Willkommen zurück bei „Best Worst Sequels„, unserer Kolumne für meist zu Recht vergessene Fortsetzungen bekannter Kinohits, die in der Regel für die DVD-Schütten dieser Welt produziert wurden. Dieses Mal widmen wir uns ausnahmsweise mal nicht schießwütigem oder blutigem Content für Erwachsene, denn es darf doch auch mal leichte Unterhaltung für die ganze Familie sein. Nach diesem Motto agierte auch Arnold Schwarzenegger als er die Komödie KINDERGARTEN COP (1990) drehte, in der er endgültig sein komödiantisches Talent unter Beweis stellen konnte. 26 Jahre später erschien mit KINDERGARTEN COP 2 (2016) eine Straight-to-DVD-Fortsetzung, die mit dem Original aber lediglich nur Titel und Prämisse gemein hat. Statt dem Governator versuchte sich nun Actionrecke Dolph Lundgren daran, eine Horde aufsässiger Kinder zu bändigen. Wenn da mal kein Spaß vorprogrammiert ist!

Originaltitel: Kindergarten Cop 2

Drehbuch: David H. Steinberg, Murray Salem, Herschel Weingrod, Timothy Harris

Regie: Don Michael Paul

Darsteller: Dolph Lundgren, Bill Bellamy, Darla Taylor, Aleks Paunovic, Sarah Strange, Danny Wattley…

Artikel von Christopher Feldmann

Wir schreiben das Jahr 1990. Arnold Schwarzenegger war zu dieser Zeit ein etablierter Actionstar und hatte mit CONAN DER BARBAR (1982), TERMINATOR (1984), PHANTOM KOMMANDO (1985), PREDATOR (1987) und dem Science-Fiction-Meisterwerk TOTAL RECALL (1990) gleich mehrere Titel auf dem Kerbholz, die ihn zum unangefochtenen Actionstar werden ließ und als der er stets schwer bewaffnet für klingelnde Kinokassen sorgte. Trotzdem versuchte Schwarzenegger sich breiter aufzustellen und andere Zielgruppen zu erschließen. In TWINS (1988) bewies er an der Seite von Danny DeVito, dass er auch ohne Explosionen und MG-Salven überzeugen kann, weswegen er mit KINDERGARTEN COP (1990) den Versuch unternahm, ein jüngeres Publikum zu bespielen. Der Plan ging auf, die Komödie über einen hartgesottenen Cop, der undercover in einen Kindergarten eingeschleust wird, war ein Erfolg und erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit, tatsächlich gilt sie gemeinhin als beste Schwarzenegger-Comedy. Gerüchte um eine Fortsetzung gab es viele, allerdings verliefen alle Pläne für einen zweiten Teil im Sande, bis sich schließlich Universal 1440 Entertainment, die DTV-Abteilung von Universal Pictures, 25 Jahre später daran machte, einen Nachfolger zu produzieren, der wie in diesem Segment so häufig allerdings nichts mit dem Original zu tun hat und lediglich darauf abzielt, mit bekanntem Titel und gleicher Prämisse ein Publikum zu locken. Und weil für solche Filme in der Regel nur ein überschaubares Budget zur Verfügung steht, musste auch ein neuer Hauptdarsteller her, der die Anforderungen erfüllt aber auch nicht die Kosten sprengt. Wer wäre da besser für KINDERGARTEN COP 2 (2016) geeignet als Videotheken-Veteran Dolph Lundgren?

Handlung:

Der hartgesottene FBI-Agent Reed (Dolph Lundgren) hat schon so einige heikle und nicht selten auch gefährliche Aufträge gemeistert. Doch als er im Rahmen seines neuesten Falls einen Datenträger mit besonders brisanten Informationen beschaffen soll, stellt ihn dies vor seine bislang größte Herausforderung. Die Spur führt ihn nämlich ausgerechnet in einen Kindergarten, in den sich Reed notgedrungen undercover als Erzieher einschleust, um vor Ort möglichst unauffällig weitere Nachforschungen anstellen zu können. Was sich auf dem Papier zunächst nach einem Kinderspiel anhört, bringt den Top-Agenten bald schon an seine Grenzen, halten ihn die kleinen Satansbraten doch mächtig auf Trab. Obwohl er mit der Lage schnell überfordert ist, muss sich Reed wohl oder übel mit ihr arrangieren, wenn er seine Mission erfolgreich abschließen will.

Erstmal vorab: Wir lieben Dolph Lundgren! Zwar ist an dem Schweden nie ein Oscar-Preisträger vorbeigegangen, geschweige denn ein wirklich talentierter Schauspieler, als verlässlicher Haudrauf schoss und prügelte sich der einst als „Ivan Drago“ in ROCKY IV – DER KAMPF DES JAHRHUNDERTS (1985) bekannt gewordene Chemie-Ingenieur und Kampfsportler aber schon früh in unsere Herzen. Ja, Lundgren wanderte schon früh in die Videotheken, drehte B-Movies wie am Fließband und versorgte seine Fans immer wieder mit preisgünstigen Actionreißern, vorzugsweise in Osteuropa gedreht. Anno 2016 hatte er durch seine Rolle in Sylvester Stallones THE-EXPENDABLES-Reihe nach langer Durstrecke mal wieder Kinoluft schnappen können, sein Hauptbetätigungsfeld blieb aber nach wie vor die Grabbelecke. Aber sind wir mal ganz ehrlich, mit wem hätte man KINDERGARTEN COP 2 sonst drehen sollen? Jean-Claude van Damme? Passt irgendwie nicht. Steven Seagal? Das wäre vermutlich viel zu creepy geworden. Da bleibt eigentlich nur noch Dolph übrig, der auf der einen Seite noch den klassischen Machismo vergangener Tage verkörpert und auf der anderen noch genug Bekanntheitsgrad besitzt, um einen Film zu tragen. Arnold Schwarzenegger wurde für einen Cameo angefragt, zu diesem kam es allerdings nicht, da die Ikone schlichtweg „keine Zeit“ hatte.

