Bad boys, bad boys whatcha gonna do?, Whatcha gonna do when they come for you?“ Nach dem Erfolg von BAD BOYS FOR LIFE (2020) mussten Fans des von Will Smith und Martin Lawrence verkörperten Cop-Duos dieses Mal keine 17 Jahre auf ein Sequel warten. Trotz Smiths „Ausrutscher“ bei den Oscars 2022 und einem nicht unerheblichen Image-Schaden, startete diesen Sommer mit BAD BOYS: RIDE OR DIE (2024) der mittlerweile vierte Teil der wilden Actioncomedy weltweit in den Kinos und konnte durchaus respektable Gewinne einfahren. Mittlerweile ist der bleihaltige Klamauk auch im Heimkino erhältlich, zwar vorerst nur digital aber Sony Pictures Home Entertainment und Vertriebspartner Plaion Pictures veröffentlichen den Film noch in diesem Monat auf Scheibe. Wir haben ihn gesehen und verraten euch, ob Smith und Lawrence immer noch überzeugen können oder ob den „Bad Boys“ langsam aber sicher die Luft ausgeht.

Originaltitel: Bad Boys: Ride or Die

Drehbuch: Chris Bremmer, Will Beall

Regie: Adil El Arbi, Bilall Fallah

Darsteller: Will Smith, Martin Lawrence, Jacob Scipio, Paola Núñez, Eric Dane, Vanessa Hudgens, Alexander Ludwig, Ioan Gruffudd, Melanie Liburd, Tasha Smith, Joe Pantoliano…

Artikel von Christopher Feldmann

Als 1995 BAD BOYS – HARTE JUNGS an den Start ging war die Welt noch eine andere. Michael Bay war damals noch nicht der Mann für Zerstörung, sondern ein einfacher Auftragsregisseur für Musikvideos und Werbespots, Martin Lawrence ein vielversprechender Shootingstar, der sich noch nicht im Fatsuit und in Frauenkleidern über die Leinwand wuchtete und Will Smith lediglich durch die Sitcom DER PRINZ VON BEL-AIR (1990-1996) bekannt, weswegen sein Name beim ersten Film auch nur an zweiter Stelle steht. Trotzdem gab der Actioner den Karrieren aller Beteiligten einen gewaltigen Schub. Die Mischung aus klassischem Actionkrimi und Buddy-Movie recycelte Figurenklischees und Plot-Points aus den 1980er Jahren, bereitete diese aber für eine neue Generation von Zuschauern auf. Im Stil eines Musikvideos aus der goldenen MTV-Zeit avancierte der Film zum Hit. Trotzdem dauerte es acht Jahre bis Bay, Smith und Lawrence mit BAD BOYS II (2003) um die Ecke kamen, der dann sämtliche Grenzen sprengen sollte. Nicht nur frönte Bay seiner Vorliebe für eine grelle Optik und eine heutzutage Augenkrebs erregende Videoclip-Ästhetik, sondern legte auch in Sachen Action nochmal fünf Schippen drauf und machte das Sequel somit zur brutalen, menschenverachtenden Zerstörungsorgie, in denen die Hauptdarsteller primär infantile Witzchen. Das Ergebnis war ein zweieinhalbstündiger Angriff auf die Netzhaut, der allerdings reichlich Geld in die Kassen spülte, weswegen es fast schon merkwürdig war, dass man sich 17 Jahre für eine Fortsetzung Zeit ließ, die 2020 unter dem Titel BAD BOYS FOR LIFE erschien.

Michael Bay wurde zwar mittlerweile als kreativer Kopf abgelöst, jedoch bewahrte man die DNA der BAD-BOYS-Filme, kochte in Sachen Spektakel aber eine Nummer kleiner und versuchte sich sogar an einer emotionalen Komponente. Heraus kam ein überraschend ordentlicher Actionfilm mit gut aufgelegten Darstellern, der einen gelungenen Abschluss dargestellt hätte, wenn die Box-Office-Zahlen nicht so gut gewesen wären. Diese sorgten dafür, dass wir BAD BOYS: RIDE OR DIE (2024) bekamen, der sich deutlich mehr am zweiten als am dritten Teil orientiert aber auch recht schnell offenlegt, dass dem Franchise allmählich die Puste ausgeht.

