2020 mauserte sich der Home-Invasion-Reißer BECKY (2020) zum Independent-Hit, nicht zuletzt dank erfolgreicher Digitalauswertung in der Pandemie. Dass der Film eine nicht zu verachtende Aufmerksamkeit erfuhr, war höchst wahrscheinlich der Tatsache geschuldet, dass niemand geringeres als der „King of Queens“ himself, Kevin James, als fieser Neonazi auftrat und damit gegen sein Image als Spaßvogel anspielte. Aber auch abseits dieser kuriosen Besetzung fanden die Zuschauer Gefallen an dem mit derben Gewaltausbrüchen angereicherten Rachefilm, weshalb es jetzt Nachschub gibt. BECKY 2 – SHE’S BACK! (2023) setzt auf dieselben Zutaten wie der Vorgänger und verspricht noch mehr Gewalt als der schon nicht zimperliche erste Teil, dieses Mal mit AMERICAN-PIE-Ulknudel Seann William Scott als Fiesling. Dolphin Medien und Plaion Pictures brachten das blutige Spektakel nun auch auf den deutschen Heimkino-Markt und ließen sogar eine Blu-ray zur Verlosung springen. Was ihr tun müsst, um ein Exemplar zu gewinnen und ob das Sequel an sich überzeugen kann, erfahrt ihr im Artikel.

Originaltitel: The Wrath of Becky

Drehbuch: Matt Angel

Regie: Matt Angel, Suzanne Coote

Darsteller: Lulu Wilson, Seann William Scott, Denise Burse, Jill Larson, Michael Sirow, Aaron Dalla Villa…

Artikel von Christopher Feldmann

Unter normalen Umständen hätte nach einem Film wie BECKY (2020) wahrscheinlich kein Hahn gekräht, handelte es sich doch schon bei Erscheinen um den x-ten Rachefilm, mit dem Unterschied, dass dieses Mal ein 13-jähriges Mädchen Bösewichten den Scheitel zieht. Breite Aufmerksamkeit generierte lediglich die Besetzung von Comedian Kevin James, der als boshafter wie fanatischer Neonazi mit Glatze den Bösewicht des Films mimte. James, seit seiner Hitsitcom KING OF QUEENS (1998-2007) auf die Rolle des korpulenten Tollpatschs abonniert und Stammgast in einer Vielzahl von Adam-Sandler-Klamotten, spielte komplett konträr zu seinem klassischen Rollentypus. Allein dieser Casting-Coup und vielleicht auch der im Vorfeld beworbene Gewaltgrad verschaffte dem preiswert produzierten B-Film ein gewisses Renommee. Dass man nun mit BECKY 2 – SHE’S BACK! (2023), der im Original schlicht als THE WRATH OF BECKY betitelt ist, in dieselbe Kerbe schlägt und damit den Vorgänger nur geringfügig variiert, dürfte niemanden verblüffen. Und so profitiert auch die Fortsetzung von den Stärken, die bereits im Vorgänger steckten, leidet aber auch unter denselben Schwächen.

Handlung:

Drei Jahre sind vergangen, seit eine brutale Bande von Neonazis, Beckys Vater getötet hat. Becky (Lulu Wilson) lebt nun bei Elena (Denise Burse), einer älteren Frau und verwandten Seele, die ihr Geborgenheit und ein Zuhause gibt. Als die Extremistengruppe „Noble Men” in ihr Haus einbrechen, Beckys Vormund töten und ihren Hund entführen, fällt Becky zurück in einen gnadenlosen Rache-Modus. Aber dieses Mal hat sie mehr als nur ein Walkie-Talkie in ihrem Werkzeuggürtel.

