In den Köpfen meiner Generation und den noch älteren Boomern, ist Zachi Noy der stets lustige Dicke aus den Eis am Stiel-Filmen, die es immerhin auf acht Teile, ein Spin-Off, ein US-Remake und später auch noch einen neunten Teil, der aber eher eine Neuverfilmung als eine Fortsetzung ist, gebracht hat. Zachi trat als einziger des Jungen-Trios in all´ diesen Filmen (mit Ausnahme des US-Remakes) auf, was seinen Ruf nur noch weiter festigen sollte. Doch hinter der lustigen Fassade des israelischen Komikers verbirgt sich eine verletzliche Seele, die der Schauspieler, in dieser Biographie aus dem Hause BASIC ERFOLGSMANAGEMENT, dem Autoren Martin Hentschel offenbarte.

Autor: Zachi Noy, Martin Hentschel

160 Seiten – schwarzweiss

Artikel von Christian Jürs

Erschreckend, wie schnell die Zeit vergeht. Von 1978 bis 1988 entstanden die populären acht Eis am Stiel-Filme, die mir meine Eltern während meiner Kindheit nicht aus der Videothek leihen wollten (Chuck Norris-Reißer hingegen waren vollkommen okaySex aber ist böse). Glücklicherweise liefen die ersten Teile der Kultreihe dann aber relativ zeitnah auf dem damaligen Tittensender RTL+, wo ich mich freilich nicht mehr davon abhalten ließ, zumindest die ersten Teile zu schauen. Dabei fiel mir schnell auf, dass der erste Film, der die drei Freunde Benny, Johnny und Bobo während ihrer Sturm- und Drangzeit begleitete, nur bedingt als Komödie durchging und durchaus ernste Züge an den Tag legt. Bei den Sequels sah das später ganz anders aus.

Gleiches lässt sich, nachdem ich mir Ich hasse Eis am Stiel: Shalom du pralles Leben! durchgelesen habe, auch über den Werdegang und die Person Zachi Noy sagen, denn dessen Leben begann wenig spaßig. Ohne Euch zu viel aus dem Buch, in dem er aus dem Nähkästchen plaudert, vorwegzunehmen: Zachi musste bereits als Kind viel Häme aufgrund seiner Leidenschaft zu essen über sich ergehen lassen, wurde gemobbt und sogar vergewaltigt. Seine Mutter, die unter einer psychischen Störung litt, machte es ihm außerdem immer wieder schwer.

Doch Zachi ließ sich nicht unterkriegen und begann schließlich, seinen Traum zu leben. Zunächst als Alleinunterhalter, dann als Live-Act für Soldaten, nachdem er selbst mehr schlecht als recht seine Grundausbildung absolvierte. Ehe der „lustige Dicke“ endlich beim Film landen konnte, erlebte er leider noch schreckliche Kriegsmomente in Israel. Doch die Zeiten besserten sich schließlich für ihn.

Eis am Stiel von Regisseur Boaz Davidson (heute als Produzent vieler Actionfilme bekannt) wurde schließlich ein großer Hit. Doch jeglicher Versuch, auch im ernsten Bereich Fuß zu fassen, wie etwa 1979 mit dem Drama Der Magier, scheiterten kläglich. Das Publikum wollte Johnny und bekam ihn auch in den Folgejahren immer wieder. Doch bereits die Dreharbeiten zum ersten Teil waren wenig rosig. Zachi selbst redet im Buch von Qualen und Erniedrigungen.

Bei den Produzenten Yoram Globus und Menahem Golan blieb er aber in guter Erinnerung, weswegen er u.a. später auch im Franco Nero Reißer Ninja – Die Killermaschine besetzt wurde. Ein Dreh, den Zachi Noy noch gut in Erinnerung hat, aufgrund einer Dame namens Lucy. Was da vorgefallen ist, müsst Ihr aber im Buch nachlesen. Glücklicherweise lernte er nur wenig später seine Herzensdame kennen, wovon natürlich ebenso berichtet wird, da Zachi seine Familie sehr liebt und sie dem, mittlerweile zum Großvater gereiften, Mimen extrem wichtig ist.

Doch natürlich kommen auch Filmfans voll auf ihre Kosten, da viele Anekdoten über Dreharbeiten zum Besten gegeben werden. So erfahren wir pikante Details über die Arbeit mit J. Lee Thompson und Rock Hudson zu Der Ambassador, dem fix heruntergekurbelten Hasenjagd 2.Teil, dem langsamen Ausbluten der Eis am Stiel-Reihe oder dem von ihm gehassten Kokosnüsse und Bananen, in dem eigentlich David Hasselhoff die Hauptrolle übernehmen sollte. Robert Englund, Roy Black, William Hurt, Tobe Hooper und ein Dreh mit Oliver Reed und Jan-Michael Vincent in Russland – Zachi trat neben vielen Genregrößen auf, meist in Filmen, deren Dreh alles andere als reibungslos ablief. Anekdoten über das Deutsche Fernsehen, etwa die Erotiksendung Peep! mit Verona Feldbusch finden hier ebenso Erwähnung wie seine angeschlagene Gesundheit aufgrund von Nikotin und Alkoholgenuss.

Zachi Noy und Co-Autor Martin Hentschel schufen eine extrem kurzweilige Biographie über einen sympathischen Mimen, der mehr zu erzählen hat als nur alte Eis am Stiel-Anekdoten. Ein flotter Schmöker, den ich wärmstens empfehlen kann.

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