Wer hat denn nun wirklich bei diesem Film die Regie geführt? Letztendlich weiß es niemand so genau, da gibt es verschiedene Vermutungen. Das Booklet zu diesem Film schreibt davon, dass es Dario Argento gewesen sei, der hier schon nach dem ersten Tag die Regie übernahm. Dagegen spricht der uneinheitliche Regiestil des Films, wohl aber wird Argento bei einigen Szenen Regie geführt haben, denn die kann man erkennen. Bud Spencer meinte einst in einem Interview, dass Don Taylor durchaus die Regie vom ersten bis zum letzten Drehtag führte, dem schließt sich auch das Italo-Western-Lexikon von Ulrich P. Bruckner an, wobei wiederrum andere Quellen meinen, dass es in Gänze auch Italo Zingarelli gewesen sein könnte. Wie dem auch sei, Argento hatte definitiv seine Finger in diesem Projekt, nicht nur als Autor, sondern wohl auch als ungenannter Regisseur in einigen Szenen. Ähnlich blumig wie die endgültige Besetzung des Regiestuhls sind auch die drei Fassungen des Films, die nun endlich einmal komplett versammelt als weltweite Blu-ray Premiere neu abgetastet und restauriert in einem 2-Blu-ray Mediabook aus dem Hause PLAION PICTURES vorliegen.

Originaltitel: Un Esercito di cinque uomini

Regie: Don Taylor, Italo Zingarelli

Darsteller: Bud Spencer, Peter Graves, James Daly, Nino Castelnuovo, Tetsurô Tanba

Artikel von Kai Kinnert

Der „Dutchman“ hat etwas vor. In den Zeiten der mexikanischen Revolution heuert er eine Gruppe Spezialisten an, mit denen er im einen Goldtransport der Eisenbahn überfallen will. Der stark bewachte und gepanzerte Zug ist eine echte Herausforderung für die Experten. Als die Fünf aber in die Gewalt von Regierungssoldaten geraten und ihnen die Exekution droht, müssen sie beweisen, was sie draufhaben. Denn sonst scheitert der geniale Plan.

Alex Cox hatte in seinem Buch 10.000 Ways to Die: A Director´s Take on the Italien Western nur einen halben Satz für diesen Film übrig, und zwar, dass diese italienisch-amerikanische Koproduktion in Brasilien gedreht wurde. Wahrscheinlich ist Cox zu sehr das morgendliche Martini auf die Birne geschlagen, so dass er, ob des andauernden Eastwood-Bashings in seinem Buch, auch altbekannte Drehorte nicht mehr erkennen konnte. Das ist eben typisch für Cox, der nicht halb soviele Italo-Western gesehen hat, wie der normale Fan aus deutschen Landen und Klaus Kinski für einen Österreicher hält. Das hat jetzt überhaupt nichts mehr mit Die 5 Gefürchteten zu tun, fiel mir aber im Zuge der Eröffnung noch flankierend ein.

An diesem Film gibt es ein paar Ungewöhnlichkeiten. Nicht nur, dass es einer der wenigen Filme ist, in dem Bud Spencer im Englischen mit seiner eigenen Stimme spricht, sondern auch, dass hier recht ausführlich ein Zug während der Fahrt ausgeraubt wird. Es ist ein Train Heist Movie, gespickt mit den beliebten Dirty Dozen Grundzügen. Eine Truppe aus Experten wird zusammengetrommelt und soll für 1000 Dollar pro Kopf Gold aus einem schwer bewachten Zug rauben, um so die mexikanische Revolution zu finanzieren. Oder behält man das Gold lieber für sich und lässt die Revolution einfach nur Revolution sein? Der Zuschauer wird es im originellen Finale erfahren.

