Guess who’s back, back again? Art is back, tell a friend. Das wird Slasherfans der härteren Gangart freuen, denn rechtzeitig zu Halloween bringt TIBERIUS FILM den pantomimischen Killer-Clown mit seinem neuesten Streich in unzensierter Form auf die deutschen Kinoleinwände. Ein kleines, verfrühtes Weihnachtswunder, zu dessen Anlass Art passend das Weihnachtsmannkostüm überstreift und auf Beutezug geht. Besinnlich geht er dabei allerdings nicht zu Werke, sondern extrem hart und brachial. Na dann, rohes Fest Euch allen.
Drehbuch und Regie: Damien Leone
Darsteller: Lauren LaVera, David Howard Thornton, Antonella Rose, Elliott Fullam, Samantha Scaffidi
Artikel von Christian Jürs
Das war ja klar. Die Pressevorführung neulich in Hamburg war gefüllt mit den blutgeilsten Kollegen aus der Umgebung. So traf man dort Alice vom YouTube-Channel Horrorzeit ebenso an wie Volker von Die Nacht der lebenden Texte und selbstverständlich war auch mein Massengeschmack.TV-Cheffe Holger mit am Start. Der ganze kranke Haufen für gut zwei Stunden vereint. Die Gaudi konnte losgehen.
Terrifier 3 startet dann auch gleich mit wohliger Weihnachtsatmosphäre, in der Art (David Howard Thornton) nachts in das Haus einer vierköpfigen Familie im Santa Claus-Kostüm einbricht, um selbige um vier Köpfe kürzer zu machen. Eine stimmungsvolle Szene, die gleich mit einem Tabubruch daherkommt: dem Töten der lieben Kleinen. Doch wer würde das dem lustigen Pantomimen mit dem dreisten Grinsen schon übelnehmen? Die überfüllten Kindertagesstätten vermutlich nicht. Es folgt eine Szene, die fünf Jahre zuvor spielt und damit direkt an das Ende von Terrifier 2 anschließt. (Achtung, Spoiler zum Vorgängerfilm) Dieser Handlungsblock geht auf die Wiedergeburt des eigentlich besiegten Art durch Victoria (Samantha Scaffidi) ein, die bereits seit dem ersten Terrifier mit an Bord ist, allerdings mittlerweile nicht nur extrem verunstaltet wurde, sondern auch noch unter dem Einfluss des Killerclowns stehend als seine blutgeile Dienerin hörig mitspielt. Nach kurzem Gemetzel verfallen beide in einen katatonischen Zustand, der fünf Jahre andauert, ehe sie wieder in Aktion treten.
In der Gegenwart treffen wir dann Sienna (Lauren LaVera) wieder, unsere Heldin des Vorgängerfilms, die die Ereignisse von damals immer noch nicht richtig verarbeitet hat (wer würde es ihr übelnehmen?). Immerhin wurde sie mittlerweile aus der Psychiatrie entlassen und zieht vorerst zu ihrer Tante Jessica (Margaret Anne Florence) und ihrem Onkel Greg (Bryce Johnson). Der ist allerdings skeptisch, ob die immer noch unter Wahnvorstellungen leidende Sienna ein guter Umgang für Gabbie (Antonella Rose), ihre junge Cousine, und damit seine Tochter, sei. Doch allen Unkenrufen zum Trotz verstehen sich die beiden bestens, auch wenn Sienna die ein- oder andere Wahnvorstellung von Art dem Clown beiseitedrängen muss, um halbwegs normal zu wirken.
Derweil versucht Jonathan (Elliott Fullam), Siennas jüngerer Bruder, der vor fünf Jahren ebenfalls im Kampf gegen Art den Clown mitmischte, in der Wohngemeinschaft eines College-Kampus wieder ein normales Leben zu führen. Lediglich Mia (Alexa Blair Robertson), die Freundin seines Mitbewohners Cole (Mason Mecartea), erinnert ihn, dank ihres Faibles für True-Crime-Geschichten, an die Schrecken von damals. Was niemand ahnt ist, dass Art, gemeinsam mit seiner Gehilfin Victoria sich bereits auf dem Weg befindet, seine Arbeit von vor fünf Jahren zu beenden. Dabei hinterlässt er eine äußerst blutige Spur.