Handlung:

Die Detectives Mike Lowrey (Will Smith) und Marcus Burnett (Martin Lawrence) sind wieder unterwegs. Das Duo kommt einem Korruptionsskandal auf die Spur, der sie geradewegs ins Herz der Polizei von Miami führt. Die Fährte wird durch ihren verstorbenen Captain Howard (Joe Pantoliano) gelegt, der den beiden Cops posthum einen Hinweis hinterlässt. Doch schon bald werden sie durch eine Intrige zu Ausgestoßenen und befinden sich auf der Flucht. Um den Fall zu lösen, müssen sie außerhalb des Gesetzes arbeiten.

Es ist durchaus überraschend, dass BAD BOYS: RIDE OR DIE (2024) einen solchen Zuspruch beim Publikum fand, spielte der Actionfilm doch über 400 Millionen US-Dollar ein und das obwohl es in diesem Jahr gerade die Blockbuster sichtlich schwer haben und es Will Smiths erster Kinoauftritt seit seinem Ohrfeigenskandal bei der Oscarverleihung 2022 ist. Aber anscheinend hat man dem übergriffigen Hollywoodstar und Rapper schnell verziehen, weshalb dessen Karriere nun wieder an Fahrt aufnehmen dürfte.

Aber kommen wir zum Film, denn um diesen geht es hier ja eigentlich. Dieses Mal müssen die beiden knallharten Detectives „Mike Lowrey“ und „Marcus Burnett“ schwere Korruption innerhalb der Polizei von Miami aufdecken, fiesen Drogenschiebern das Handwerk legen und auch ihren Namen, sowie den ihres verstorbenen Vorgesetzten reinwaschen. Das klingt genauso abgedroschen wie es schlussendlich auch ist, denn originell oder gar spannend ist an BAD BOYS 4 so gar nichts und das liegt in erster Linie wirklich am schwachen Drehbuch, welches eine Story auftischt, die lediglich mit Ach und Krach die Action- und Comedyszenen miteinander verbindet. Man bedient sich hier einem alteingesessenen und auch ganz schön angestaubten Plot-Point, der gerne in Sequels verwendet wird, nämlich jenen bei dem die Helden plötzlich in Ungnade fallen und nun den eigenen Leuten gejagt werden. Dabei fragt man sich natürlich immer, warum man Figuren, die zuvor mehrfach ihre Aufrichtigkeit und Loyalität bewiesen haben nun wie Schwerverbrecher behandelt aber es ist eben nur ein müder Versuch, das Ganze in eine „neue Richtung“ zu lenken.

Nur leider stammt die gesamte Handlung wie auch der „wir müssen unseren Namen reinwaschen“-Kniff aus der Mottenkiste, ist der Bösewicht doch unfassbar eindimensional, der unbekannte Strippenzieher im Hintergrund nach einer Minute erkennbar und irgendwann werden mal wieder die Frauen gekidnappt, welche dann von unseren „Bad Boys“ gerettet werden müssen. RIDE OR DIE reiht ein Klischee nach dem anderen aneinander und ergibt sich größtenteils in wilde wie auch brutale Shootouts, sowie peinliche Gags. Allein Martin Lawrence ist in diesem Film die pure Folter, glaubt er als „Marcus“ doch nach einer Nahtoderfahrung, dass er unsterblich ist, was zu vielen Fremdschäm-Momenten führt, in denen er wie ein aufgedrehter Duracell-Hase vor sich hin klamaukt. Will Smith ist natürlich wieder der Gegenpol, der coole Cop mit den lockeren Sprüchen, dem der emotionale Anker aber leider abhanden gekommen ist.

