Auch eure liebsten Medienhuren hinken einmal hinterher. Bereits im vergangenen Jahr startete mit TRANSFORMERS: AUFSTIEG DER BESTIEN (2023) der mittlerweile siebte Realfilm, basierend auf der erfolgreichen Spielzeugreihe aus dem Hause Hasbro, weltweit in den Kinos. Mit durchwachsenem Ergebnis, denn auch wenn die Autobot-Materialschlacht mehr als das Doppelte ihrer Produktionskosten wieder einspielen konnte, ist der Film der bis Dato erfolgloseste des Franchise, welches einst von Krawall-Meister Michael Bay gestartet wurde. Paramount Pictures Home Entertainment veröffentlichte das Science-Fiction-Abenteuer bereits im Oktober auf dem Heimkino-Markt, doch zwischen all den Bergen von Rezensionsmustern ging das Spektakel irgendwie unter. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, weswegen wir euch mit etwas Verspätung verraten wollen, ob sich der Streifen lohnt.
Originaltitel: Transformers: Rise of the Beasts
Drehbuch: Joby Harold, Darnell Metayer, Josh Peters, Erich Hoeber, Jon Hoeber
Regie: Steven Caple Jr.
Darsteller: Anthony Ramos, Dominique Fishback, Luna Lauren Velez, Dean Scott Vazquez, Sarah Stiles, Peter Cullen, Ron Perlman, Peter Dinklage, Michelle Yeoh…
Artikel von Christopher Feldmann
Als im Jahr 2007 der erste TRANSFORMERS-Film in die Kinos kam, gehörte ich mit zarten 13 Jahren zur Kernzielgruppe von Michael Bays Spielzeugverfilmung, hatte der BAD-BOYS-Macher aus der Marke von Spielzeughersteller Hasbro doch ein lautes, nicht Pathos geizendes Effektspektakel gezimmert, getragen von Jungstars wie Shia LaBeouf und Megan Fox, durchsetzt mit infantilen Gags und zahlreichen Nahaufnahmen von Fox‘ vorzugsweise in Hotpants eingepacktem Gesäß. Zumindest meine Wenigkeit hatte schon damals überhaupt kein Interesse an den Riesenrobotern, als ich damals TRANSFORMERS: REVENGE OF THE FALLEN (2009) im Kino sah (weil mein Kumpel diesen unbedingt sehen wollte), bin ich schon nach 20 Minuten eingeschlafen. Während aber der erste Film zumindest noch ansatzweise als solide Unterhaltung für ein minderjähriges Publikum durchgeht, wurde es aber mit jeder Fortsetzung bodenloser. Die Materialschlachten und Explosionen wurden noch größer, die Story dünner, die Figuren blasser, der Humor war immer mehr auf Fremdschäm-Niveau und spätestens mit TRANSFORMERS: THE LAST KNIGHT (2017) wurde es dann nur noch sinnbefreit. Da Teil 5 weit weniger einspielen konnte als seine Vorgänger und die Kritiken vernichtend ausfielen, war Paramount Pictures um eine Kurskorrektur bemüht. Statt weiter auf die Bayhem-Formel zu setzen, erschien 2018 mit BUMBLEBEE ein Spin-Off, das deutlich mehr Augenmerk auf die menschlichen Figuren legte und in Gänze ein sympathischer Film mit sympathischen Charakteren und der richtigen Balance aus Action, Humor und Gefühl war. Mit TRANSFORMERS: RISE OF THE BEASTS (2023) versuchte man sich nach dem Solo-Abenteuer Bumblebees abermals an einem Prequel, welches in dieses Mal in den 1990er Jahren angesiedelt ist. Zwar fällt die Reihe damit erfreulicherweise nicht in alte Muster zurück, jedoch fehlen dem neuesten Ableger sämtliche Stärken des Vorgängers, weshalb der Aufstieg der Bestien am Ende einfach nur egal bleibt.
Handlung:
Als eine neue Bedrohung auftaucht, die in der Lage ist, den gesamten Planeten zu zerstören, müssen sich Optimus Prime (Peter Cullen) und die Autobots mit einer mächtigen Fraktion, den Maximals, zusammentun. Da das Schicksal der Menschheit auf dem Spiel steht, werden die Menschen Noah (Anthony Ramos) und Elena (Dominique Fishback) alles tun, um den Transformers in der ultimativen Schlacht zur Rettung der Erde zu helfen.
Die Autobots und Ich werden in diesem Leben keine Freunde mehr. Ich kann mich beim besten Willen so gar nicht für diese Reihe begeistern, lediglich BUMBLEBEE (2018) ist mir noch positiv in Erinnerung, was weniger an der Robo-Action, sondern viel mehr an dem sympathischen 80’s-Vibe und Hauptdarstellerin Hailee Steinfeld lag, die im Zusammenspiel mit dem titelgebenden Autobot wirklich liebenswert ist. Ansonsten sorgte das gesamte Franchise bei mir immer für starkes Stirnrunzeln, handelte es sich bei den Bay-Filmen doch größtenteils um ausgedehnte und immer größere Dimensionen annehmende Effektschlachten, die von einer mehr als dürftigen Geschichte zusammengehalten wurden. Leider ist RISE OF THE BEASTS wieder ein herber Rückschritt zu den Altlasten der Reihe.
