Am 31. März 1993 verstarb Brandon Lee in einem Krankenhaus in North Carolina, nachdem es wenige Stunden zuvor am Set der Comicverfilmung The Crow – Die Krähe zu einem tragischen Unfall kam. Es ist nicht die einzige traurige Geschichte im Zusammenhang mit der Entstehungsgeschichte der düsteren Rachestory, die zum Kultfilm avancierte und jetzt von PARAMOUNT PICTURES zum 30-jährigen Jubiläum mit Neuveröffentlichungen in HD und 4K geehrt wurde. Mehr zur Entstehungsgeschichte und wie der Film heute auf mich wirkt, erfahrt Ihr im Artikel.

Originaltitel: The Crow

Regie: Alex Projas

Darsteller: Brandon Lee, Ernie Hudson, Michael Wincott, Rochelle Davis, Bai Ling, Anna Thomson

Artikel von Christian Jürs

Tödliche Unfälle an Filmsets ereignen sich glücklicherweise nur selten. Meist versterben dabei Stuntleute, die sich ihres Risikos durchaus bewusst sind (was ihr Ableben aber keinesfalls weniger tragisch macht). Doch hin und wieder erwischt es auch Schauspieler. Die Horror-Anthologie Unheimliche Schattenlichter aus dem Jahr 1982 war so ein Fall, bei dem Schauspieler Vic Morrow und zwei Kinder vom Rotor eines herabstürzenden Helikopters erfasst wurden. Michael Keaton besaß beim Dreh zu Batmans Rückkehr hingegen glücklicherweise einen Schutzengel, als ein 30kg schweres Dekorteil auf ihn herabstürzte. Er kam mit drei gebrochenen Rippen davon.

Bei The Crow – Die Krähe war bereits die Entstehungsgeschichte der Vorlage zutiefst traurig. Comiczeichner James O’Barr verarbeitete damit den Verlust seiner großen Liebe, die von einem betrunkenen Autofahrer in den Tod gerissen wurde. Es war ein Aufschrei nach fiktiver Vergeltung für den Schmerz, den er erlitten hatte. Schnell wurde Hollywood auf den Comic aufmerksam und ebenso schnell kam ein erstes Angebot herein, welches sich wie eine Farce anhörte. Allen Ernstes plante man die Verfilmung des Stoffes mit Michael Jackson (!) in der Hauptrolle – als Musical. Erst Musikvideo-Regisseur Alex Projas (Dark City) konnte O´Barr mit seiner düster-melancholischen Vision überzeugen. Ursprünglich war Johnny Depp für die Hauptrolle angedacht, doch dieser sagte ab und überließ damit Brandon Lee die Bühne, der nach B-Filmen wie Showdown in little Tokio und Rapid Fire seine Chance gekommen sah, endlich schauspielerisch anerkannt zu werden. Es sollte sein Schwanengesang werden.

Die Menschen haben früher geglaubt, wenn jemand stirbt, bringt eine Krähe ihre Seele in das Land der Toten – aber manchmal passiert etwas ganz besonders Schlimmes, dass so furchtbar traurig ist, dass die Seele keine Ruhe findet. Und manchmal, aber sehr selten, kann die Krähe diese Seele wieder zurückbringen, damit sie den Fehler korrigiert.

Mit diesen, zu Beginn aus dem Off gesprochenen, Worten der jungen Teenagerin Sarah Mohr (Rochelle Davis), wurde die Handlung bereits komplett in aller Kürze zusammengefasst. Rückkehrer ist in diesem Fall Eric Draven (Brandon Lee), der ein Jahr zuvor, in der Nacht vor Halloween, der sogenannten Teufelsnacht, gewaltsam ums Leben kam, nachdem er mitansehen musste, wie die Täter seine Herzensdame Shelly (Sofia Shinas) misshandelten, vergewaltigten und schließlich so schwer verletzten, dass sie noch in derselben Nacht sterben würde. Im Anschluss warfen sie Eric aus dem Fenster des eigenen Turmzimmers auf den blanken Asphalt, wo er verendete. Sarah, die auch ein Jahr später noch unter ihrer drogensüchtigen Mutter (Anna Thomson) leidet, konnte zuvor bei dem glücklichen Paar Zuflucht finden, die nun wegfällt.

