Who you gonna call? – Okay, ich hätte meine Rezi zum neuen Auftritt der legendären Geisterjäger auch origineller beginnen können als mit dem wohl bekanntesten Satz aus dem Originalfilm und Ray Parker Junior Song, den wohl jeder von uns noch im Ohr hat. Doch genau diese Member-Berries bedient der aktuelle Film, den SONY PICTURES im Vertrieb von PLAION PICTURES jetzt, nach relativ enttäuschendem Box-Office-Einspielergebnis, im Heimkino an den Start bringt. Ob er dort mehr Aufmerksamkeit verdient hat, verrate ich Euch in meiner Kritik.

Regie: Gil Kenan

Darsteller: Mckenna Grace, Paul Rudd, Dan Aykroyd, Finn Wolfhard, Bill Murray, Ernie Hudson, Kumail Nanjiani, Patton Oswald, Carrie Coon, Logan Kim, Emily Alyn Lind, Annie Potts, James Acaster

Artikel von Christian Jürs

Ghostbusters – Die Geisterjäger aus dem Jahr 1984 wird als Kultfilm gehandelt und ist bis heute ein Stück Popkultur der Achtziger – vollkommen zurecht. Logisch, dass eine Fortsetzung folgen musste. Der 1989 entstandene Ghostbusters 2 ist zwar durchaus amüsant, konnte aber nicht mehr an die Qualität des Erstlings anknüpfen. Danach wurde es still um das Franchise, da sich Bill Murray über viele Jahre konsequent weigerte, an einer Fortsetzung teilzunehmen. Sein langjähriger Streit mit Co-Star Harold Raimis tat ein Übriges. Und so dauerte es bis ins Jahr 2016, ehe die Geisterjäger wieder auf der Leinwand erschienen. Doch über die weibliche Variante mit Melissa McCarthy und Kristin Wiig legen wir lieber den Mantel des Schweigens. Der Film war ein Satz mit X.

2021, als die Welt Pandemiegeschädigt war und niemand mehr daran glaubte, dass es nochmal ein Sequel geben würde, welches respektvoll mit dem Original umgeht und zeitgleich eine spannende Geschichte erzählt, erschien Ghostbusters: Afterlife, der in Deutschland den furchtbar generischen Titel Ghostbusters: Legacy trägt. Diesen inszenierte Jason Reitman, Sohn von Ghostbusters-Schöpfer Ivan Reitman, mit dem Segen seines Vaters. Im Gegensatz zu den Vorgängerfilmen handelte es sich dabei nicht um eine reine Komödie, sondern brachte uns die Nachkommen von Egon Spengler näher, den zu Lebzeiten Harold Ramis großartig verkörperte. Es war ein Film, der das Herz am rechten Fleck hatte und die Ur-Ghostbusters sparsam und überraschend im Finale einsetzte. In Ghostbusters: Frozen Empire übernahm nun Co-Autor Gil Kenan (City of Ember) den Regieposten, während Jason Reitman nur noch als Co-Autor fungierte. Schade eigentlich, ist der Film doch seinem verstorbenen Vater gewidmet.

Gleich zu Beginn, nach einer kurzen, gruseligen Sequenz aus dem frühen 20. Jahrhundert, erleben wir die Patchwork-Familie Spengler / Grooberson, die mittlerweile vom Land nach New York gezogen ist, wo sie die alte Feuerwehrwache der Ghostbusters übernommen haben, im actionreichen Einsatz gegen einen wildgewordenen Drachengeist. Zwar verläuft die Hatz quer durch die Rush Hour erfolgreich, es kommt aber zu einem erheblichen Sachschaden, was dem ehemaligen Umweltschutzamtsmitarbeiter, jetzt Bürgermeister, Walter Peck (William Atherton) mehr als nur gelegen kommt. Der plant, die Feuerwache ein für alle Mal zu schließen und erteilt dem jüngsten Familienmitglied, der mittlerweile fünfzehnjährigen Phoebe (Mckenna Grace), sofortiges Berufsausübungsverbot.

Tief getroffen von ihrer aufgezwungenen, mehrjährigen Auszeit, zieht sich das Mädchen gekränkt zurück, bis sie auf einen ungewöhnlich freundlich gesonnenen Geist trifft. Dabei handelt es sich um die, als Jugendliche gemeinsam mit ihrer Familie bei einem Feuer ums Leben gekommene, Melody (Emily Alyn Lind), die seither ihr Dasein in der Zwischenwelt fristet. Die gemeinsame Einsamkeit der jungen Frauen verbindet sie und so entwickelt sich eine zaghafte Freundschaft.

