Sommerferien in der Natur sind doch das Schönste, oder? Für mich hat es dieses Jahr „nur“ ins idyllische Allgäu gereicht, von wo aus ich Euch diese Rezension verfasse. Im vorliegenden Film reisen zwei junge Engländerinnen mit dem Fahrrad durch das sonnige, ländliche Frankreich. Doch was als traumhafter Urlaub begann, mutiert schnell zu einem schrecklichen Albtraum. CAMERA OBSCURA präsentiert den britischen Thrillerklassiker, der erstmals 1991 auf RTLplus seine Deutschlandpremiere feierte, in einem liebevoll gestalteten Mediabook mit strahlendem Bild.

Originaltitel: And Soon the Darkness

Deutscher TV-Titel: Tödliche Ferien

Regie: Robert Fuest

Darsteller: Pamela Franklin, Michele Dotrice, Sandor Elès, John Nettleton, Hana Maria Pravda

Artikel von Christian Jürs

Regisseur Robert Fuest dürfte den meisten Filmfans für seine Kultklassiker Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes und Die Rückkehr des Dr. Phibes mit Vincent Price ein Begriff sein. Zwei Filme, die ich bereits in Kindheitstagen im ARD Spätprogramm entdeckte und lieben lernte. Info am Rande: Fuest drehte auch noch Revenge of the Stepford Wives mit dem jungen Don Johnson in einer Nebenrolle, der bei uns dreisterweise als Terror in New York veröffentlicht wurde – mit Miami Vice-ähnlichem Coverbild. Außerdem inszenierte er einige Folgen der schrägen Kultserie Mit Schirm, Charme und Melone. Den Großteil der Serien-Crew nahm er danach mit nach Frankreich, wo dieses Thriller-Kleinod entstand, welches damals leider kaum Beachtung fand. Bei uns feierte And Soon the Darkness unter dem Titel Tödliche Ferien erst gut zwanzig Jahre nach seinem Entstehen auf RTLplus seine Deutschland-Premiere, immerhin mit großartiger Synchronisation.

Die jungen, britischen Krankenschwestern Jane (Pamela Franklin) und Cathy (Michele Dotrice) nehmen im Sommer eine Auszeit vom Krankenhaus-Alltag und radeln mit dem Fahrrad quer durch die französische Provinz. Den stringenten Reiseplan hat Jane hierfür ausgearbeitet, was Cathy ein wenig an den Nerven zerrt, steht für sie doch der Spaß im Vordergrund. Als sie bei einer Rast im Garten eines ländlichen Cafés einen attraktiven Einheimischen (Sandor Elès) erblickt, würde sie gerne länger in dem Örtchen verweilen, doch Jane mahnt zur Weiterfahrt. Der attraktive Fremde schwingt sich kurz darauf auf seinen Motorroller und nimmt die Verfolgung der Damen auf, überholt sie und mustert sie später am Straßenrand wartend. Die beiden Frauen nehmen es als Kompliment auf und fahren noch ein Stückchen weiter, um auf einer Wiese am Waldrand eine kleine Rast zu machen.

Als Jane erneut zur Weiterfahrt drängt, geraten die beiden Arbeitskolleginnen in Streit, da Cathy gar nicht daran denkt, sich an den straffen Zeitplan ihrer Reisebegleiterin zu halten. Jane fährt daraufhin empört alleine weiter und lässt Cathy zurück, nur um kurz darauf mit schlechtem Gewissen wieder an den Ort ihres Eklats zurückzukehren. Doch von Cathy ist weit und breit keine Spur zu finden. Jeglicher Versuch, mit den wenigen Einheimischen in Verbindung zu treten, um um Hilfe zu bitten, scheitert an der sprachlichen Barriere. Damit man mit Jane mitfühlen und sich als Zuschauer in ihre Situation hinein fühlen kann, wurden hier bewusst keine Untertitel eingebaut – man versteht aber auch ohne französische Sprachkenntnisse, worüber die Leute reden.

Was ist geschehen? Ist Cathy etwas Schlimmes zugestoßen, wie in einer kurzen Szene dezent angedeutet wird? Oder wird sie irgendwo wohlauf festgehalten? Das wird hier nicht verraten, denn And Soon the Darkness – Tödliche Ferien ist ein raffiniert inszenierter Slowburner, der sich überraschend entfaltet. Da der Film jede, wirklich jede, Figur verdächtig und damit auch für Jane bedrohlich verhalten lässt, verfügt er über eine durchweg dichte, die Falle scheinbar langsam zuschnappende, Atmosphäre, die die ein oder andere Überraschung parat hält. Das Remake von 2010 mit Amber Heard soll teilweise andere Wege gehen, doch dank mauer Kritiken, habe ich mir die Version bisher erspart.

And Soon the Darkness – Tödliche Ferien transportiert durchweg frühe Backwoods-Slasher-Atmosphäre, ohne jedoch in deren Gewaltgrad zu geraten. Hier steht die Frage im Raum: Wem kann ich trauen und was hat es mit dem angeblichen Sexualtäter auf sich, von dem der Fremde aus dem Café berichtet, der sich plötzlich der Suche nach Cathy anschließen möchte und als Paul vorstellt. Außerdem behauptet er, er sei Polizist in den Ferien, der heimlich am Fall des Mordes vor fünf Jahren arbeitet, jedoch Jane nie seinen Ausweis präsentiert. Kann sie ihm vertrauen? Immerhin kann „Paul“ als Dolmetscher helfen, die Situation zu entwirren.

Ihr merkt, ich gerate ins Schwärmen über dieses Thriller-Kleinod, welches zwar Sommerfeeling versprüht, jedoch auch eine Atmosphäre, die dem Zuschauer langsam die Kehle zuschnürt. Wenn ich Euch jetzt neugierig gemacht habe, dann legt Euch den Fillm unbedingt zu. Das Bild, vor allem auf der 4K Scheibe, erstrahlt in sommerlichem Glanz, Filmkorn inklusive. Der Ton ist gut und beinhaltet ein besonderes Goodie: Die deutsche Synchro wurde in TV- und rekonstruierter Kinogeschwindigkeit aufgespielt, der Unterschied ist aber nur marginal – klingt beides gut. Als Extras gibt es einen Audiokommentar, ein Interview mit Filmhistoriker Kim Newman, Trailer und Radiospots. Das Booklet, welches sich mit der Entstehungsgeschichte des Films befasst, stammt von Tobias Hohmann.

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