Bis die fünfte Staffel des Netflix-Serienhits STRANGER THINGS (seit 2016) erscheint, müssen sich Fans von Young-Adult-Horror mit Retrocharme noch ein wenig gedulden. Um die Wartezeit zu überbrücken, empfiehlt sich ein Blick auf die spanisch-uruguayische Produktion THE BOOGEYMAN – ORIGINS (2023), die tonal nicht nur stark an die beliebte Serie erinnert, sondern auch Elemente aus Stephen Kings ES (1986) verarbeitet. Busch Media Group hat das gruselige Jugendabenteuer nun im Heimkino veröffentlicht.
Originaltitel: El hombre del saco
Drehbuch: Juma Fodde
Regie: Ángel Gómez Hernández
Darsteller: Javier Botet, Iván Renedo, Claudia Placer, Lorca Gutiérrez Prada, Lucas Blas, Carla Tous, Guillermo Novillo…
Artikel von Christopher Feldmann
Handlung:
In der Kleinstadt Gador verschwinden seit Jahren Kinder unter mysteriösen Umständen. Eine Handvoll Teenager fasst den Plan, dem dunklen Geheimnis auf den Grund zu gehen. Die Spur führt zu einer verfallenen Villa, hinter deren Mauern die schlimmsten Alpträume lebendig werden.
Als Netflix 2016 STRANGER THINGS in die heimischen Wohnzimmer brachte, trat der Streamingdienst damit ein ganzes 80er-Revival los, zumindest in filmischer Hinsicht. Plötzlich waren Kinder und Teenager mit reichlich Abenteuer- und Entdeckungslust wieder gefragt, die Geschichten speisten sich aus Versatzstücken zusammen, die bereits entweder von Stephen King zu Papier gebracht und/oder von Steven Spielberg auf Film gebannt wurden. Mittlerweile hat sich redundante Nostalgie etwas totgelaufen, so dass sich meine Erwartungen an THE BOOGEYMAN – ORIGINS (2023) in deutlich messbaren Grenzen hielten, befürchtete ich doch das übliche Mash-Up aus eben STRANGER THINGS und THE GOONIES (1985), zahlt allein schon das Cover-Artwork der deutschen Blu-ray-Veröffentlichung deutlich auf den Serienhit der Duffer-Brüder und den von Spielberg produzierten Klassiker ein. Kinder und Jugendliche auf Fahrrädern leuchten mit der Taschenlampe in die Dunkelheit, im Hintergrund ist eine zumindest auf dem Papier angsteinflößende Kreatur zu sehen.
Und auch wenn der Streifen wie bereits befürchtet wirklich gar nichts Neues erzählt, sondern sich nur aus bereits etablierten Tropes zusammenspeist, hatte ich dennoch eine gute Zeit mit ihm. Das liegt in erster Linie an den sympathischen Figuren, denen zwar wenig Hintergründe zugesprochen werden, die aber ausreichend zu tun bekommen und die Geschichte tragen können. Tatsächlich atmet THE BOOGEYMAN – ORIGINS etwas den Geist des bereits erwähnten Kultfilms von Richard Donner, so machen die Charaktere Spaß und schreiten quirlig zur Tat, wenn es darum geht das zu Grunde liegende Geheimnis um den „schwarzen Mann“ zu lüften.
Dieses ist natürlich auch nur eine Art Best-Of bereits erzählter Geschichten. Es geht um eine unheimliche Gestalt, die Kinder entführt und das über Jahrzehnte. Dabei spielen ebenso eine alte, verfallene Villa, sowie ein einschneidendes Ereignis in der Vergangenheit eine gewichtige Rolle. Und eine Figur in Form eines Erwachsenen, der den Erklärbär spielt und den Kids zur Seite steht, gibt es natürlich auch noch. Tatsächlich verwebt der Film jedes noch so abgedroschene Klischee, fühlt sich aber dennoch rund an. Lediglich die Spannungssequenzen bleiben etwas handzahm, bekommt man doch relativ wahllos eingestreute Jump-Scares präsentiert. Hier wäre deutlich mehr Potenzial vorhanden gewesen, um effektiven Horror zu kreieren aber wahrscheinlich sollte der Film gut für die breite Masse gut bekömmlich sein. Immer dann wenn eine Figur auf den „schwarzen Mann“ trifft, ist der Moment auch schnell wieder vorbei, etwas mehr Screentime hätte dem Antagonisten gut zu Gesicht gestalten, ist dieser doch eigentlich ganz cool geraten.
Dieser wird als Kreatur etabliert, deren Körper mit einem Leinensack verschmolzen scheint, der als wiederkehrendes Motiv eingesetzt wird. Optisch sieht das Ganze schnieke aus, vor allem weil man größtenteils auf digitalen Budenzauber verzichtete und mit Javier Aliaga einen renommierten Make-Up-Artist an Bord hatte. So atmet THE BOOGEYMAN – ORIGINS auch auf positiver Seit den Geist vergangener Tage, auch wenn man sich etwas mehr Kreativität im Drehbuch gewünscht hätte. Einzig bei den Kids zielt man zur Abwechslung mal nicht auf die Ängste, sondern auf die Schuldgefühle, was den Figuren zumindest noch eine nette Note verleiht. Inszenatorisch ist Alles relativ sauber und mit rund 90 Minuten Spielzeit angenehm kurzweilig.
Busch Media Group spendierte dem Gruselfilm, der auch in Spanien gedreht wurde, eine Blu-ray- und DVD-Ausgabe. Uns lag zur Sichtung der Blauling, inklusive Wendecover ohne FSK-Siegel vor. Bild- und Tonqualität sind auf dem gängigen Level, als Extra gibt es den Trailer.
Fazit:
THE BOOGEYMAN – ORIGINS (2023) ist charmanter Grusel für Fans von STRANGER THINGS (seit 2016), THE GOONIES (1985) und Stephen Kings ES (1986), sowie dessen filmische Adaptionen. Zwar bedient der Streifen gängige Klischees, die bereits in artverwandte Produktionen, die besonders auf Retro-Feeling setzen, zum Einsatz kamen und bleibt vor allem in den Horrorszenen etwas zu lasch, insgesamt punktet das Ganze aber mit ordentlichem Creature-Design, kurzweiligem Erzähltempo und charmanten Figuren. Für Fans des Genres auf jeden Fall einen Blick wert.
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