Jack Finneys Kultroman Die Körperfresser kommen wurde bis heute offiziell viermal verfilmt (günstig produzierte Plagiate nicht mitgerechnet). Doch während der 1956´er Streifen Die Dämonischen und vor allem die Interpretation aus dem Jahr 1978 mit Donald Sutherland sich zu Kultfilmen mauserten, soffen die schreckliche Verfilmung von Oliver Hirschbiegel (Invasion – 2007) und auch die hier vorliegende Version von Regisseur Abel Ferrara (Bad Lieutenant) an der Box Office gnadenlos ab. PLAION PICTURES spendierte der 1993´er Verfilmung hierzulande eine HD-Erstveröffentlichung im Mediabook. Ein guter Grund, dem Film nochmal eine Chance zu geben.
Originaltitel: Body Snatchers
Dt. Alternativtitel: Body Snatchers – Angriff der Körperfresser
Regie: Abel Ferrara
Darsteller: Gabrielle Anwar, Billy Wirth, Terry Kinney, Meg Tilly, Forest Whitaker, Reilly Murphy
Artikel von Christian Jürs
Es ist schon eine schreckliche Horrorvision, dass urplötzlich die eigenen Nachbarn, oder, noch schlimmer, die engsten Familienmitglieder, ausgetauscht werden gegen seelenlose, gefühlskalte Wesen, die einen im Schlaf töten und danach rekonstruieren. Allein in den Neunzigern erschienen drei Kinofilme zu diesem Thema aus Hollywood: Die auf einem Buch von Robert A. Heinlein (Starship Troopers) basierende Verfilmung Puppet Masters (wie schon Die Körperfresser kommen mit Donald Sutherland in der Hauptrolle besetzt), die ironische Teenie-Horror-Variante Faculty – Trau keinem Lehrer und eben Abel Ferraras Body Snatchers – Die Körperfresser. Für den Regisseur, der sich mit Filmen wie Die Frau mit der 45er Magnum und Bad Lieutenant einen Namen gemacht hat, lediglich eine Auftragsarbeit. Heute würde er so einen Job, bei dem er nicht die Rechte am Final Cut besitzt, ablehnen, wie er ausufernd im Bonusmaterial erwähnt.
Während die ersten beiden Verfilmungen in einem normalen Stadtumfeld spielen, verlegten die Drehbuchautoren (u.a. Larry Cohen und Stuart Gordon) diesmal die Handlung auf einen abgelegenen Militärstützpunkt in Alabama, wo schon von Haus aus emotionslos dreinblickende Soldaten stationiert sind, was es schwieriger machen sollte, die Außerirdischen Invasoren von den noch lebenden Menschen zu unterscheiden. Hierhin verschlägt es den Biologen Steve Malone (Terry Kinney), der die Auswirkungen der Einrichtung auf das hiesige Ökosystem prüfen soll. Mit ihm kommen seine Frau Carol (Meg Tilly), sowie seine Teenagertochter Marti (Gabrielle Anwar) und sein kleiner Sohn Andy (Reilly Murphy).
Zwar hat Marti bereits bei der Anreise eine unheimliche Begegnung mit einem flüchtigen Militärpolizisten (Keith Smith), der ihr panisch erklärt, dass sie keinesfalls einschlafen dürfe, da sie ansonsten sterben würde, doch ist es Andy, der als Erster bemerkt, dass auf dem Stützpunkt etwas nicht stimmt. Im Kindergarten malen alle Kids identisch aussehende Bilder und die Betreuerin versucht, den Außenseiter zum Einschlafen zu bewegen. Daheim erlebt der kleine Mann dann aber den schlimmsten Albtraum, muss er doch mitansehen, wie seine eigene Mutter den Aliens zum Opfer fällt und als seelenloser Austausch dem Kind eine berechtigte Heidenangst einjagt.
Zunächst glaubt niemand dem Kleinen, man hält seine Angst für Hirngespinste. Doch dann entdeckt auch Martis neue, beste Freundin Jenn (Christine Elise), Tochter des leitenden Generals Platt (R. Lee Ermey), dass ihre Mutter (Kathleen Doyle) sich wie eine fremde Person verhält. Als schließlich Marti, ihr Vater und ihr Bruder beinahe den Aliens zum Opfer fallen, versuchen sie verzweifelt vom Stützpunkt zu fliehen. Hilfe erhalten sie vom jungen Hubschrauberpiloten Tim Young (Billie Wirth), doch könnte es bereits zu spät sein. Denn wie Alien-Carol anmerkt: „Wohin willst Du gehen? Wohin willst Du laufen? Wo wirst Du Dich verstecken? Nirgendwo… denn es ist keiner mehr übrig von Deiner Art!„
Auch wenn Body Snatchers – Die Körperfresser sich zu keinem Zeitpunkt mit der genialen 78´er Version zu messen vermag, so ist Abel Ferrara trotzdem ein unterhaltsamer Film gelungen. Das liegt daran, dass er keine Zeit verliert und schnell auf den Punkt kommt, immerhin ist dem Publikum eh bewusst, was gerade auf dem Militärstützpunkt zugeht. Auch gelang es Ferrara, einige interessante Kameraeinstellungen in den Film einzubauen (selten findet die Handlung in der Bildmitte statt, sondern meist am Bildrand) und im Finale durfte er pyrotechnisch ordentlich die Sau rauslassen. Wer sich auf Forest Whitaker gefreut hat, dem sei aber verraten, dass dieser mehr oder weniger nur einen größeren Cameo-Auftritt im Film hat. Immerhin gebührt ihm die ikonische Szene, in der ihm bei einem Telefonat bewusstwird, dass hier etwas nicht stimmt, als sein Gegenpart ihn beim Namen nennt, den er zuvor nicht erwähnte. Ansonsten ist alles beim Alten, inklusive der markerschütternden Schreie der Alienwesen. Das Filmende kann aber mit der angsteinflößenden Schlussszene von Die Körperfresser kommen nicht mithalten.
Plaion Pictures serviert uns den Film in bestem HD mit ordentlicher Tonspur. Im Bonusmaterial befindet sich, neben Trailer und Bildergalerie, auch ein brandneues Interview mit einem ziemlich angefressenen Abel Ferrara, der scheinbar gar keine Lust auf die Frage- und Antworten-Runde hat und oftmals pampig reagiert, sich selbst aber gerne über den grünen Klee lobt. Diese Minuten sind fast unterhaltsamer als der Film selbst. Zum beiligenden Booklet kann ich leider keine Aussagen tätigen, da mir lediglich die Rohlinge zur Rezension vorlagen.
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