Dreißig Jahre ist es her, dass Axel Foley zuletzt in Beverly Hills im Einsatz war. Der Originalfilm feiert dieses Jahr gar sein vierzigjähriges Jubiläum. Im Zuge des Erfolges der Legacy-Sequels, -Requels und -Prequels anderer Reihen, darf nun auch Eddie Murphy nochmal ran. Allerdings nicht im Kino, sondern beim Streamingriesen Netflix, wo die Actionkomödie mit viel Oldschool-Charme kürzlich startete. Konnte Quasselstrippe Murphy nochmal an alte Qualitäten anknüpfen oder haben wir hier, ähnlich wie beim Prinz aus Zamunda-Sequel, einen weiteren Rohrkrepierer, der lediglich als Streaming-Content taugt? Die Antwort auf diese Frage dürfte viele von Euch überraschen.
Regie: Mark Molloy
Darsteller: Eddie Murphy, Joseph Gordon-Levitt, Kevin Bacon, Judge Reinhold, Taylour Paige, John Ashton
Artikel von Christian Jürs
Nennen wir es eine schwere Geburt. Nachdem der dritte Kinoausflug im Jahr 1994 gnadenlos floppte (und das mit Fug und Recht, wie Ihr in meiner weiter unten verlinkten Rezension nachlesen könnt), wurde es still um Axel Foley (Eddie Murphy) und seine Freunde Billy Rosewood (Judge Reinhold) und John Taggert (John Ashton). Niemand wollte eine Fortsetzung sehen, weder Eddie Murphy, der mit Filmen wie Der verrückte Professor, Dr. Dolittle, Dreamgirls und Shrek – Der tollkühne Held anderweitig erfolgreich war, noch die Studiobosse von Paramount Pictures, die das Franchise leise zu Grabe trugen.
Manchmal aber leben totgesagte länger, so auch Axel Foley. Unter der Regie von Barry Sonnenfeld (Men in Black) und nach einem Drehbuch von Shawn Levy (The Shield) entstand 2013 der Pilotfilm einer TV-Serie mit dem Titel Beverly Hills Cop, in dem Eddie Murphy als Gaststar auftrat und das Staffelholz an seinen Seriensohn Aaron Foley, gespielt von Brandon T. Jackson übergeben sollte. Judge Reinhold war ebenfalls mit von der Partie. Doch leider wurde das ganze Ding gecancelt und verschwand daraufhin im Produktions-Giftschrank. Zwar wurde der Pilot niemals ausgestrahlt, seinen Weg ins Wörld Weit Wäbb hat das Teil aber trotzdem gefunden (und war gar nicht einmal so schlecht).
Stattdessen wurde erneut die Idee in den Raum geworfen, ein waschechtes Kinosequel zu produzieren, doch Eddie Murphy lehnte ein Drehbuch nach dem anderen ab, weil diese ihm schlichtweg nicht gefielen. Erst als Produzent Jerry Bruckheimer sich wieder in das Projekt involvierte, kam es zu einer Einigung. Dann aber brach Corona über uns herein und man befürchtete im Hause Paramount Pictures daraus resultierende, niedrige Kinoeinnahmen, weswegen man den Streamingriesen Netflix mit an Bord holte.
Den Regieposten ergatterte der australische Werbefilmer Mark Molloy, der hiermit seinen Langfilm-Einstand gab. Neben dem Trio Murphy, Reinhold und Ashton, kehrten auch Paul Reiser und Bronson Pinchot in ihren Rollen aus dem Originalfilm zurück. Nicht der einzige Fanservice, den Beverly Hills Cop: Axel F zu bieten hat, auch in Sachen Musik wird hier die volle Retro-Schiene gefahren. So ertönt, wie bereits vierzig Jahre zuvor, Glenn Freys ´The heat is on´ in der Eröffnungs-Actionszene, die selbstverständlich in Detroit spielt und zeigt, dass Axel immer noch auf Vorschriften pfeift, um Gangster dingfest zu machen.
