Es gibt in Kürze ein Guilty Pleasure von PLAION PICTURES im Handel. Also Sonnenbrille aufgesetzt und Streichholz in den Mund gesteckt: Es ist Cobra-Zeit. Produziert von der legendären Cannon Group, säubert ein obercooler Sylvester Stallone die Straßen vom Abschaum – immer mit einem Spruch auf den Lippen. Es war mir ein Fest, den Oldschool-Reißer nach langer Zeit mal wieder in den Player zu legen. Crime is the disease. Meet the Cure. Ab geht´s!
Originaltitel: Cobra
Regie: George P. Cosmatos
Darsteller: Sylvester Stallone, Brigitte Nielsen, Reni Santoni, Brian Thompson, Andrew Robinson
Artikel von Christian Jürs
Sylvester Stallone strebte nach seinem Erfolg mit Rocky eine Schauspielkarriere im Charakterfach an. Doch abgesehen von dessen Fortsetzung und seinem zweiten Standbein Rambo sollte es an der Boxoffice nicht so recht klappen. Ambitionierte Produktionen wie Vorhof zum Paradies oder F.I.S.T. – Ein Mann geht seinen Weg enttäuschten an der Kinokasse. Als dann 1985 die unterhaltsamen, aber durchaus hohlen Actionkracher Rambo II – Der Auftrag und Rocky IV – Der Kampf des Jahrhunderts die Kinosäle aus allen Nähten platzen ließen, war klar, was das Publikum von Sly erwartete: Krawallige Action.
Das erkannten auch die Cousins Menahem Golan und Yoram Globus von der berüchtigten Cannon Group, die Stallone mit einigen Geldbündeln köderten, um gleich zwei Filme mit ihm zu produzieren. Bei ihrer zweiten Zusammenarbeit Over the Top ging die Rechnung nicht auf, der Film floppte. Die erste Produktion, um die es hier geht, konnte aber an den Kinokassen einigermaßen überzeugen. Regie bei Die City Cobra führte George P. Cosmatos, der schon bei Rambo II – Der Auftrag als Erfüllungsgehilfe von Sylvester Stallones Visionen fungierte. Jahre später erwähnte der Actionstar in einem Interview, dass der Actionthriller, an dessen Drehbuch er mitschrieb, ein durchaus guter Film hätte werden können, doch leider wollte er nur möglichst cool rüberkommen. Dies ist ihm zweifelsfrei gelungen, wie man gleich in der krachenden Eröffnungssequenz feststellen kann.
In dieser nimmt ein Psychopath (Marco Rodriguez) schwerbewaffnet die Beleg- und Kundschaft eines Supermarktes zur Geisel. Die Polizei steht machtlos vor der Tür und sieht, nachdem es zu einem gewaltsamen Todesfall kommt, nur eine Lösung: Superbulle Maria Cobretti (Sylvester Stallone), der im Original sinnvoller Marion Cobretti heißt, muss her, um den Psycho aus dem Weg zu räumen. Sehr zum Missfallen des schmierigen Detectives Monte (Andrew Robinson), der „Cobra“ für seine Wildwest-Methoden am liebsten suspendiert sehen möchte, erledigt der knallharte Cop den Geiselnehmer mit Handfeuerwaffe, Messer und ein paar coolen Sprüchen auf den Lippen („Ich verhandle nicht mit Psychopathen, ich räum sie aus dem Weg!“).
Doch damit ist nur die Spitze des Eisbergs des Verbrechens getilgt, denn der wahnsinnige Geiselnehmer war Teil einer größeren Sekte, die, angeführt vom selbsternannten Night Slasher (Brian Thompson), für Chaos und Mord auf den Straßen von Los Angeles sorgt. Immer wieder fallen der Gang unschuldige Menschen zum Opfer. Als das Fotomodel Ingrid Knudsen (Brigitte Nielsen) Zeugin eines Mordes des Night Rippers und seiner Bande wird, kann sie zwar entkommen, doch das Kennzeichen ihres Fahrzeuges verrät den Verbrechern, die innerhalb des Polizeiapparates ebenfalls Mitglieder beherbergen, die Identität der Schönheit. Um ihr Leben zu schützen stellt Polizeicaptain Sears (Art LaFleur) Cobra und seinen Zuckersüchtigen Partner Gonzales (Reni Santoni) als Babysitter für die junge Frau ab. Doch das hält den Night Ripper nicht davon ab, perfiede, brutale Mordanschläge auf Ingrid zu verüben.
Clint Eastwoods Dirty Harry stand Pate bei Die City Cobra, weswegen Andrew Robinson und Reni Santoni, die im Originalfilm ebenfalls dabei waren, hier zu sehen sind. Doch auch wenn Harry und Maria/Marion das Recht in die eigene Hand nehmen, Callahan war stets ein verletzlicher, normaler Mensch, der auch mal Schläge – oder ein Messer – einstecken musste, während Maria / Marion Cobretti hingegen eine unverwundbare Kampfmaschine darstellt. Cobra räumt alles und jeden aus dem Weg, ohne eine Verletzung dabei wegzutragen oder jemals auch nur im Entferntesten Furcht zu verspüren. Er ist ein Comicsuperheld wie er im Buche steht, cooler als Wolverine und Deadpool zusammen. Ist der Film ein zeitloser Klassiker? Nein, ganz und gar nicht – er galt damals schon als trivialer Reißer. Liebe ich Die City Cobra trotzdem, oder gerade deswegen? Ja, auf jeden Fall, ist er doch schönster 80´er Pulp – halt ein Cannon Group-Film, wie er im Buche steht.
Plaion Pictures bringt den Action-Kultfilm neu remastert im Mediabook auf den Markt. Mir lagen lediglich die Sichtungs-Rohlinge vor, weswegen ich zum 20-seitigen Booklet leider keine Auskünfte geben kann. Wohl aber zur Qualität und dem restlichen Bonusmaterial. Fangen wir mit der Bild- und Tonqualität an. Das Bild ist durchaus gut, allerdings kann ich im direkten Vergleich zu meiner alten Blu-ray kaum nennenswerte Veränderungen feststellen. Lediglich das Warner-Logo zu Beginn war auf der ursprünglichen Scheibe ausgetauscht worden gegen eine neuere Variante, während hier das Oldschool-Achtziger-Design erstrahlt. Was den Ton betrifft, so meine ich, dass die neue Scheibe hier ein wenig klarer klingt (vielleicht irre ich mich aber auch und meine Ohren spielen mir einen Streich – wesentlich ist der Unterschied auch hier jedenfalls nicht). Ganz klar gewonnen hat das Mediabook beim Bonusmaterial. Während damals lediglich ein Audiokommentar von George P. Cosmatos, der US-Trailer und eine Featurette dabei waren, kommen hier diverse, ziemlich informative Interviews (u.a. mit Brian Thompson und Andrew Robinson), sowie der deutsche Trailer, gut zehn Minuten an geschnittenen Szenen und eine Bildergalerie obendrauf.
Wer den Film also noch nicht im Regal hat, sollte zuschlagen, alle anderen müssen überdenken, ob sich das Update für sie lohnt.
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