Bad boys, bad boys whatcha gonna do? Whatcha gonna do when they come for you? – Nein, hier geht es nicht um das Gespann Smith/Lawrence, die für mich schon immer die lahmeren, stahlharten Profis darstellten, sondern um das heute eher unbekannte Jugendknastthrillerdrama mit einem noch blutjungen Sean Penn in der Hauptrolle. Wer könnte besser einen Bad Boy mimen? TURBINE MEDIEN veröffentlicht den spannenden Streifen jetzt als Doppel-Blu-ray, nachdem die letztes Jahr erschienene Mediabookauflage weitestgehend vergriffen ist.

Regie: Rick Rosenthal

Darsteller: Sean Penn, Reni Santoni, Esai Morales, Clancy Brown, Ally Sheedy, Jim Moody, Alan Ruck

Artikel von Christian Jürs

Obwohl ich meine Jugend zu großen Teilen in den Lübecker Videotheken verbrachte, in denen ich mit den Clubausweisen meiner Eltern freie Bahn hatte und alles leihen konnte, was nicht niet- und nagelfest war, gab es immer wieder Filme, deren Cover mich zwar anlächelten, die ich trotzdem aber immer links liegen ließ. Das alte Thorn EMI Tape von Bad Boys – Klein und gefährlich gehörte zu diesen Werken. Ob es am dämlichen, deutschen Zusatztitel lag, dass ich den Film sträflich vernachlässigte, vermag ich heute nicht mehr zu sagen.

Eigentlich hätte ich heiß sein müssen auf den Film, denn inszeniert wurde er von keinem Geringeren als Rick Rosenthal, der das von mir damals hoch geschätzte Horrorsequel Halloween 2 – Das Grauen kehrt zurück inszenierte. Ein Film, der lächerlicherweise auch heute noch auf der Liste der hierzulande verbotenen Filme verweilt, obwohl eine 16er Freigabe seitens der FSK durchausim Bereich des Möglichen läge. Ich war damals, Flohmarkt sei Dank, im Besitz der Original ITT-Contrast Video-Kassette, welche der häufigen Nutzung dankenswerterweise standhielt. Ich muss aber auch erwähnen, dass der gute Rick in meiner Gunst gesunken ist, als ich erfuhr, dass John Carpenter nochmal Hand anlegen musste, um Rosenthals Werk den letzten Schliff in Punkto Horror und Gewalt zu verpassen. Noch tiefer sank er dann im Jahr 1994, als er mit dem TV-Film Die Vögel II – Die Rückkehr ums Eck kam. Der war ihm immerhin so peinlich, dass er das Pseudonym Alan Smithee für die Credits wählte. Aber ich wusste, dass Du es warst, Rick und es bricht mir das Herz. Vom 2002 entstandenen Halloween: Resurrection fange ich erst gar nicht an, sonst kommt mir die Suppe gleich wieder hoch. Umso erstaunter war ich, als ich das Bad Boys-Mediabook von Turbine Medien erhielt und die Blu-ray in den Player warf. Sogar meine Frau, die oftmals bereits beim 20:15 Uhr Film einnickt, blieb bis immerhin ein Uhr morgens wach, um zu erfahren, ob Mick O´Brien den Jugendknast wohl heil überstehen würde.

Eben jenen sechzehnjährigen Mick verkörpert Sean Penn, dem man anfangs keine Sympathien entgegenbringen mag. Seiner liebreizenden Freundin J.C. (Ally Sheedy), ein Mädchen aus gutem Hause, kann er nicht mal antworten, als diese ihm nach einem Schäferstündchen ein „Ich liebe Dich“ entgegen haucht. Doch zu diesem Zeitpunkt ist es mit der Sympathie für ihn bei uns längst hin, da wir eingangs Zeuge werden durften, wie Mick einen Raubüberfall mit schwerer Körperverletzung in einer dunklen Gasse begann. Nicht die einzigen Straftaten, die auf sein Konto gehen. Wir wissen aber auch, dass sein Elternhaus weniger vorzeigbar ist, da Mami, statt sich um ihren Sohn zu kümmern, lieber einen Liebhaber nach dem anderen mit nach Hause bringt. Doch die Straßen von Chicago werden nicht nur von Mick unsicher gemacht. Auch Paco Moreno (Esai Morales), der wie Mick aus der Unterschicht der Gesellschaft stammt, versucht sein Glück, indem er mit seiner Gang einen Koffer voller Drogen an den Mann bringen möchte. Diesen möchte sich, neben einer weiteren Bande, auch Mick mit seinem Kumpel Carl Brennan (Alan Ruck) mit Waffengewalt aneignen. Doch die Sache geht schief. Carl und ein Mitglied von Pacos Gang sterben im Kugelhagel. Die Katastrophe ist perfekt, als Mick auf der Flucht vor der Polizei den kleinen Pablo (Ray Caballero), Pacos Bruder, überfährt und der Junge noch an Ort und Stelle verstirbt.