Das Drehbuch, das von gleich fünf(!) Autoren geschrieben wurde, stützt sich auf altbekannte Plot-Elemente und wirft einen beliebigen McGuffin in den Raum, der natürlich niemals in die falschen Hände kommen darf, weil sonst die gesamte Welt und im schlimmsten Fall das ganze Universum den Bach runter geht. Natürlich sind auch prompt die „Terrorcons“, also richtig böse Transformers, zur Stelle, um den „Transwarp Key“ in die Metallfinger zu bekommen, mit dessen Hilfe Planeten zerstört werden sollen. Somit beginnt eine Hetzjagd nach einem Schlüssel, in die auch wieder menschliche Protagonisten involviert sind. Nach Shia LaBeof und Megan Fox, Mark Wahlberg und Hailee Steinfeld müssen nun Anthony Ramos und Dominique Fishback den Autobots rund um „Optimus Prime“ helfen, Alles zu retten, was ihnen lieb und teuer ist, wobei es an mehrere Schauplätze geht. Und damit sind wir schon bei dem größten Problem: Die Geschichte, sowie ihr gesamter Verlauf, ist einfach nur eine Wiederholung dessen, was Fans der Reihe nun schon mehrfach, um nicht zu sagen sechs Mal, gesehen haben. Absolut vorhersehbar stolpern die Figuren von einem Punkt zum Nächsten und zwischen den ganzen Actionszenen, in denen dieses Mal Roboter-Tierwesen mitmischen, gibt’s die üblichen Scharmützel zwischen Mensch und Maschine wie wir es eben kennen. Tatsächlich wirkt das Drehbuch, als hätte man eine KI mit den Begriffen „Transformers“ und „Abenteuer“ gefüttert, die Das ausgespuckt hat. Statt Spaß sorgt der Film auf dieser Ebene größtenteils für Langeweile.
Das betrifft dann auch leider die Action. Man kann gegen Michael Bay sagen was man möchte und wahrscheinlich wäre Alles irgendwie gerechtfertigt, was man ihm aber retrospektiv zu Gute halten muss, ist die Tatsache, dass es der Maestro der Zerstörung stets richtig scheppern ließ und von Film zu Film die Reizüberflutung in Sachen Materialschlacht steigerte. RISE OF THE BEASTS ist irgendwie nichts davon, sondern liefert nur den üblichen Standard, den Fans bestens gewohnt sind. Regisseur Steven Caple Jr., der zuvor CREED II (2018) inszenierte, gelingt es zu keiner Sekunde, visuelle Akzente zu setzen, geschweige denn Bilder zu kreieren, die den Film etwas vom üblichen Sumpf abheben. Auch das CGI ist sehr durchwachsen und sieht stellenweise erschreckend künstlich aus. Ich möchte mal vermuten, dass Caple Jr. den Film lediglich als Auftragsarbeit angenommen hat, die ordentlich bezahlt wurde.
Auch darstellerisch bleibt der Film größtenteils vergessenswert. Dass man nach Hailee Steinfeld als Teenager-Mädel nun mit Anthony Ramos und Dominique Fishback People of Colour das Zepter für einen Blockbuster übergibt macht zwar Sinn, wirkt aber auch schwer kalkuliert. Und auch wenn die Beiden einen ordentlichen Job machen, gibt ihnen das Drehbuch zu keiner Zeit die Chance mehr aus ihren Figuren herauszuholen. Immerhin im Voice-Cast setzt man auf bewährtes und prominentes Personal. Neben Peter Cullen, der seit der ersten Stunde „Optimus Prime“ spricht (in der deutschen Fassung ist nach wie vor Rainer Schöne zu hören), geben sich in der OV u.a. Ron Perlman, Michelle Yeoh, Peter Dinklage und Pete Davidson die Ehre. Am Ende des Films wird auch noch ein Crossover mit den G.I. Joe angeteast, ob es tatsächlich dazu kommt, bleibt abzuwarten. Fans der Autobots bekommen aber schon demnächst Nachschub, denn mit TRANSFORMERS: ONE (2024) startet im Oktober ein Animationsfilm in den deutschen Kinos. Ob dieser mehr begeistern kann? We’ll see!
Zur Sichtung lag uns eine UHD des Films vor, Bild- und Tonqualität sind dem Format entsprechend sehr gut. Als Extras gibt es Featurettes, den Trailer, sowie ein Wendecover ohne FSK-Logo.
Fazit:
TRANSORMERS: RISE OF THE BEASTS (2023) hängt irgendwo in der Mitte und genau Das ist sein größtes Problem. Der Film ist zu keiner Zeit so wild und überlebensgroß wie die Bay-Filme aber auch nie so sympathisch, einfühlsam und spaßig wie BUMBLEBEE (2018), sondern am Ende einfach nur einfallslos und egal, was sowohl für die Geschichte als auch für die Action gilt. Ich persönlich hatte das Gesehene nach dem Abspann schon wieder komplett vergessen und das ist nie ein gutes Zeichen.
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