder Richards‘ entblößten Vorbau begutachten? Getreu dem Motto „Sex Sells“ beschloss man also, dem zahlenden Videothekenkunden ein Follow-Up unterzujubeln, welches eigentlich keines ist. WILD THINGS 2 hat nichts mit dem Vorgänger zu tun, die Ereignisse werden nicht mal erwähnt, obwohl die Handlung im gleichen Nobelort verortet ist. Stattdessen wird die Story des Vorgängers lediglich neu aufgelegt, inklusive leichter Variationen.
Statt der Denunzierung eines Schutzbefohlenen steht dieses Mal ein mysteriöser Todesfall und ein daraus resultierendes Erbe auf dem Plan. Das ist aber auch schon der einzige Unterschied, denn dass die beiden Mädels „Brittney“ und „Maya“ gemeinsame Sache machen, liegt ja auf der Hand. Den Kevin-Bacon-Part übernimmt dieses Mal ein Versicherungsagent, die Dillon-Rolle kommt dieses Mal als verbrecherischer Gerichtsmediziner daher, der natürlich mit den Femme Fatales durch die Federn hüpfen darf. Insgesamt klopft WILD THINGS 2 dieselben Story-Beats ab, ohne aber auch nur annähernd den Unterhaltungswert des Originals zu vermitteln. Man hat stets das Gefühl, einen billig produzierten Abklatsch zu sehen, der Spannung ebenso vermissen lässt wie knisternde Erotik. Zwar bemüht man sich natürlich die ein oder andere Sexszene und lesbische Begegnung unterzubringen, dies geschieht allerdings auf dem Niveau einer Softcore-Schmonzette und hat nie den Impact, den noch das Original hatte.
Dazu kommt noch, dass die Geschichte weitaus kruder ausfällt. WILD THINGS 2 versucht natürlich ebenfalls den Zuschauer mit zahlreichen Wendungen bei der Stange zu halten, diese fallen jedoch zum Ende hin immer wirrer und unglaubwürdiger aus. Hat man in der letzten Minute den vollen Durchblick, stellt man sich die berechtigte Frage, wie dieser Masterplan im realen Leben funktionieren soll und man kommt zu dem Schluss, dass die Protagonistin wahnsinnig viel Glück gehabt haben muss, damit dieser auch aufgeht. Dazu kommt auch noch, dass die Dialoge stellenweise schon ziemlich schlecht geschrieben sind und sich auf dem Niveau gängiger Vorabend-Seifenopern bewegen. Auch die Darsteller agieren entsprechend, wobei hier natürlich keine Prominenz zu finden ist. Hauptdarstellerin Susan Ward kennen US-Zuschauer hauptsächlich durch die Soap SUNSET BEACH (1997-1999), ansonsten trat sie meist in Gastrollen in diversen Fernsehserien auf. Ähnliches gilt für Leila Arcieri, die immerhin als Nebendarstellerin in xXx – Triple X (2002) Kinoluft schnuppern durfte. Der einzige Darsteller, der einen soliden Job macht ist Isaiah Washington, der seine Rolle als Versicherungsagent gut ausfüllt. Den Vogel schießt aber Linden Ashby als ermittelnder Detective ab, der in der Liste der lausigsten Film-Polizisten gute Chance auf ein vorderen Platz hat.
Auch inszenatorisch ist WILD THINGS 2 ein laues Lüftchen. Überzeugte das Original noch mit einer schwülen Atmosphäre, sieht das Sequel-in-the-Name-only eben wie DTV-Ware von der Stange aus. Zwar bemüht man sich mit den Everglades ein weiteres Setting in Szene zu setzen, um für Abwechslung zu sorgen, insgesamt sieht das ganze Ding einfach billig aus. Von Regisseur Jack Perez, der im Anschluss glorreiche Filmkunst wie MONSTER ISLAND (2006) und MEGA SHARK VS. GIANT OCTOPUS (2009) erschuf, war aber auch nicht sonderlich viel zu erwarten, dennoch muss WILD THINGS 2 ein Publikum gefunden haben, denn mit WILD THINGS 3: DIAMONDS IN THE ROUGH (2005) erschien nur ein Jahr später der nächste Ableger. 2010 folgte dann WILD THINGS 4, der den wundervollen Zusatztitel FOURSOME trägt. Ich bin gespannt.
Fazit:
WILD THINGS 2 (2004) ist erwartungsgemäß ernüchternd. Statt einer zumindest mit irgendeinem Bezug ausgestatteten Fortsetzung, bekommt man lediglich einen billigen Abklatsch des Originals, mit noch mehr Twists, dafür aber eher bemühter Erotik, schwachen Darstellern und günstigem Videotheken-Look.
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