Was zum Geier habe ich da gerade gesehen? CAPELIGHT PICTURES, ich mache Dich für kommende Albträume verantwortlich! Wobei, ich habe ja selbst schuld, denn der Verleiher spielte von Anfang an mit offenen Karten, wirbt er doch mit dem legendären Rotten-Tomatoes-Kritikerscore von 0%, den dieser Kinderfilm des Schreckens ergattern konnte. Ich kann also nicht behaupten, man hätte mich nicht gewarnt. Es ist wie bei einem schlimmen Verkehrsunfall – man will es eigentlich nicht sehen, kann aber einfach nicht wegschauen. Es gibt aber einen guten Grund, sich dieses Fest aus Pupsen, Rotze und Harninkontinenz ins Sammlerregal stellen sollte, zumindest, wenn man zur Mediabook-Version greift.
Alter dt. TV-Titel: Die Schmuddelkinder
Regie: Rod Amateau
Darsteller: Mackenzie Astin, Anthony Newley, Katie Barberi, Phil Fondacaro, Ron MacLachlan
Artikel von Christian Jürs
Die Idee hinter The Garbage Pail Kids Movie war eigentlich gar nicht übel. Die skurrilen Figuren waren einst die anarchische Antwort auf Sammelkarten, die in den USA zusammen mit Kaugummis verkauft wurden. Nur waren diese Bilder halt nicht niedlich und kindgerecht, sondern bestanden aus merkwürdigen Kids, teilweise mit Krokodilkopf, Eiterpickeln und Co. Da die schrägen Monsterkinder einschlugen wie eine Bombe, dachten sich die damaligen Major Studios Orion Pictures und MGM, es wäre eine gute Idee, hieraus einen Familienfilm zu machen. Sie lagen falsch!
Der junge Teenager Dodger (Mackenzie Astin) hat so seine Probleme mit ein paar älteren Bullies an seiner Schule, die ihm regelmäßig das Geld abknöpfen und ihn demütigen. Zur Ablenkung arbeitet er im Antiquitätenladen von Captain Manzini (Anthony Newley). Dort entdeckt der Junge eine merkwürdige Blechmülltonne aus dem Weltall (!), vor der sein Boss ihn allerdings warnt. Dodger dürfe keinesfalls den Mülleimer öffnen, sonst würde schreckliches passieren. Natürlich dauert es nicht lange und der Deckel ist vom Eimer, woraufhin neben grünlichem Schleim auch sieben kleinwüchsige Außerirdische aus dem eigenwilligen Weltraumgefährt krabbeln: die titelgebenden Schmuddelkinder. Diese sehen nicht nur seltsam aus, sie sind es auch. So besitzt einer von ihnen einen Krokodilkopf, isst gern Menschenzehen und hört auf den Namen Ali Gator (Kevin Thompson), während das einzige Mädchen der Truppe, Valerie Vomit (Debbie Lee Carrington – die Kleinwüchsige aus Total Recall: Die totale Erinnerung), dauerhaft klebrige Popelrotze unter der Nase trägt. Ein anderer von ihnen ist übersät von Eiterpickeln und einer schaut aus, als habe man Charlie Brown mit Will Ferrell gekreuzt (kein Witz).
Captain Manzini ist außer sich. Verzweifelt versucht er, die eigenartigen Wesen durch Zauberei wieder in den Blecheimer zu sperren, während Dodger ein besonderes Talent bei den Garbage Kids entdeckt. Sie haben nämlich eine besondere Schneiderbegabung und fertigen enorm hippe Klamotten, auf die die bildhübsche Tangerine (Katie Barberi) aufmerksam wird, die zwar zur Bande der Schulbullies gehört, in die Dodger aber, trotz Altersunterschied, verschossen ist. Er verspricht ihr mehrere Exemplare der „neuen Kollektion“ und bittet die außerirdischen Mülleimerkids, diese für ihn zu schneidern. Vergnügt willigen sie ein (einmalige Musicalnummer inklusive). Dodger wittert seine Chance bei der heißen Tangerine, doch die will ihn nur ausnutzen und auch die Schmuddelkinder haben irgendwann genug vom Schneidern und ziehen hinaus ins Nachtleben, wo sie für allerlei Chaos sorgen.
Nur ein Jahr nach dem Kinokassen-Rohrkrepierer Howard the Duck – Ein tierischer Held wagte man sich in Hollywood leichtsinnigerweise an einen weiteren Film mit starr blickenden, kaum beweglichen Puppen. Doch während man Howard trotzdem Persönlichkeit abnehmen konnte, wirken die Figuren hier schrecklich künstlich und altbacken getrickst. So richtig anlasten möchte man dies dem Effektekünstler John Carl Buechler (Freitag der 13. Teil VII – Jason im Blutrausch) eigentlich nicht, denn ursprünglich sollte er den Film auch inszenieren und hatte dabei einen Horrorfilm im Kopf, in dem die Garbage Kids tatsächlich Puppen sein sollten, die zum Leben erwachen. Es wäre mit Sicherheit ein besserer Film geworden, denn als Familienkomödie voller Pipi, Rotze und Furzwitzen, funktioniert The Garbage Pail Kids Movie so gar nicht – außer, man ist großer Trashfilmfan. Dann kann man durchaus Spaß an dem Fiasko haben. Mieses Drehbuch, üble Effekte und Darsteller, die nicht wissen, wie sie sich in dem Szenario verhalten sollen: Oliver Kalkofe und Peter Rütten, bitte übernehmen Sie.
Es gibt aber auch für Nicht-Schrottfilm-Fans einen guten Grund, sich zumindest das Mediabook zuzulegen. Denn darin befindet sich auf einer Bonusscheibe die fast zweistündige Dokumentation 30 Years of Garbage: The Garbage Pail Kids Story, die sich ausgiebig mit dem Phänomen der damals sehr erfolgreichen Sammelkarten befasst und die Leute hinter den Kulissen zu Wort kommen lässt. Diese ist wirklich kurzweilig und sehenswert und rechtfertigt den Erwerb der Prämium-Edition.
Aber auch sonst überzeugt die Veröffentlichung aus dem Hause Capelight Pictures wie gewohnt. Bild- und Tonqualität des Films sind sehr gut und an weiterem Bonusmaterial wurde ebenfalls nicht gespart. So gibt es diverse Interviews, Trailer und ein informatives Booklet, verfasst von Marco Heiter. Mag der Film auch furchtbar sein, diese Veröffentlichung ist es nicht!
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