Brach BAD BOYS FOR LIFE (2020) noch ein wenig mit dem Figurentypus und enthielt überraschende Drama-Elemente, setzt das Sequel wieder vermehrt auf absurde Action und platte Comedy. Zwar ist auch Jacob Scipio (der unerträgliche Banderas-Imitator aus THE EXPENDABLES 4) wieder als Mikes unehelicher Sohn an Bord, allzu viel macht das Drehbuch aber nicht daraus. Stattdessen wendet man jenen Kniff an, der schön öfters bei FAST & FURIOUS zum Einsatz kam. Der Bösewicht des Vorgängers wird auf einmal zum Verbündeten, der eigentlich gar nicht so böse ist und auch die vorherigen Schandtaten sind schnell vergessen. Somit wischt RIDE OR DIE jeglichen Konflikt beiseite, um Platz für reinen Fun zu machen, bei dem Lawrence und Smith aber auch Öfters den Kollegen das Feld überlassen und erst im Finale richtig loslegen. Die fast schon beste Actionsequenz kommt sogar komplett ohne die Hauptdarsteller aus und lässt Lawrence‘ Filmschwiegersohn „Reggie“ (ihr wisst schon, der Junge, der im zweiten Teil noch an der Haustür eingeschüchtert wurde) im John-Wick-Modus das Eigenheim von Söldnern säubern. Auch sonst sind wieder Vanessa Hudgens und Alexander Ludwig eingebunden, auch wenn ihre Figuren weit weniger zu tun haben, die Liebesgeschichte zwischen Smith und Melanie Liburd kommt nie zum Tragen und auch die Verschwörungsgeschichte ist Malen nach Zahlen.

Immerhin liefern die Regisseure Adil El Arbi und Bilall Fallah ein paar sehenswerte Ideen und probieren mit dem Einsatz von Drohnen in den Shootouts, BAD BOYS: RIDE OR DIE zumindest stilistisch etwas Neues hinzuzufügen, ohne dabei den Vibe des Franchise außer Acht zu lassen. So erinnert eine Schießerei in einer Galerie auffällig an an alte Michael-Bay-Zeiten, inklusive blutiger Einschüsse und überstilisierter Kamera und auch das Finale in einem Bayou-Freizeitpark weiß durchaus zu gefallen. Das Regie-Duo weiß ganz genau, was Fans in einem BAD-BOYS-Film sehen wollen, orientiert sich aber hier deutlich mehr am knallbunten zweiten Teil als an dem gemäßigten Vorgänger, sowohl in Action und Optik, als auch im Humor (Fuck You, Martin Lawrence!). Den beiden Filmemachern gönne ich den Erfolg, nachdem Warner Bros. ihren BATGIRL-Film aus Steuergründen in die Tonne getreten hat.

Sony Pictures Home Entertainment veröffentlicht BAD BOYS: RIDE OR DIE nach der Erstauswertung im Streaming demnächst auch auf Scheibe. Neben der UHD-Version, der Blu-ray und der DVD erscheint auch eine Steelbook-Edition, die den Actionfilm sowohl in 4K als auch in HD beinhaltet. Uns lag zur Sichtung allerdings die DVD vor, deren Bild- und Tonqualität gemessen am Medium durchaus gut ist. Als Extra ist lediglich der Trailer vorhanden.

Fazit:

BAD BOYS: RIDE OR DIE (2024) ist schlussendlich ein solider aber auch lediglich zweckmäßiger Actionkracher, bei dem immerhin eingefleischte Fans der Vorgänger auf ihre Kosten kommen werden. Jedoch geht dem Cop-Duo mittlerweile langsam aber sicher die Puste aus, überlassen sie Actionszenen doch teilweise der jüngeren Generation, der Plot ist lediglich vorhersehbarer Kleister, der Schenkelklopfer-Gags und Ballereien gerade so zusammenhält und Martin Lawrence verkommt endgültig zum Pausenclown. Ein solide inszeniertes Gemisch aus altbewährten Zutaten und vielen Klischees, das aber keiner weiteren Fortsetzung bedarf, auch wenn diese bei dem überraschenden Kassenerfolg unweigerlich kommen wird.

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