Don´t call me babe! – Die stylische Comicverfilmung mit Silikon-Busenwunder Pamela Anderson sollte Mitte der Neunziger der neue, heiße Scheiß werden. Doch, auch wenn irgendein Spaßvogel im Wikipedia-Eintrag des Filmes tönt, er sei ein kommerzieller Erfolg gewesen, so soff der Streifen doch gnadenlos an der Kinokasse ab und wurde vom Publikum belächelt. Am Ende sprang immerhin eine Goldene Himbeere für Pam als schlechteste Newcomerin dabei heraus. TURBINE MEDIEN möchte uns nun eines Besseren belehren und spendierte dem Science-Fiction-/Action-/Erotik-Krimi eine edle Steelbook-Edition mit Full-Slip in zwei Covervarianten. Darin enthalten ist die Kinofassung erstmalig auf 4K UHD-Scheibe mit HDR und Dolby Vision, sowie verbessertem 5.1- und 2.0-Tonmix und die Unrated Fassung auf beiliegender Blu-ray. Besser kamen Pamela Andersons Atombomben nur im Privatvideo mit Tommy Lee zur Geltung (leider nicht im Bonusmaterial enthalten!).

Regie: David Hogan

Darsteller: Pamela Anderson, Temuera Morrison, Steve Railsback, Xander Berkeley, Udo Kier

Artikel von Christian Jürs

Was für den einen ein Albtraum ist, ist ein Traum für die anderen. So zum Beispiel die Titelsequenz, in der Barb Wire (Pamela Anderson) einen erotischen Bühnentanz im hautengen Latexanzug zum Besten gibt, während sie von einem Wasserstrahl sauber gespritzt wird. Diese Erotikfantasie heranwachsender Teenager beruht angeblich auf einem schlechten Traum der Darstellerin, in dem sie, während sie lasziv tanzte, mit Schampus vollgespritzt wurde (jawohl, mit Schampus, nicht was Ihr denkt, Ihr Schmutzfinken!).

Zugegeben, die Nummer ist sehr ästhetisch gefilmt und mit dem Song Word Up von Gun absolut passend unterlegt. Hier darf die 4K-Scheibe dann auch gleich zeigen, was sie draufhat, sehen die Regentropfen doch, glasklar aus, während auf der Blu-ray der ein- oder andere Pixel durchaus erkennbar ist. Der Vorspann ist schon geil, allerdings auch harmloser als die Sexy Sportclips, die man nachts im Kabelfernsehen bewundern kann. Schuld daran ist natürlich einmal mehr die prüde MPAA, die das obszöne Räkeln als nicht sittlich betrachtete und einige Details entfernen ließ. Ich rate dazu, auch wenn die UHD-Variante etwas besser ausschaut, die ersten zwölf Filmminuten von der Unrated-Version auf Blu-ray zu genießen, da sämtliche Zensurschnitte während der Tanzszenen im Nachtclub Barb Wires gesetzt wurden. Erwartet aber nicht zu viel, außer etwas lustvollem Stöhnen und mehr Nippelaction gibt es nichts Jugendgefährdendes zu sehen.

Blöd für einen der schwanzgesteuerten Gäste, dass er beim Anblick der feuchten Tanzaction nicht an sich halten kann und die magischen Worte: „Zieh Dich aus, Babe!“ ausspricht. Resultat: Die Gute nutzt ihre Fußbedeckung als Wurfgeschoß und leistet eine Punktlandung mit ihrem Pfennigabsatz in der Stirn des Proleten, der daraufhin zu Boden geht. Wie eingangs erwähnt: Niemand nennt Barb Wire ungestraft Babe! (und niemand nennt McFly eine „feige Sau“!).

Die Geschichte in Barb Wire ist übrigens in der (damaligen) Zukunft angesiedelt – im Jahr 2017. Ein Problem, welches oftmals Hollywood-Zukunftsvisionen haben, denn jahreszahltechnisch ist nicht nur Barb Wire, sondern auch Klassiker wie Terminator, Die Klapperschlange, Zurück in die Zukunft 2 und viele weitere, längst überholt.

