Auch wenn der Frühling angekommen ist, solltet Ihr Euch diesen Weihnachtsfilm nicht entgehen lassen, der bei uns auch im Kino deutlich zu spät, nämlich Ende Januar, angelaufen ist. Jetzt hat UNIVERSAL PICTURES die, zurecht mit mehreren Preisen ausgezeichnete, Tragikomödie im Heimkino veröffentlicht. Begleitet mich auf meiner Reise ins winterliche Neuengland des Jahres 1970, wo ein griesgrämiger Lehrer die Ferienaufsicht über die an den Weihnachtsfeiertagen in der Privatschule gebliebenen Schüler übernimmt. Vorprogrammiertes Chaos inklusive.

Originaltitel: The Holdovers

Regie: Alexander Payne

Darsteller: Paul Giamatti, Dominic Sessa, Da´Vine Joy Randolph, Brady Hepner, Carrie Preston

Artikel von Christian Jürs

Bei den Golden Globes konnte Paul Giamatti für seine Darstellung in Alexander Paynes (Sideways) The Holdovers den Preis als bester Hauptdarsteller in der Kategorie Musical/Komödie einheimsen. Im Anschluss feierte er die Auszeichnung gebührend bei einem Burgermenu einer Fast Food-Kette. Klingt schräg? Nun, nicht halb so schräg wie die Figur, die er im Film darstellt.

Paul Hunham lautet sein Rollenname. Der ist ein engstirniger Lehrer mittleren Alters eines Elite-Internats namens Barton Academy in Neu England, welches er bereits als Schüler besuchte. Hunham ist ein Einzelgänger, der zeitlebens unter einem Glubschauge (welches im Film beabsichtigt stetig wechselt!) und einer Stoffwechselstörung leidet. Weihnachten des Jahres 1970 steht vor der Tür. Doch zum Ferienbeginn können nicht alle Schüler heim zu ihren Eltern fahren. Fünf Sprösslinge verbleiben in der Schule, gemeinsam mit der Haushälterin Mary Lamb (Da´Vine Joy Randolph), die einen schweren Schicksalsschlag verarbeiten muss, und eben Paul Hunham, der, nachdem er, aufgrund seiner Strenge und festgefahrenen Standpunkte, den Sohn eines reichen Spenders durch die Prüfung seines Kurses über Antike Zivilisationen rasseln ließ, zum Ferienstrafdienst vom Rektor Dr. Woodrup (Andrew Garman) verdonnert wird. Ihm obliegt die Aufsichtspflicht über die minderjährigen Schüler über die Ferienzeit, was weder ihm noch den Schülern, die ihn allesamt für einen furchtbaren Kotzbrocken halten, gefällt.

Während ihre Mitschüler die Ferien daheim genießen, quält Woodrup die fünf Schüler mit frühen Weckzeiten, zusätzlichem Unterricht und sportlichen Aktivitäten draußen bei Eiseskälte. Doch das Martyrium hat für die Jugendlichen schnell ein Ende, als der reiche Vater eines der Schüler mit dem Helikopter anreist, und allen Kids anbietet, sie in ein Urlaubs-Skigebiet mitzunehmen. Glücklich und dankend nehmen die Kids das Angebot an. Alle, bis auf einen.

Denn leider ist die frisch mit einem neuen Mann (Tate Donovan) vermählte und verliebte Mutter (Gillian Vigman) des Außenseiterschülers Angus Tully (Dominic Sessa) nicht erreichbar. Und so bleiben Woodrup, Haushälterin Mary und Schüler Angus allein zurück in der Barton Academy. Für den Schüler eine Katastrophe, ist ihm der strenge Lehrer doch höchst unsympathisch und auch Woodrup ist wenig glücklich mit der Situation, gilt Angus doch als talentiert, aber schwierig. Aus mehreren Schulen ist der rebellische Teenager bereits geflogen. Die Barton Academy ist seine letzte Chance, sonst schicken seine Mutter und sein Stiefvater ihn auf die Militärakademie, von wo aus es direkt nach Vietnam gehen würde. Also versuchen die drei Überbleibsel, das Beste aus ihrer gemeinsamen Zeit zu machen. Nach und nach machen sie dabei tatsächlich ein paar Schritte aufeinander zu und beginnen, einander besser zu verstehen und zu achten.

Ursprünglich als Pilotfilm einer TV-Serie gedacht, bat Regisseur Alexander Payne (Downsizing) den Drehbuchautoren David Hemingson, sein Skript zu einem Kinofilm umzufunktionieren. Dabei heraus kam eine Mischung aus The Breakfast Club und Der Club der toten Dichter in der Light-Version. Einfach perfektes Wohlfühlkino, bei dem die 133 Minuten wie im Flug vergehen. Dies ist vor allem dem grandiosen Cast zu verdanken. Nicht umsonst wurden Film, Drehbuch, Schnitt, Hauptdarsteller Paul Giamatti und Nebendarstellerin Da´Vine Joy Randolph für den Oscar nominiert. Letztere bekam den Preis dann auch ausgehändigt, während Giamatti und der Film sich dem Oppenheimer-Hype geschlagen geben mussten.

Mir lag zur Rezension die Blu-ray vor. Diese besticht durch eine tolle Bildqualität (wobei der Film künstlich auf alt getrimmt wurde) und ebensolchen Ton. Als Bonus gibt es ein alternatives Ende, unveröffentlichte Szenen, sowie zwei weitere Featurettes.

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