Die Handlung, die sich im Anschluss entfaltet, ist ein bunter Potpourri aus dem Besten, was die Teile eins und zwei zu bieten hatten. Diesmal ist es kein Freund, der ermordet wird oder in Schwierigkeiten steckt, sondern Axels Tochter (!) Jane (Taylour Paige), die Hilfe benötigt. Ihr Job als Strafverteidigerin, ist es, der sie bei einem bestimmten Fall in eine lebensgefährliche Situation bugsiert hat, pinkelt sie dabei nämlich einer Gruppe korrupter Polizisten, angeführt vom schmierigen Captain Grant (Kevin Bacon), ordentlich ans Bein. Zwar ermittelt bereits Axels Kumpel Billy Rosewood an dem Fall, doch verschwindet dieser plötzlich spurlos. Doch auch, wenn er von oberster Stelle mal wieder ein Ermittlungsverbot erteilt bekommen hat, gibt Axel nicht auf, auch wenn Jane wenig erbaut ist, dass ihr verhasster Vater sich in den Fall einmischt. Noch komplizierter wird es, als Detective Bobby Abbott (Joseph Gordon-Levitt) in die Ermittlungen gerät, da dieser einst eine Liaison mit Axels Tochter hatte. Wird dieses ungleiche Trio den Fall lösen können?
Die Musik aus dem Erstling, die Optik (inklusive Tony Scott-Orangefilter am Himmel) aus dem ersten Sequel, dazu ein paar Legacy-Charaktere und ein paar, weitestgehend handgemachte Actionszenen (komplett ohne Shaky-Cam und Stakkato-Schnitten). Auch wenn der Film kein Hochspannungs- und Actionkracher geworden ist (immerhin waren die Vorgänger dies auch nicht), ist Beverly Hills Cop: Axel F weit von der Katastrophe entfernt, die die meisten vorausgesagt haben. Tatsächlich funktioniert der Film erstaunlich gut, sieht wertig aus und langweilt eigentlich nie. Das macht Hoffnung auf weitere, gute Filme mit Eddie Murphy, nachdem Der Prinz aus Zamunda 2 ganz furchtbar war. Zwar tauchen Taggert und Rosewood nur wenige Minuten im Film auf, die neuen Charaktere sind aber gut geschrieben und gespielt, sodass dies gar nicht so sehr ins Gewicht fällt. Beverly Hills Cop: Axel F ist sicherlich schwächer als die ersten beiden Teile, den dritten Film schlägt er qualitativ aber um Längen, auch, weil sich Murphy hier und da über sein Alter lustig macht.
Noch ein paar Worte zur deutschen Synchro: diese macht weitestgehend alles richtig. Dennis Schmidt-Foß trifft den Ton, den Randolf Kronberg einst vorgab, mittlerweile richtig gut und ist unverzichtbar auf Eddie Murphy. Joseph Gordon-Levitt und Kevin Bacon haben ebenfalls ihre Stammsprecher abbekommen und auch Paul Reiser wurde erneut von Michael Nowka, wie schon in den Vorgängern, eingesprochen. Schwieriger gestaltete sich die Sprecherwahl bei den anderen Rückkehrern, da ihre Originalsprecher mittlerweile nicht mehr unter uns weilen. Bei Bronson Pinchot (Serge) wählte man weise den Arne Elsholtz-Ersatz Thomas Nero-Wolff, der perfekt den Ton seines Vorgängers trifft. Bei John Ashton geht der Wechsel klar, nur bei Judge Reinhold hätte man, da Uwe Paulsen, der ihn in Teil eins und drei sprach, nicht mehr unter uns weilt, auf Tobias Meister zurückgreifen können und sollen. Der passte in Teil 2 wie die Faust auf´s Auge, jedoch nahm man diese Chance nicht wahr. Doch das ist Jammern auf hohem Niveau, denn ansonsten geht die deutsche Fassung klar. Einen Klick sollte Euch der Film allemal wert sein, denn Beverly Hills Cop: Axel F macht durchaus Spaß.
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