Das ging aber fix. Nur zwei Jahre, nachdem der dänische Psychothriller gleichen Namens das Licht der Leinwand erblickte, veröffentlicht UNIVERSAL PICTURES das Blumhouse Studio-Remake mit einer amerikanisierten Version der Geschichte um eine Familie, die von ihrer Urlaubsbekanntschaft zu einem entspannten Wochenende eingeladen wird, welches sich in einen Albtraum verwandelt. Mit James McAvoy und Mackenzie Davis prominent besetzt und vom Eden Lake-Regisseur James Watkins inszeniert, stehen die Zeichen gut für einen nervenzerrenden Schocker – oder etwa doch nicht?

Regie: James Watkins

Darsteller: James McAvoy, Mackenzie Davis, Scoot McNairy, Aisling Franciosi, Alix West Lefler, Dan Hough

Artikel von Christian Jürs

In der letzten Zeit stand es um die Verfilmungen aus dem Hause Blumhouse Productions nicht allzu gut. Zwar entwickelte sich Five Nights at Freddy´s zu einem rentablen Hit, so recht mochte den aber kaum jemand. Night Swim, Imaginary und Afraid soffen allesamt an der Kinokasse ab und es bleibt abzuwarten, welches Schicksal Speak no Evil ereilen wird. Erste Kritiken sind verhalten. Ich aber hatte eine Menge Spaß mit dieser Variante und ziehe sie sogar dem Original vor.

Das Eheleben von Ben (Scoot McNairy) und Louise Dalton (Mackenzie Davis) steckt in der Krise, seit sie aus den USA nach London gezogen sind, damit er sich beruflich weiterentwickeln kann. Sie gab extra ihren Job auf und kümmert sich nun liebevoll um die gemeinsame Tochter Agnes (Alix West Lefler), die nachts immer wieder unter Panikattacken leidet und keinesfalls ohne ihren geliebten Stoffhasen einschlafen kann. Während Louise verständnisvoll mit der abends immer noch des Öfteren im Elternbett übernachtenden Tochter hat, drängt Ben darauf, dass Agnes ihre Kindheit langsam hinter sich lässt.

Auch im gemeinsamen Urlaub in der Toskana hängt der Haussegen schief, bis zu dem Zeitpunkt, als sie mit dem im gleichen Hotel untergekommenen Pärchen Paddy (James McAvoy) und Ciara (Aisling Franciosi) ins Gespräch kommen. Die verbringen eine ausgelassene Zeit mit ihrem gemeinsamen Sohn Ant (Dan Hough) im Urlaubsparadies. Der Junge befindet sich passenderweise ungefähr im Alter von Agnes, doch leider kann er nicht sprechen. Paddy, der für Ärzte ohne Grenzen arbeitet, erklärt, dass der Junge an einem Gendefekt leidet und mit einer zu kleinen Zunge auf die Welt kam.

In den nächsten Tagen versteht man sich erstaunlich gut, was vor allem an der offenen und fröhlichen Art von Paddy und Ciara liegt, was die Lebensfreude auch bei Louise und Ben wieder keimen lässt. Doch irgendwann ist der Urlaub vorbei und der Alltag hält wieder Einzug im Leben der Daltons – mit all seinen Problemen. Da kommt eine schriftliche Einladung von Paddy und Ciara gerade recht, ein entspanntes Wochenende auf deren Hof in der englischen Küstenprovinz zu verbringen.

Das lässt sich vor allem Ben nicht zweimal sagen und so begeben sich die Daltons mit ihrem Auto auf eine Reise, die Spaß und Erholung verspricht, sich aber in einen schrecklichen Albtraum verwandelt. Denn kaum angekommen, verhält sich die Urlaubsbekanntschaft eigenartig. Vor allem aber wird Agnes schnell bewusst, dass Ant merkwürdig eingeschüchtert ist und ihr unbedingt etwas Wichtiges mitteilen möchte. Ein Horror-Wochenende nimmt seinen Lauf.

Wozu ein Remake eines Films, der erst zwei Jahre auf dem Buckel hat? Eine Frage, die man sich zumindest außerhalb Amerikas stellen wird. Fans des Originals, die dieses vor allem wegen des konsequenten Endes schätzen, werden hieran vermutlich keine Freude haben. Ich hingegen sehe das etwas anders. Auch wenn mir klar war, was uns die Macher des Originals sagen wollten, empfand ich das Ende immer als aufgesetzt und mit unrealistischen Reaktionen gespickt. Nun ist auch Speak no Evil 2024 kein Streifen, der gegen Ende allzu sehr auf Realismus setzt. Stattdessen bekommen wir ein spektakuläres Hollywood-Finale serviert, dass dem inneren Schweinehund in mir genau das gab, was ich erhofft habe. Hinzu kommt, dass James McAvoy so richtig die Sau rauslassen darf, was unheimlich unterhaltsam ist.

Die US-Version von Speak no Evil ist, wie schon das Original, ein Slowburner, der aber gegen Ende explodiert und mich rundum zufrieden aus dem Kinosaal entließ. Wenn Ihr also keine Ultras des Originals seid oder den Film gar nicht kennt, dann kann ich Euch einen Kinobesuch wärmstens empfehlen.

Zurück zur Startseite