Derweil sucht den Ur-Ghostbuster Dr. Ray Stantz (Dan Aykroyd) ein junger Mann namens Nadeem Razmaadi (Kumail Nanjiani) auf, der ihm für seinen Okkult-Laden ein seltenes Stück, eine mysteriöse Kugel, seiner verstorbenen Großmutter anbietet. Diese entpuppt sich als Gefängnis für einen bösen Geist. Ray übergibt sie daraufhin an das von seinem damaligen Kollegen Winston Zeddemore (Ernie Hudson) ins Leben gerufene, paranormale Forschungslabor, wo man nähere Untersuchungen unternehmen will. Klar, dass das nicht gutgeht und ebenfalls klar, dass das Auftauchen von Melody ebenfalls nicht ohne Grund geschah.

Was in meiner komprimierten Inhaltsangabe simpel, aber durchaus spannend klingt, ist leider zerfaserter, als es auf den ersten Blick erscheint. Keine Frage, die Geschichte rund um die ominöse Kugel ist interessant, vor allem aber funktioniert der Handlungsbogen rund um Phoebe und Melody, die von beiden jungen Schauspielerinnen hervorragend dargestellt werden. Doch leider gibt es diesmal eine ganze Fussballmanschaft an Ghostbusters, die allesamt ihre Screentime einfordern. Am schlechtesten meint es das Skript dabei mit Finn Wolfhard, dessen Trevor rein gar nichts zu tun bekommt und dem eine angedeutete Lovestory mit Neu-Ghostbuster Lucky (Celeste O’Connor) auferlegt wird, die niemals auserzählt wird. Lucky gab´s zwar schon im Vorgängerfilm, sie ist jedoch ebenso überflüssig wie der nervige Charakter Podcast (Logan Kim), der hier über eine Comic Relief-Funkton nicht hinauskommt. Selbiges lässt sich über Wissenschaftler Lars (James Acaster) ebenso berichten, wie über das erwachsene Pärchen Callie (Carrie Coon) und Gary (Paul Rudd), die größtenteils einfach aus dem Film verschwinden und nicht vermisst werden.

Zwar tauchen auch Annie Potts und Bill Murray wieder auf, eine Geschichte bekommen aber auch sie nicht verpasst. Immerhin, Murray darf drei-, vier coole Sprüche zum Besten geben, ansonsten ist er einfach nur da. Im Grunde genommen hätte der Film sich auf die Geschichten rund um Phoebe und Melody, sowie Ray und Neuzuwachs Nadeem beschränken können und beiden Handlungen damit mehr Raum verschaffen sollen, dann wäre ein weitaus besserer Film entstanden.

Das soll nicht heißen, dass Ghostbusters: Frozen Empire kein unterhaltsamer Film geworden ist. Nein, langweilig wirds eigentlich nie, nur halt zerfasert erzählt und weit hinter dem, was der Vorgängerfilm erreicht hat. Hier fehlen die kreativen Ideen, stattdessen setzt man auf altbewährtes und rühmt sich in den Extras der physischen Veröffentlichung sogar mit den „Easter Eggs„, die inflationär über die Laufzeit verstreut wurden. Slimer? Check! Marshmallowmännchen? Check! Anstatt uns etwas Neues zu erzählen, baut man lieber die Feuerwache, den Bibliotheken-Geist, Walter Peck und vieles mehr ein, was wir schon kennen. Leider entpuppt sich auch die große Bedrohung des eingeeisten New York als Finte heraus, denn diese spielt lediglich im Finale eine Rolle und ist weit weniger angsteinflößend, als man uns in den Trailern glauben machen wollte.

Die physischen Veröffentlichungen kommen mit allerlei Featurettes, einem Audiokommentar und geschnittenen Szenen daher. Qualitativ ist das Ding natürlich erste Sahne (mir lag die Blu-ray vor). Die Synchro bemüht sich ebenfalls um Retro-Feeling, wobei Thomas Danneberg und Arne Elsholtz natürlich schmerzlich fehlen, Bernd Egger und vor allem Thomas Nero Wolff aber die Illusion ganz gut aufrechterhalten, sie wären noch immer da.

Insgesamt ist Ghostbusters: Frozen Empire ein kurzweiliges Filmchen, das man durchaus mal ansehen kann. Mal schauen, ob die Geisterjäger nochmals eine Chance erhalten werden. Wenn, dann bitte mit einem fokussierten Drehbuch und entschlacktem Cast.

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