Als BECKY (2020) vor drei Jahren hierzulande veröffentlicht wurde, hatte ich mir von dem Streifen etwas mehr erhofft. Die Geschichte war denkbar dünn und auch das Erzähltempo gestaltete sich etwas schleppend. Natürlich hatte ich (wie viele andere auch) Spaß an den völlig überzogenen Gewaltausbrüchen, die schon in Richtung Comic gingen. Denkwürdig ist etwa die eigentlich viel zu lange Szene, in der Kevin James an seinem heraushängenden Sehnerv herumschnippelt. Im Grunde bot der Film nette Exploitation-Unterhaltung aber auch nicht wirklich mehr, dennoch war der Erfolg anscheinend groß genug, um eine Fortsetzung zu rechtfertigen.

BECKY 2 erzählt eigentlich genau dieselbe Geschichte, mit dem feinen Unterschied, dass aus dem 13-jährigen Mädchen inzwischen ein 16-jähriger Teenager geworden ist, der nochmal rabiater zu Felde zieht. Was dem Film wirklich gut gelingt, ist die Genese der Hauptfigur zu einer Art Antiheldin. „Becky“ hat sich dem System entzogen und lebt nun bei einer älteren Dame, die ihre Vergangenheit nicht hinterfragt und ihr ein Dach über dem Kopf ermöglicht. Um weiterhin unter dem Radar zu wandern, jobbt sie als Kellnerin in einem Diner und ist größtenteils damit beschäftigt, ihre gewalttätigen Tendenzen im Zaum zu halten. Dass die nach außen hin süß und zierlich wirkende Teengerin eine sehr kurze Zündschnur hat, bewies sie ja bereits im ersten Teil. Nun lebt sie ihren Zorn lediglich in ihrer Fantasie aus, etwa wenn sie sich vorstellt, einem unfreundlich Kunden mit einer Porzellanscherbe die Kehle aufzuschlitzen, weil dieser die Butter direkt auf seinem Toast haben möchte, anstelle nur daneben. Begleitet werden diese Momente meist durch die Protagonistin selbst, die dabei gerne mal die vierte Wand durchbricht. Das verleiht dem Ganzen ein gewisses Augenzwinkern und einen zynischen Humor, hat „Becky“ doch stets einen rotzfrechen Spruch auf den Lippen. Auch der als Comic-Strip gestaltete Vorspann unterstreicht noch einmal die Stimmung des Films, dessen Vibe entfernt an KICK-ASS (2010) erinnert.

Ob man dies goutieren kann liegt ganz klar am eigenen Geschmack, denn „Becky“ ließe sich schnell als Psychopathin klassifizieren und ihr Verhalten ist schon sehr bedenklich. Da die Macher sich aber bemühen, dem durch Überhöhung und dem besagten Augenzwinkern entgegenzuwirken, kann man das Mädel gerade noch so als Antiheldin durchgehen lassen. Zwar fällt es schwer, wirklich Sympathie für die Figur aufzubringen, das Drehbuch wirft aber genug verabscheuungswürdige Arschlöcher in den Ring, so dass man doch mit der mordenden Teenagerin mitfiebert. Lulu Wilson macht ihre Sache gut und meistert diese Gradwanderung, weshalb ich mir durchaus einen dritten Teil mit ihr ansehen würde.

Allerdings müsste sich spätestens bei diesem etwas am Drehbuch ändern. Schon der Vorgänger ist erzählerisch nicht das Gelbe vom Ei aber im Falle von THE WRATH OF BECKY macht es sich schnell bemerkbar, dass das Skript in nur drei Wochen zusammengeschrieben wurde. Die Story speist sich im Grunde aus denselben Motiven wie der Vorgänger zusammen. Rechtsradikale Fanatiker töten Beckys Bezugsperson, weshalb diese dann ein Schlachtfest veranstaltet. Dass die Bösewichte einen politisch motivierten Anschlag planen und dabei selbstredend verachtenswerte Ideologien verfolgen, spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle, obwohl die ganze Thematik eigentlich brennend aktuell ist. Der Film hält sich nicht mit politischen Kommentaren auf, stattdessen sind die Fieslinge, bis auf Obermufti „Darryl“ absolute Vollidioten, die natürlich aus der Klischeekiste kommen, wie beispielsweise „Twig“, der wie ein Muster-Redneck Marke DELIVERANCE (1972) aussieht und natürlich in einer Szene zum Banjo greift. Generell muss man als Zuschauer verknuspern, dass sich die Figuren auf Seiten der Bösen himmelschreiend bescheuert verhalten. Allein schon der Katalysator der ganzen Geschichte ist konstruiert und manche Handlungen entbehren sich jeglicher Logik, beispielsweise lassen diese ein ganzes Waffenarsenal offen in einer Scheune herumliegen, welche schätzungsweise einen halben Kilometer vom Haupthaus entfernt ist.

