Der Talent-Apfel fällt nicht weit vom Stamm. So auch bei Zelda Williams, Tochter des legendären und leider tragisch aus dem Leben geschiedenen Robin Williams, die hier die Regie übernahm. Nach einem Drehbuch von Diablo Cody (Juno / Jennifers Body) erzählt sie die Geschichte von Lisa, die sich, nach einem traumatischen Erlebnis, in eine lebende Leiche verliebt. UNIVERSAL PICTURES veröffentlichte die Lovestory / Horrorkomödie nach mäßigem Kinoerfolg jetzt im Heimkino. Warum Ihr einen Blick riskieren solltet, verrate ich Euch in meiner Kritik.
Regie: Zelda Williams
Darsteller: Kathryn Newton, Cole Sprouse, Liza Soberano, Jenna Davis, Trina LaFargue, Paola Andino
Artikel von Christian Jürs
Frankenstein-Verfilmungen gibt es wie Sand am Meer. Unvergessen sind die Auftritte von Boris Karloff, Christopher Lee oder auch Robert De Niro als untote Kreatur, die nicht so recht in diese Welt passt. Diesmal ist es aber nicht das von Cole Sprouse (Drei Schritte zu Dir) wirklich gut gespielte Monster, sondern Titelfigur Lisa (Kathryn Newton), die mit ihrem Umfeld nicht mehr klarkommt.
Schuld daran ist ein traumatisches Erlebnis, welches sich zwei Jahre zuvor ereignet hatte. Lisa verbrachte einen Abend mit ihrer Mutter (Jennifer Pierce Mathus) allein zuhause, als ein maskierter Unbekannter eindrang und Mami massakrierte, während Lisa in ihrem Versteck die Bluttat mitanhören musste. Fortan führt die junge Frau ein introvertiertes, zurückhaltendes Dasein. Dass ihr Vater (Joe Chrest) sich gleich eine neue Frau namens Janet (Carla Gugino) geangelt hat, die sich zudem als echte Zicke herausstellt, ist wenig hilfreich bei der Bewältigung von Lisas Trauma. Immerhin, fortan hat sie eine liebevolle, aber etwas naiv-doofe Stiefschwester namens Taffy (Liza Soberano), die sich redlich bemüht, Lisa zurück ins normale Leben zu holen.
Am liebsten verbringt die High-School-Außenseiterin aber ihre Freizeit auf einem Friedhof, wo es friedlich und still ist. Dort bewundert sie das Grab eines jung verstorbenen Mannes namens Frankenstein, der bereits 1837 das Zeitliche gesegnet hat. Als Taffy Lisa eines Abends mit zu einer Party schleift, trifft sie dort auf ihren heimlichen Schwarm, den Schönling Michael (Henry Eikenberry). Der gibt den sympathischen Typen, verpasst Lisa allerdings „aus Versehen“ einen Drogencocktail, der sie völlig aus der Bahn wirft. Als auch noch ihr nerdiger Laborpartner Doug (Bryce Romero) übergriffig wird, flüchtet Lisa orientierungslos in Richtung Friedhof, wo ein Blitz in das Grab des verstorbenen Frankenstein einschlägt.
Der Tote erwacht zum Leben und folgt Lisa fortan auf Schritt und Tritt. Zunächst hat sie Mühe, den verfaulten und sprachunfähigen Zombie zu verstecken, doch nach und nach entwickelt sie Sympathien für das Monster. Leider fehlen ihm ein paar Gliedmaßen (besonders ein wichtiges Stück Manneskraft), was dazu führt, dass Lisa und ihr neuer Freund auf Mord Tour gehen, um Ohr, Hand und Penis zu beschaffen. Ziel ihrer Ersatzteilsuche sind besonders unliebsame Personen, die Lisa das Leben in der letzten Zeit besonders schwer gemacht haben.
Lisa Frankenstein ist ein Film voller schmackhafter Zutaten. Angesiedelt in den späten achtziger Jahren kann man den Look des Films (oftmals in pink und türkis ausgeleuchtet wie das Logo der TV-Serie Miami Vice), die Ausstattung, Kostüme und Frisuren als gelungen und glaubhaft bezeichnen. Kathryn Newton, die ich bereits in Freaky – Körpertausch mit Blutrausch bezaubernd fand, spielt erneut richtig gut, auch wenn ihre Figur aufgrund der Storyentwicklung im letzten Drittel Sympathien einbüßt. Cole Sprouse gibt einen sehr überzeugenden Zombie, wie bereits erwähnt und auch der Rest des Casts macht gute Arbeit.
Trotzdem gibt es einige Schwächen, die den Spaß nicht vollkommen rund machen. So braucht diese Mischung aus den beiden Winona Ryder Klassikern Edward mit den Scherenhänden und Heathers, der man eine Portion Warm Bodies hinzufügte, anfangs ein wenig zu lange, um in Schwung zu kommen und irgendwie wirkt die Mischung aus bitterböser, schwarzer Komödie, Lovestory und Splatter-Horror ein wenig unausgeglichen. Das soll aber nicht heißen, dass Lisa Frankenstein nicht sehenswert sei oder gar Spaß bereiten würde. Im Gegenteil, immerhin ist der Film nicht alltäglich und hebt sich dank vieler, kreativer Einfälle, vom derzeit oftmals präsentierten Allerlei wohltuend ab. Im Heimkino wird der Film mit Sicherheit besser ankommen als im Lichtspielhaus.
Mir lag zur Rezension die Blu-ray vor. Diese verfügt über einiges an Bonusmaterial. So gibt es einen Audiokommentar mit Regisseurin Zelda Williams, unveröffentlichte Szenen, ein Gag Reel und weitere Featurettes.
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