Es gibt so Tage, da muss man sich wundern. Da wundere ich mich nicht nur über so manchen Film, der das Licht der Welt erblickte, sondern auch darüber, mit welchen befremdlichen Schlagwortzitaten die Anbieter ihre Filme bewerben. So mancher Käse kann eben nur in Hit & Run-Aktionen unters Volk gebracht werden, da darf man nicht zimperlich sein und muss die Gunst der Stunde nutzen. Also kratzt man griffig gekürzte Sätze zusammen, die kritiklose Filmblogs und YouTube-Günstlinge einst zu diesem Film in die Welt posaunt hatten, Blogs eben, die alles schreiben, nur um von den Anbietern weiterhin beliefert zu werden. So weit, wie so mancher Kollege kann ich mich aber nicht verbiegen, daher müssen das jetzt offenen Worte regeln. Ich liebe Katzen, habe sogar zwei davon, einen flauschig-dödeligen BKH und eine schizophrene EKH, und habe schon oft zur Erholung während der Arbeitszeit bei YouTube Katzenvideos geschaut. Zuhause würde ich das nie machen. Aber das ist ein anderes Thema, wenden wir uns also kurz diesem Film zu, einem Film aus den Untiefen der japanischer Gaga-Lowbudget-Produktionen, frei von Sinn und Verstand. BUSCH MEDIA GROUP brachte diesen Streifen nun als Mediabook in den deutschen Handel.
Regie: Reiki Tsuno
Darsteller: Sho Mineo, Yuya Matsuura, Ayane, Michael Aaron Stone, So Yamanaka
Artikel von Kai Kinnert
Taka ist auf der Suche nach seinem Bruder, der von einer mysteriösen Bande mörderischer, menschenhassender Katzenfrauen entführt wurde. Aus Not heraus schließt er sich zwei skurrilen Gestalten an. Als ihm ein magisches Artefakt in die Hände fällt, geraten die drei ins Visier der geschmeidigen Killermiezen und eine wilde Jagd beginnt.
Katzen sind komische Viecher, ihr Wesen ist mysteriös. Sie scheinen eine innere Welt zu haben, die sie zur Eigenwilligkeit und Gönnerhaftigkeit treibt. Ich mag das. Dementsprechend gerne schaue ich Filme, in denen Katzen eine Rolle spielen, wobei sie eher selten positiv besetzt sind. In dem tollen Cats & Dogs (2001) wollen sie die Welt beherrschen (machen sie schon), in Trickfilmen sind sie meist verpennt, dicklich und verspielt (nicht ganz unrealistisch) und in dem Hongkong-Kracher The Cat (1992) kommen sie als Alien aus dem All und sorgen so für einen völlig absurden und deftigen Actionfilm. Wobei einen dieser Film schmerzt, denn die teilweise real eingesetzte Katze (ebenso der Hund) hatten keinen Tierschutzbeauftragten. Die rücksichtslose Behandlung von Tieren zum Zwecke einer „authentischen“ Action-Aufnahme hat eine lange, tragische Tradition im Filmschaffen weltweit. Heute ist das alles zum Glück schon besser geworden.
Daher mag ich die Prämisse in Mad Cats auch (die Mad Cats sind vom Menschen zu Tode gequälte Katzen, die als menschliche Katzen-Reinkarnation zurückgekehrt sind und Rache an Tierquälern nehmen), nur schade, dass dem Regisseur Reiki Tsuno dazu nur infantiler Mist einfiel, der einem zäh und frei von Witz die Lebenszeit raubt. Rein technisch wurde der Film zwar auf sauberem Lowbudget-Niveau produziert und wählt dabei auch den typischen Stil des semiprofessionellen Kinos: Ein bisschen Arthouse, wenig Kamerabewegungen, wenig Tempo, kein Aufwand und den Rest löst man im Schnitt. So weit, so gut. Wenn man denn fehlendes Budget mit Witz und einer gewissen Spritzigkeit kaschiert. Oder wenn man überhaupt ein gutes Drehbuch hat, oder eine gute Besetzung, oder eine filmische Idee – irgendetwas, was den Verbrauch von Lebenszeit rechtfertigen könnte. Das kann Mad Cats nicht. Mad Cats kann eigentlich gar nichts, außer mir auf die Nerven zu gehen, mit seiner hirnrissig-infantilen Gaga-Furz-Miau-Kreisch-Japan-Popkultur. Was für ein Scheiß, der Film macht mich aggressiv, wenn ich nur daran denke. Und ich habe diesen Streifen viermal gesehen. Stets glaubte ich etwas verpasst zu haben, irgendeine Szene oder Idee, die diesen ganzen langweiligen Unsinn auf eine neue Ebene hebt. Ein Aha-Erlebnis vielleicht. Aber Fehlanzeige. Da ist nichts.
Auch nach viermaligem Ansehen ist der Film grottenschlecht gespielt, und das von jedem Schauspieler. Allen vorweg: Die Katzen-Ladys. Völlig ohne Charisma, eher grimassierend und augenrollend, ganz wie eine chargierende Schultheatertruppe, hampeln die Mad Cats vor der Kamera herum und sollen damit, ja was eigentlich, wie Kampfkatzen wirken. Flankiert wird die in schwarz gewandete Karneval-Sado Maso-Truppe von dümmlichen Vollpfosten, die wohl ihre Opfer sind und irgendein dämliches Holzamulett bei sich haben, das dann irgendeine Katzengöttin … was auch immer. Gibt es Gags in dem Film? Nein. Es gibt nicht einmal Timing. Es gibt auch keine Ideen, warum sollte man da also Gags einbauen, dafür benötigt man ja eine Idee – und Timing. Gibt es Action in dem Film? Nein, nur ein bisschen und das ist nicht der Rede wert. Ein paar Softair-Knarren haben digitale Schüsse verpasst bekommen, mehr nicht. Gibt es Blut? Nein. Kunstblut kostet Geld und die wenigen, digitalen Spritzer sind schnell vergessen. Man hätte das Blut vom Regisseur nehmen können, aber so weit wollte am Set wohl niemand gehen. Gibt es schwarzen Humor? Nein, außer man amüsiert sich über den zahlenden Kunden, der sich diesen Film ins Regal stellt. Das ist für mich gelebter schwarzer Humor. Wird man zumindest auf trashigem Troma-Niveau unterhalten? Irgendwie schräg-japanisch? Nein. Man wird gar nicht unterhalten. Der Film ist so träge, dröge und ohne Charme inszeniert worden, dass der Blick aus dem Fenster und das Zählen von fallenden Regentropfen deutlich unterhaltsamer ist als Mad Cats.
Mad Cats war (leider) ein völliger Reinfall. Eine Verschwendung von Zeit und Raum. Es mag sein, dass mich die Gaga-Kultur Japans nicht erreicht hat und andere Menschen sich gut über diesen Film amüsieren können – ich konnte es nicht. Der Film ist so schrecklich langweilig und missglückt, dass ich ihn am liebsten gar nicht erst gesehen hätte. Schade… Und jetzt kann ich diesen Film endlich im Katzenklo verscharren, denn da gehört er hin. Miau!
Das Bild der Blu-ray ist gut, sauber und satt, der Ton ebenso. Als Extras gibt es ein 16seitiges Booklet, ein abnehmbares Deckblatt, ein Interview mit dem Regisseur, Behind the Scenes, Original-Trailer, den deutschen Trailer und eine Trailershow.
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