Da ihr die Bezugspersonen fehlen, irrt das Mädchen spät abends allein durch die Straßen. Lediglich der scheinbar einzige aufrechte Cop Sgt. Albrecht (Ernie Hudson) der Stadt zeigt Herz und gibt der jungen Lady ein Hot Dog aus. Auch er war befreundet mit Eric und vermisst diesen schmerzlich. Was niemand der beiden ahnt: Eine Krähe (tatsächlich ein Rabe) leitet ihrem Freund gerade den Weg zurück in die Welt der Lebenden, wo dieser sich in seiner alten, leerstehenden Wohnung versteckt hält. Doch nicht für lange, sucht er doch Vergeltung für die Bluttat, die von der brutalen Gang im Auftrag ihres Anführers Top Dollar (Michael Wincott) ausgeführt wurde. Es gibt kein Entkommen vor der Rache der Krähe, denn Eric scheint unverwundbar zu sein – oder doch nicht?

MCU– und DC-Fans aufgepasst! Comicverfilmungen sind nicht immer quietsche-bunt und lustig. Im Gegenteil, The Crow – Die Krähe ist, trotz seines popcornartigen Hangs zum Selbstjustizkino, dunkel, melancholisch und trist, irgendwo zwischen Blade Runner und Der Punisher mit Dolph Lundgren angesiedelt. Eric Draven ist dabei ein trauriger, vom Schmerz zerfressener Anti-Held, der nur Erlösung finden kann, wenn er das Böse ausmerzt, um ins Totenreich zu seiner Liebsten zurückkehren zu können. Alex Projas verstand es bestens, diese triste, dunkle Welt einzufangen. In großartigen, von Dauerregen durchtränkten Kulissen, sucht Eric sich seine Opfer, ohne eine Spur von Mitleid oder Mitgefühl. Die Tatsache, dass der Film fast ausschließlich nachts spielt und mit Songs von The Cure, Rage against the Machines, Stone Temple Pilots und anderen, ähnlich gelagerten Bands, eine schön-deprimierende Atmosphäre verpasst bekam, konnte keine Fortsetzung oder gar Serie, bis heute erreichen (und erste Bilder des Remakes verstärken die Gewissheit, dass auch nach dreißig Jahren kein adäquater Nachfolger gefunden wurde).

Dabei ist auch The Crow – Die Krähe keinesfalls perfekt. Zum einen mag dies an den massiven Drehbuchänderungen nach Brandon Lees Ableben gelegen haben. Immer wieder fällt auf, dass die Kamera bemüht ist, sein Gesicht im Dunkel zu halten und viele Handlungsszenen wurden entweder auf die Bösewichte oder den Polizisten und das Mädchen umgemünzt. Achtet mal darauf, Brandon Lee ist im Grunde nicht der Hauptdarsteller, wenn man von der tatsächlichen Screentime ausgeht. Doch dies kann man dem Film natürlich ebenso wenig anlasten wie die Tatsache, dass er massiv, nach dem Einreichen bei der MPAA, an Federn lassen musste.

Wer zur neu remasterten Blu-ray greift (diese lag mir zur Rezension vor), der bekommt zwar eine tolle Bild- und Tonqualität, muss aber gänzlich auf Bonusmaterial verzichten. Die 4K UHD und auch die alte Blu-ray hingegen (diese liegt noch dem Steelbook bei), verfügen über zwei Audiokommentare, diverse Featurettes, geschnittene Szenen und Trailer.

The Crow – Die Krähe ist ein Stück Zeitgeschichte der Neunziger. Nicht perfekt, aber mit Stil. Schlimm, dass es die tragischen Geschichten im Hintergrund gibt. Nicht unerwähnt bleiben soll noch das schwere Schicksal von Schauspieler Michael Massee, der den Todesschuss auf Brandon Lee abgab. Ihn traf zwar keinerlei Schuld, trotzdem litt er, bis zu seinem Krebstod im Jahr 2016, unter ständigen Albträumen. Mögen er, Brandon und auch die Freundin von Comiczeichner James O’Barr in Frieden ruhen.

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