Frank Grillo hat derzeit etwas Oberwasser. Nicht nur, dass der B-Recke derzeit an der Seite von Sylvester Stallone in dessen Hitserie TULSA KING (seit 2022) zu sehen ist, auch im von James Gunn neu gelaunchten DC Universe wird Grillo eine Rolle spielen. Das hält den Mimen aber keineswegs davon ab, nach wie vor regelmäßig in preiswert produzierten Actionreißern mitzuwirken, die standesgemäß direkt auf Scheibe landen. Einer davon ist HOUNDS OF WAR (2024), den Leonine Studios nun im Heimkino veröffentlicht und bei dem niemand geringeres als Isaac Florentine Regie führte, der bekanntermaßen nicht nur Scott Adkins zum Genrestar machte, sondern mit Filmen wie den UNDISPUTED-Sequels auch die Messlatte im B-Action-Genre ziemlich hochlegte. Ob der Streifen sehenswert ist, erfahrt ihr in unserer Kritik.
Originaltitel: Hounds of War
Drehbuch: Jean Pierre Magro
Regie: Isaac Florentine
Darsteller: Frank Grillo, Robert Patrick, Rhona Mitra, Leeshon Alexander, Urs Rechn, Victor Solé, Mark Strange, Steven Elder…
Artikel von Christopher Feldmann
Handlung:
Ryder (Frank Grillo) und sein Söldner-Team haben im Schatten der Macht viele geheime Einsätze für die US-Regierung erfolgreich gemeistert. Doch als der neue Präsident die Spielregeln ändert und ihre Methoden nicht länger akzeptiert, findet sich Ryder auf einem Himmelfahrtskommando in dem vom Krieg zerrissenen Libyen wieder. Verraten und im Stich gelassen von dem Land, dem sie einst treu gedient haben, gelingt es nur Ryder, aus der Hölle zurückzukehren. Mit gebrochenem Herzen und brennendem Zorn schwört er, für seine gefallenen Brüder blutige Rache zu nehmen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen…
Neue Woche, neuer Grillo. So in etwa lässt sich der Output des Schauspielers und Kampfsportlers passend zusammenfassen, dreht er seine Projekte doch in einer Schlagzahl wie Bruce Willis zu seinen schlechtesten Zeiten. Dass man somit in Sachen Qualität Abstriche machen muss versteht sich von selbst, handelt es sich doch meist um günstig produzierte Klopper vom Reißbrett. Wirklich gelungene Streifen wie beispielsweise BOSS LEVEL (2020) oder der zumindest einigermaßen solide INTO THE ASHES (2019) sind da schon die Ausnahmen. Ansonsten muss man eben mit Werken wie BLACK LOTUS (2023), A DAY TO DIE (2021) oder KING OF KILLERS (2023) Vorlieb nehmen, um auf seine bestimmte Dosis Grillo zu kommen. Doch sein neuester Einsatz als Straight-to-DVD-Einzelkämpfer HOUNDS OF WAR (2024) versprach, sich vom Low-Budget-Einerlei etwas abzuheben, denn wenn es jemand schafft, preiswert wuchtige und dynamische Action zu inszenieren, dann Isaac Florentine. Doch leider weichte diese Vorfreude bitterer Enttäuschung.
Ich selbst bin großer Fan von Florentine, doch leider scheint der israelische Martial-Artist, Choreograph und Regisseur nicht mehr allzu viel Tinte auf dem Füller zu haben oder die Budgets nicht mehr für auch nur eine einzige etwas elaboriertere Kampfszene auszureichen. Wo der Filmemacher Actionjunkies einst mit Krachern wie COLD HARVEST (1999), UNDISPUTED II: LAST MAN STANDING (2006), UNDISPUTED III: REDEMPTION (2010) oder NINJA: SHADOW OF A TEAR (2013) in Ekstase versetzte, reicht es heutzutage nur noch für generische Shootouts und Keilereien, die nicht länger als zehn Sekunden dauern. Florentine orientierte sich stets am Hongkong-Kino, inszenierte seine Kämpfe meist mit abwechslungsreichen Choreographien, Zeitlupen, dynamischem Schnitt und wuchtigen Soundeffekten. Davon ist nicht mehr wirklich viel übrig geblieben, HOUNDS OF WAR wirkt wie einer von vielen Low-Budget-Filmen, in denen zwar ab und an jemand das Bein heben oder zulangen darf, die aber insgesamt sofort wieder vergessen sind. Für einen Florentine-Film ist die Action zudem erstaunlich rar gesät und findet über weite Strecken überhaupt nicht statt. Stattdessen wohnen wir politischen Ränkespielen bei, als wäre der Regisseur nie an einem klassischen Action- und Kampfsportfest interessiert gewesen, sondern hätte stets eine Art Politthriller im Sinn gehabt.