Mick wird verhaftet und landet aufgrund seiner Minderjährigkeit im Jugendknast, wo er zwischen den schlimmsten Gewaltverbrechern seines Alters einsitzt. Mörder, Vergewaltiger und brutale Räuber leben auch dort ihr Gewaltpotential aus, während die Wärter teils hilflos zusehen. Mit dem Sozialarbeiter Ramon Herrera (Reni Santoni) gibt es aber auch jemanden vor Ort, der Mick nicht vollkommen aufgegeben hat und ihm ein offenes Ohr anbietet. Doch der muss sich erstmal gegen die gewalttätige Hierarchie vor Ort durchsetzen. Und so dauert es nicht lange bis Mick sich erfolgreich wehrt gegen das über alles und jeden herrschenden, brutalen Duos Viking Lofgren (Clancy Brown) und Tweety (Robert Lee Rush). Fortan sorgt Mick für Ordnung und Arbeitsverteilung vor Ort, was ihm Ansehen und Hafterleichterung beschert und seinem schmächtigen, oft unterdrückten Zellengenossen Horowitz (Eric Gurry) neues Selbstbewusstsein verschafft. Doch auch von außerhalb der Jugendhaftanstalt droht Gefahr, denn Paco hat Rache geschworen für den Tod seines Bruders und lauert nun J.C. auf, an der er seine Aggressionen auslassen will.

Ich mache es kurz: Bei Bad Boys handelt es sich um Rick Rosenthals besten Film, seinen ersten Michael Myers Slasher eingeschlossen (der andere war eh unter aller Kanone). Klar, die Geschichte kommt nicht ohne Klischees und teils vorhersehbare Wendungen aus, trotzdem ist die Nummer packend und mit viel Herzblut inszeniert worden.

Der Cast ist ebenfalls allererste Sahne, allen voran selbstverständlich Sean Penn, der hier noch ganz am Anfang seiner Karriere stand. Nach Die Kadetten von Bunker Hill an der Seite des jungen Tom Cruise und der Teeniekomödie Ich glaub ich steh´ im Wald zeigte Penn hier mit einer großartigen Darstellung, dass man mit ihm noch rechnen müsste in Hollywood. Zurückhaltend und ohne das hier und da auftretende Overacting gelang es ihm, seinem anfangs noch schwer ekelhaften Charakter die Sympathien des Publikums zurückgewinnen zu lassen. Dem Brat Packer zur Seite stand eine Reihe von Jungschauspielern, deren Namen wir heute aus vielen anderen Produktionen kennen. Clancy Brown beispielsweise sagte dem Highlander: Es kann nur einen geben, war der Gegenspieler in Dexter: New Blood und trat ebenfalls in John Wick: Kapitel 4 auf. Aber auch Alan Ruck, der mit Ferris macht blau bekannt wurde und der zuletzt in FreakyKörpertausch mit Blutrausch üble Bekanntschaft mit einer Säge machte oder Ally Sheedy, die feststellen musste, dass Nummer 5 lebt, Esai Morales, der La Bamba sang und zuletzt als Bösewicht in Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil 1 auftrat oder Reni Santoni, der schon mit Dirty Harry auf Streife ging, sie alle fühlen sich fein ausgewählt an, was Bad Boys deutlich aufwertet.

Hochkarätig auch der Soundtrack von Bill Conti, der hier und da an seine Rocky-Scores erinnert, was heute kurzzeitig gewöhnungsbedürftig klingen mag, jedoch grandios in seine Zeit passt. Stimmiger kann man die Aufnahmen der damals noch dreckig inszenierten, amerikanischen Großstadtstraßen nicht unterlegen.

Bild- (1,85:1 / 1080p) und Tonqualität (Deutsch & Englisch DTS-HD Master Audio 2.0 mono) sind als sehr gut zu bewerten. Das Bonusmaterial ist recht spannend. So gibt es neben dem Trailer und einem Audiokommentar, den Hauptfilm in vier verschiedenen Fassungen. Da der Film damals bei uns um mehrere Minuten an durchaus nicht uninteressanten Handlungsszenen gestrafft wurde, gibt es hier nun die ungekürzte Fassung mit Untertiteln in den nicht synchronisierten Szenen, die alte deutsche Kinofassung, eine erweiterte deutsche Fassung und eine Retro Version in SD und 4:3 Bildformat.

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