Don Taylor, oder wer auch immer, lässt sich Zeit mit der Vorbereitung und Ausführung des Jobs. Jede Figur bekommt Raum für seine Vorstellung und Charakterisierung, danach lässt man sich genausoviel Zeit den Zug zu überfallen und inszeniert auch noch eine gewaltig spannende Querfeldein-Renn-Sequenz, in der einer der Gefürchteten den Zug wieder einholen muss, nachdem er beim Überfall über Bord ging. Der Überfall ist dann auch das Kernelement des Films, was durch die Regie ohne unnötige Dialoge inszeniert wurde, wobei in diesem Film angenehmerweise öfter mal geschwiegen statt geredet wird. Hier wurde mit einigem Aufwand produziert, es gibt eine gute Ausstattung, eine Menge Komparsen, einen fahrenden Zug, eine schöne Musik durch Ennio Morricone und eine richtig gute Kameraführung durch Enzo Barboni (E. B. Clucher), dem zukünftigen Regisseur etlicher Spencer/Hill Filme. Aufwand, Schnitt, Kamera und Schauspiel sorgen hier für einen unterhaltsamen Heist-Action-Revolutions-Western, der in seiner Langfassung am besten überzeugt. Wobei die kürzere Kinofassung auch noch goutierbar ist, anders als die fies gekürzte Comedy-Fassung Dicker, lass die Fetzen fliegen (alle Fassungen sind im Mediabook mit an Bord). Hier platzen einem echt die Lauschlappen.

Neben dem Überfall gab es noch zwei bemerkenswerte Szenen, die sich durch ihre Inszenierung deutlich vom Rest des Films absetzten und augenscheinlich von Argento inszeniert wurden. Da gibt es einmal die Dorf-Sequenz mit dem Erschießungskommando und den Dorfbewohnern, die im klagenden Gesang die anstehende Erschießung eines Revolutionsführers begleiten – und die plötzlich in eine Raserei umschlägt, die man so in einem Italo-Western nicht erwarten würde. Gerade als die mexikanischen Soldaten exekutieren wollen, schlagen die Gefürchteten zu und es kommt zum Aufstand. Plötzlich stürzen sich die Bewohner auf die Soldaten und zerren sie auseinander, schleifen sie über den Boden, treten sie tot und gebären sich wie kreischende Zombies, die Appetit auf Soldaten haben. Jeder Soldat wird von 10 Bewohnern umringt, angegriffen und voller Wut getötete, ganz so, wie man es aus zukünftigen Zombie-Filmen kennt. Ein klarer Argento-Moment, ebenso die Szene mit dem Samurai-Schwert.

Tetsurô Tanba bekommt seinen Auftritt mit Schwert, was zum blutigsten Augenblick des Films führt. Auch hier kann man ganz stark Dario Argento hinter der Inszenierung vermuten, denn auch diese Szene hebt sich deutlich vom Rest ab. Tanba betritt einen Raum mit drei oder vier Soldaten und metzelt sie alle mit seinem Schwer nieder – inklusive Schwert aus dem Schädel ziehen und das Blut von der Klinge wischen. Das kommt so unvermittelt brutal, ähnlich wie die Zombie-Sequenz, dass nur der zukünftige Großmeister des Giallos auf dem Regiestuhl sitzen konnte.

Die 5 Gefürchteten ist ein solider, extrem unterhaltsamer Italo-Western, der dank seiner guten Besetzung und seinen aufwändigen Szenen gerade in der Langfassung überzeugen kann. Peter Graves macht eine richtig gute Figur im Italo-Segment und Bud Spencer ist hier etwas untypischer als sonst besetzt. Auf Bohnen und Dampfhammer kann der Film bei Bud Spencer zwar nicht verzichten, dafür tritt er aber mit funkelnder Spielfreude auf. Ein Italo-Western, der getrost in die Sammlung passt und dank seiner drei enthaltenden Schnittfassungen keine Wünsche offenlässt. Unterhaltsam!

Das Bild der Blu-ray ist sauber, satt und klar, der Ton ebenso. Als Extras gibt es neben der Langfassung noch die Kinofassung und den Comedy-Cut, dazu diverse Trailer, Vorspänne, eine Bildergalerie und ein schön gestaltetes Booklet mit informativem Text.

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