So dreht sich Alles um politische Macht, internationale Beziehungen und Schadensbegrenzungen, weshalb auch die Grillos Filmtruppe schnell ins Gras beißen muss. Dass sich daraus dann natürlich eine klassische Rachegeschichte entspinnt, liegt auf der Hand ist aber im Grunde auch egal, ist das gesamte Storytelling von HOUNDS OF WAR doch mehr als dünn. Das liegt allein schon daran, dass man als Zuschauer null Empathie für die Söldner entwickeln kann, nimmt Florentine diese doch schon nach 15 Minuten aus dem Film. Die titelgebenden „Hounds of War“ finden im Film also kaum statt, stattdessen übernimmt Grillo als einziger Überlebender das Zepter und wird lediglich von Rhona Mitra als sein Love-Interest flankiert, die aber zumindest auch mal zulangen darf. Schade, denn mit beispielsweise Mark Strange ist noch ein echter Könner in Sachen Kampfsport an Bord. Der Rest ist Malen-nach-Zahlen, Grillo darf ein paar gesichtslose Schergen verdreschen und gen Ende zum großen Vergeltungsschlag ausholen, während Robert Patrick als Bösewicht mehr oder weniger gelangweilt seine Zeilen runterleiert, immerhin muss er meistens nur in irgendeinem Büro-Set herumstehen. Leicht verdientes Geld. Sympathisch ist immerhin, dass der deutsche Stuntman, Choreograph und Martial-Artist Mike Möller eine kleine Rolle inne hat. Kein großer Wurf aber um einiges würdevoller als noch in THE EXPENDABLES 4 (2023).
Der größte Elefant im Raum ist da schon Frank Grillo selbst, bei dem ich die gesamte Zeit über nie wusste, ob er wirklich Bock darauf hatte diesen Film zu drehen aber schließlich muss auch er seine Miete bezahlen. Viel mehr drängte sich die Frage auf, ob der Film mit einem anderen Hauptdarsteller besser funktioniert hätte, vielleicht wäre Scott Adkins doch passender gewesen, zumal Grillos Skills doch weitaus begrenzter sind und die Action bei dem 59-jährigen schon lange recht steif wirkt. Dass aber Adkins und Florentine gemeinsam auch nicht immer nur Glanz und Gloria abliefern, zeigte bereits SEIZED (2020). Immerhin sieht HOUNDS OF WAR relativ schick aus, gedreht wurde nämlich aufgrund Steuervergünstigungen auf Malta, was die Kamera auch ausnutzt. Hier reihen sich Postkartenmotive aneinander, die Locations haben viel Charme aber wirklich besser wird der Streifen dadurch trotzdem nicht.
Die Blu-ray aus dem Hause Leonine Studios verfügt über eine gute Bild- und Tonqualität, als Extra ist lediglich der Trailer vorhanden.
Fazit:
Für Frank-Grillo-Verhältnisse liefert HOUNDS OF WAR (2024) auf gewohntem Terrain ab. Für Regisseur Isaac Florentine ist der One-Man-Army-Rache-Politthriller allerdings eine Enttäuschung, die weder mit Spannung, noch mit adäquater Action punkten kann. Hoffentlich macht der Regisseur dies mit seinem nächsten Projekt HELLFIRE wieder wett.
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