So gibt es zahlreiche blödsinnige Dialoge, bis es im letzten Drittel blutig wirkt. Ja, BECKY 2 hat ein paar derbe Szenen in petto, auch wenn der Vorgänger da ein wenig mehr zu bieten hatte. Normalerweise folgen Fortsetzungen dem Prinzip „höher, schneller weiter“ und bieten von allem ein wenig mehr, diese hier bietet weniger Kills, hält sich aber in ihren Darstellungen ebenso wenig zurück. Ein Kopf wird in Zeitlupe von einer Kugel durchlöchert, ein Pfeil bohrt sich quer durch das Gesicht eines Antagonisten und ein Kopf wird mittels Granate zum platzen gebracht, während ein anderer Bad Guy mit einer Machete zerschnetzelt wird. Wirklich krassen Splatter bekommt man nicht, dafür sind die Gore-Effekte wieder schön handgemacht und auf digitales wird dankenswerterweise verzichtet. Positiv ist auch anzumerken, dass die dünne Geschichte auf das Wesentliche heruntergedampft wurde, abzüglich Abspann ist das Ganze nach 80 Minuten vorbei, weswegen größere Längen ausbleiben. Lediglich mit der Besetzung des Bösewichts ist der Film etwas schwächer aufgestellt als noch der Vorgänger. Während Kevin James als Neonazi durchaus sehenswert war, gewinnt „Stifmeister“ Seann William Scott als stoischer Fanatiker kaum Profil. Dass der AMERICAN-PIE-Star solche Rollen spielen kann, steht außer Frage, das Drehbuch gibt ihm aber wenig zu tun.

Dolphin Medien und Plaion Pictures veröffentlichten das blutige Sequel, welches die Weichen für eine weitere Fortsetzung stellt, hierzulande im Heimkino. Uns lag zur Sichtung die Blu-ray vor, welche in Sachen Bild und Ton keine Wünsche offen lässt. Als Bonus ist lediglich der Trailer enthalten.

Fazit:

BECKY 2 – SHE’S BACK (2023) steht dem Vorgänger eigentlich in Nichts nach und vereint dieselben Stärken und Schwächen. Wo die Fortsetzung ein wenig in Sachen Bösewicht, Glaubwürdigkeit und auch Splatter den Kürzeren zieht, punktet sie mit mehr Kurzweil, zynischem Humor und gekonnter Überzeichnung in Richtung Comic. Wer den ersten Teil mochte, wird auch hier auf seine Kosten kommen, in der Richtung sorgt der Streifen sicher für ordentliche Exploitation-Unterhaltung.

GEWINNSPIEL:

In Zusammenarbeit mit Dolphin Medien und Plaion Pictures verlosen wir 1x Blu-ray des Films. Damit euer Name in den Lostopf kommt, müsst ihr folgende Frage beantworten:

Durch welche Rolle im Kultfilm AMERICAN PIE (1999) gelang Seann William Scott der internationale Durchbruch?

Schickt uns eine E-Mail mit eurer Antwort unter dem Betreff „Becky“ an christian@die-medienhuren.de. Einsendeschluss ist Freitag (31. Mai 2024) um 18:00 Uhr. Der Gewinner wird persönlich benachrichtigt, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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