Regisseur und Drehbuchautor Damien Leone did it again, baby. Nach dem Erfolg der Vorgängerfilme, insbesondere Terrifier 2, rissen sich die Studios um die Rechte von Art dem Clown, der 2011 im Kurzfilm Terrifier erstmals auftrat (damals noch verkörpert von Mike Giannelli), sowie dem Episodenfilm All Hollows Eve. Zum Kult avancierte er aber erst mit dem ersten Teil dieser Reihe, Terrifier, was unter anderem auf das Konto des genialen Pantomimen David Howard Thornton geht, der sichtlich Freude an der Rolle hat und Art als Monster mit dem Schalk im Nacken darstellt, oftmals auch improvisiert. Damien Leone gab den großen Studios jedenfalls einen Korb, da er sich sicher war, dass er seinen Film mit großen Geldgebern im Nacken verwässern müsste und keinesfalls den Härtegrad der Vorgängerfilme aufrechterhalten könnte.
Hier darf man aber dem Gorebauern Entwarnung geben. Terrifier 3 verfügt zwar nicht über eine so ausufernd heftige Gewaltszene wie die berüchtigte Schlafzimmer-Szene aus dem Vorgängerfilm (wer den Streifen unzensiert gesichtet hat, weiß wovon ich spreche), trotzdem wird auch hier wieder, unterstützt von handgemachten Splattereffekten, inflationär gemordet und draufgehalten, bis bei dem ein- oder anderen Zuschauer die Kotzgrenze erreicht sein dürfte. Nein, Terrifier 3 ist kein Film für das erste Date oder einen Kinoausflug mit der Schwiegermutter, hier wird die Grenze zum guten Geschmack deutlich überschritten.
Während ich diese Zeilen schreibe, hat Art der Clown den singenden Joker an der US-Kinokasse bereits in seine Schranken gewiesen. Erstaunlich, wie geil die Massen auf das durchaus trashige Massaker sind. Doch man muss zugestehen, dass Damien Leone auch inszenatorisch einiges dazugelernt hat. Immer dann, wenn gerade nicht gemeuchelt wird, gelingt dem Film eine wohlige, in warme Farben getauchte Weihnachtsfilm-Atmosphäre, die konträr zu den Gewaltszenen steht. Das ist eigenwillig, aber auch irgendwie genial.
Zu den Pluspunkten gehören außerdem, neben Art und seinem neuen, ekelhaften Sidekick, vor allem Lauren LaVera als sympathische Kontrahentin und die neu dazugekommene Antonella Rose als Gabbie, die mich durchweg an die junge Danielle Harris in den Halloween-Filmen erinnerte. Beiden Figuren wünscht man sehnlichst ein Happy End, während Elliott Fullam als Jonathan erneut blass bleibt. Immerhin, seine Figur hat im Finale einen tollen Auftritt, aber der sei hier nicht verraten. Alle anderen, die im Film umhergeistern, sind reines Schlachtvieh für den Bodycount. Alexa Blair Robertson darf durchgehend im knappen Top herumlaufen. Ich war mir sicher, die darf sich noch entkleiden, bevor der Sensenmann, bzw. der Killer-Clown, zuschlägt. Natürlich passiert dies auch, doch bleibt uns der Anblick ihrer entblößten, sekundären Geschlechtsorgane verborgen. Dafür darf ihr Filmfreund zeigen, was er hat (oder hatte) – unerwartet (und ein wenig schade).
Für mich stellt dieses Weihnachts-Splatter-Intermezzo den bisherigen Höhepunkt der Reihe dar, auch wenn Terrifier 3 nicht frei von Mängeln ist. Zwar ist der Film deutlich kürzer geraten als sein zweieinhalb-stündiger Vorgänger, 125 Minuten Laufzeit sind aber immer noch deutlich zu viel für das bisschen Geschichte, was uns Damien Leone hier auftischt. Was den Gewaltgrad betrifft, so ist dieser streitbar. Ich persönlich hätte all das Geschmadder nicht zwingend benötigt, das bisherige Einspielergebnis spricht aber eine andere Sprache. Wer Bock auf ironischen, beinharten Splatter mit Gruselstimmung hat, sollte ein Kinoticket lösen. Im Heimkino dürfte sich wieder das altbekannte Drama abspielen. Die FSK verweigert die unzensierte Freigabe und wer zur unzensierten, deutschsprachigen Version greifen möchte, muss für künstlich limitierte Mediabooks tief in die Tasche greifen. Aber wer weiß. vielleicht ereilt uns ja auch im Heimkino ein kleines Weihnachtswunder?