Wie bereits angedeutet handelt es sich bei der Klamotte eher um eine Art Remake des Originals, anstatt um eine Fortsetzung. Wie schon im Fall von HARD TARGET 2 (2016) bedient man sich der etablierten Prämisse, der Vorgänger wird weder zitiert noch adressiert. Die Handlung ist indes ebenso lediglich eine leichte Variation. Anstatt eine Person ausfindig zu machen, muss Lundgren hier eines USB-Sticks habhaft werden, der irgendwo in einem Elite-Kindergarten versteckt ist, um einen fiesen Gangster zur Strecke zu bringen. Bekanntes Terrain für den Zuschauer, auch wenn dem Film natürlich die Balance zwischen Familienkomödie und einer zumindest rudimentär spannenden Rahmenhandlung komplett abgeht. KINDERGARTEN COP 2 ist reiner Klamauk, bei dem der gesamte Teil rund um die Gangster völlig irrelevant ist, sind diese doch zu keinem Zeitpunkt ernst zunehmen. Die Suche nach dem USB-Stick, also dem McGuffin, ist weder spannend noch wendungsreich, stattdessen ist dies lediglich eine fade Beigabe um das ohnehin dünne Drehbuch etwas künstlich aufzublasen. Das gilt übrigens auch für die völlig deplatzierte Romanze zwischen dem damals schon fast 60-jährigen Lundgren und einer fast 30 Jahre jüngeren Erzieherin.

Im Grunde geht es aber darum, einen knallharten Actiondude in einen Raum mit kleinen Kindern zu verfrachten, den Protagonisten gemäß dem „Fish out of Water“-Prinzip aus seiner Komfortzone zu holen. Und das funktioniert in KINDERGARTEN COP 2 leider nur bedingt. Zum einen weil das Skript, an dem gleich vier Autoren (u.a. die des Originals) beteiligt waren, kaum brauchbare Gags aufweist. Potenzial blitzt lediglich in jenen Szenen auf, in denen es um die Erziehungsmethoden geht, denn im Vergleich zu den frühen 1990er Jahren hat sich da ziemlich viel verändert, gibt es doch mittlerweile Therapieschweine, ein Verbot von Hülsenfrüchten und fleischfreie Montage. Leider sind diese kleinen Seitenhiebe viel zu selten, um den Film wirklich witzig werden zu lassen. Stattdessen gibt es viel Klamauk und reichlich Overacting, insbesondere von Lundgrens Sidekicks, die stellenweise grimassieren als befänden sie sich in einem mauen SNL-Sketch.

Ein großes Problem ist aber der Hauptdarsteller selbst. Auf dem Papier selbst klingt die Personalie Dolph Lundgren nach einer gute Idee, allerdings tut sich der Actionstar in Sachen Komik sichtlich schwer. So wirken die Momente, etwa wenn er wie Arnie an einer Gruppe hysterischer Kinder verzweifelt, sehr steif und wenig überzeugend. Dass Lundgren für Lacher sorgen kann, bewies er in THE EXPENDABLES 2 (2012), was aber seiner stoischen Art und der richtigen Dosis geschuldet war, für einen ganzen Spielfilm taugt er als Alleinunterhalter leider wenig, auch wenn er wirklich bemüht ist. Schwarzenegger konnte witzig sein und beherrschte das Timing, Lundgren geht das Alles leider völlig ab.

Ebenfalls mau ist die einfallslose Regie von DTV-Routinier Don Michael Paul, der wie auch Roel Reiné eher für gröbere Unterhaltung steht aber auch häufig für Pseudo-Fortsetzungen angeheuert wird. Auf sein Konto gehen filmische Meisterwerke wie die Steven-Seagal-Gurke HALB TOT (2002), LAKE PLACID 4 (2012), SNIPER: LEGACY (2014), DEATH RACE 4: ANARCHY (2018), THE SCORPION KING 4 (2018), sowie die letzten drei DTV-Nachzügler des Kultfilms TREMORS – IM LAND DER RAKETENWÜRMER (1990), entsprechend preiswert sieht die Nummer auch aus. Es gibt immer wieder skurrile Schnittspielereien und durch den Look wirkt der ganze Film sehr clean, was an Primetime-Premieren auf dem Disney-Channel erinnert.

Fazit:

Kann man einer für ein Familienpublikum konzipierten, harmlosen Klamotte richtig böse sein? Eigentlich nicht aber dennoch ist KINDERGARTEN COP 2 (2016) eher ein Griff ins Klo, versucht der Straight-to-DVD-Titel doch die Vorlage lediglich zu kopieren, scheitert aber gnadenlos daran wirklich witzig zu sein und auch Dolph Lundgren wirkt bei dem Versuch den lustigen Onkel zu geben hoffnungslos verloren. Schade eigentlich, denn gerade dem Schweden hätte ich einen schönen Auftritt außerhalb von Low-Budget-Actionstreifen gegönnt.

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