Jedenfalls ist die Welt, insbesondere die USA, mal wieder im Arsch. Ein zweiter Bürgerkrieg ist ausgebrochen und nur noch wenige Orte leben in Freiheit. Barb, die ihren Club erfolgreich auf Vordermann gebracht hat, verdient sich aber den Großteil ihrer Kohle mit der Befreiung von Kronzeugen und Entführungsopfern, die von ihren Häschern gefangen gehalten werden. Ob in Sachen Kampfsport oder an der Waffe, Barb Wire, die bürgerlich eigentlich Barbara Kopetzki heißt, ist als Kopfgeldjägerin erfolgreicher als Colt Seavers in diesem Metier.

Alles läuft bestens für Barb, bis plötzlich ihr einstiger Geliebter Axel Hood (Temuera Morrison) in der Stadt auftaucht und seine Ex-Geliebte um Hilfe bittet. Er besitzt Informationen über die heiß begehrte Waffe Plastex, hinter der das regierende Regime, vertreten durch den diabolischen Colonel Pryzer (Steve Railsback – nur original mit Nazi-Uniform), ebenso scharf ist wie die Widerstandskämpfer. Zögernd, stimmt Barb zu, doch damit gerät sie in ein Netz aus Intrigen, Mord und Totschlag.

Barb Wire ist alles, nur kein guter Film. Dafür ist er aber ein herrliches Trashfest, dass 98 Minuten lang Vollgas gibt. Geballer, Explosionen, nackte Haut und Rocksongs dominieren das Geschehen. Steve Railsback und seine Mannen geben die bösen Zukunfts-Nazis, die junge, halbnackte Frauen mit fiesen Plastikarmaturen foltern, was herrlich trashig wirkt. Auch schauen immer wieder Gaststars vorbei. Von Udo Kier als kahlköpfige, rechte Hand Barb Wires, zu Xander Berkeley als schmieriger, bestechlicher Polizeichef bis hin zu Clint Howard, es gibt viele bekannte Gesichter zu sehen.

Auch die deutsche Synchro ist allererste Sahne, stammt sie doch aus der Feder von Arne Elsholtz, der es sich nicht nehmen ließ, Steve Railsback zu vertonen. Außerdem sind noch Manfred Lehmann, Helmut Krauss, Patrick Winczewski und Udo Kier himself dabei. Diese hochwertige Vertonung wertet den Streifen natürlich deutlich auf.

Die durchaus geringe Laufzeit von 98 Minuten kommt dem Zuschauer sehr entgegen, weswegen hier niemals Langeweile aufkommt. Auch die aufwendig gebauten Sets sehen dufte aus, auch wenn man die Studioluft im Nachtclub quasi riechen kann. Trotzdem, hier kann sich eine aktuelle 100 Millionen Dollar-Produktion wie The Expendables 4 eine fette Scheibe von abschneiden. Leider, und das ist das große Manko von Barb Wire, nimmt der Film sich, trotz seiner ironischen Brechungen, immer noch zu ernst um als gelungen bezeichnet zu werden. Hätte man noch mehr auf die trashigen Aspekte gesetzt und dem Ganzen mehr Witz verpasst, es hätte ein echter Kultfilm werden können. So bleibt der Film ein spaßiges Ninetees-Trashvehikel, dass an einem bierseligen unterhält. SchleFaZ-Potential besitzt der Film aber definitiv.

Fans werden an der Veröffentlichung von Turbine Medien allerdings nicht vorbeikommen. Nicht nur, dass das Coverdesign ein Augenschmaus ist, auch die Qualität (insbesondere auf der 4K-Scheibe) ist einfach grandios. Im Bonusmaterial befinden sich neu aufgezeichnete Interviews mit Produzent Todd Moyer, Kostümdesignerin Rosanna Norton und Visual Effects Supervisor Chris Brown, ein Making Of, eine Promofeaturette, die Unrated-Version (wahlweise auch im Oldschool 4:3-Bildformat), Outtakes von der sich im Wasserstrahl räkelnden Pamela Anderson und Trailer.

Turbine-Shop:

Steelbook – Cover A

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