Vampire, sie waren schon so viel: gotisch, kitschig, fetischisiert, glitzernd, märchenhaft, blutrünstig – keine andere Figur des Horrorfilms kann eine derartige Vielfalt an Attributen für sich in Beschlag nehmen. Vom erotischen Aussaugen des letzten Tropfens bis zum Versenken des Gesichts in einer Wanne aus Blut ist alles dabei. Was uns das Regie-Duo Matt Bettinelli-Opin und Tyler Gillet in ihrer Verfilmung einer Geschichte von Stephen Shields (The Hole in the Ground) und Guy Busick (Ready or Not) abliefern, mag keine Neujustierung des Genres sein, einen Riesenspaß bereitet der Streifen, den UNIVERSAL PICTURES HOME ENTERTAINMENT präsentiert, aber allemal.

Regie: Matt Bettinelli-Opin und Tyler Gillet

Darsteller: Alisha Weir, Melissa Barrera, Dan Stevens, William Catlett, Kathryn Newton

Artikel von Philipp Locher

Zur Story: Eine Gruppe von Schmalspurganoven erhält den Auftrag, ein zwölfjähriges Mädchen zu entführen, eine Ballerina, und diese für 24 Stunden in einem abgelegenen Landhaus zu bewachen. Danach soll die Ablöse kommen und der Job ist erledigt. Nichts einfacher als das. Doch als man sich im Haus befindet und spätestens als sich die Fenster von selbst abriegeln ist klar: Irgendetwas stimmt hier nicht.

Mit Abigail legen die beiden Regisseure Matt Bettinelli-Opin und Tyler Gillet (Ready or Not, Scream (2022) und Scream VI) noch eine Schippe drauf und präsentieren absolut frisches und unvorhersehbares Genrekino. Ihren, mittlerweile gefeuerten, Ghostface-Star Melissa Barrera und Freaky – Körpertausch mit Blutrausch-Hauptdarstellerin Kathryn Newton servieren sie als Sahnehäubchen obendrauf.

Mit 109 Minuten ist der Film für einen Genrefilm kein Leichtgewicht und vor allem über die ersten 50 Minuten mögen sich die Geister streiten. Ist es nötig, dass sich die Figuren nach der Entführung derart lange kennen lernen? Ich finde: ja. Die Charaktere kennen sich gegenseitig nicht, wir müssen sie ja auch erst kennenlernen, und ich finde wenigstens eine kleine emotionale Bindung zu einer Figur ist wichtig, damit deren Tod dramaturgisch auch eine Bedeutung hat. Denn was nach der ersten Hälfte folgt ist ein Feuerwerk verschiedenster Kunstblutsorten in rauen Mengen. Abigail (Alisha Weir) dreht auf, verrät ihre wahren Motive und es bleibt kein Hals trocken.

Abigail ist ein kleines Fest für Horror- und Splatterfans. Zugute halten muss man dem Film, dass all der Gore echt ist. Auf digitale Effekte wurde so weit es ging verzichtet und das macht richtig Spaß. Auch der Cast liefert richtig gute Arbeit ab, vor allem die 14-jährige Alisha Weir, die zuvor vorrangig auf der Musicalbühne stand, überzeugt als Abigail absolut, wie auch alle anderen Darsteller. Wenn den Figuren auch, vor allem im ersten Teil wegen seiner Dialoglastigkeit, eine kleine Überspitzung ins Komödienhafte gut getan hätte.

Schade ist ein wenig, dass der Film durchweg als Vampirfilm promotet wurde (weswegen wir dies auch nicht als Spoiler markiert haben). Klar, dadurch konnte man vermutlich mehr Zuschauer generieren, der Überraschungseffekt, wie einst bei From Dusk Till Dawn, bleibt damit aber leider aus. Horrorfans sollten sich hiervon aber keinesfalls abhalten lassen, Abigail zu sichten.

Abschließend sei noch zu sagen, dass diejenigen, die zur physischen Veröffentlichung greifen, noch ein wenig Bonusmaterial bekommen (u.a. unveröffentlichte und erweiterte Szenen, ein Gag Reel u.v.m.).

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