In dieser Neuveröffentlichung aus dem Hause PLAION PICTURES haben wir Russel Crowe erneut am Exorzieren, aber dieser Film hat nichts mit seinem Film „The Pope’s Exorcist“ (2023) zu tun. „The Exorcism“ nimmt uns mit hinter die Kulissen zu den Dreharbeiten von „The Georgetown Project“, der offensichtlich ein Remake von „Der Exorzist“ (1973) werden soll. So weit, so gut. Hier ist auf jeden Fall Potential für eine interessante Geschichte, denn wer kennt nicht die Gerüchte über unheimliche Vorfälle bei oder nach den Dreharbeiten zu diversen Horror Filmen. Sei es nun „Poltergeist“ (1982) oder „Das Omen“ (1976), die Erzählungen über ein verfluchtes Filmset haben sich bis heute gehalten, und sorgen beim Anschauen der alten Klassiker immer noch für ein zusätzliches Erschauern. Also warum das Ganze nicht als eigenen Film aufgreifen, die Möglichkeiten den Klassikern zu Huldigen und dennoch einen eigenständigen Horrorfilm zu schaffen sind gegeben, schließlich hat Kevin Williamson, der hier als Produzent agiert, schon die Drehbücher von „Scream (1,2,4)“ geschrieben und dieses Kunststück für den Slasher-Film vollbracht.

Regie: Joshua John Miller    

Darsteller: Russel Crowe, Ryan Simpkins, Adam Goldberg, Sam Worthington, David Hyde Pierce, Chloe Bailey

Artikel von Kai Michael Netthorn

Während der Dreharbeiten zu einem Horrorfilm gerät ein verstörter Schauspieler aus den Fugen. Seine entfremdete Tochter fragt sich, ob er wieder in seine früheren Süchte abrutscht oder ob etwas Unheimlicheres im Spiel ist.

Der Schauspieler Tom (Adrian Pasdar) geht alleine durchs Filmset und übt Text und Regieanweisungen. Das Set besteht aus dem Nachbau eines Mehrstöckigem Hauses, das nach vorne offen ist, wie bei einem Barbiehaus zum Aufklappen. Er geht die Treppe hoch, betritt ein Schlafzimmer, stellt sich ans Bett und geht den Text Teufelsaustreibung durch. Sichtlich mit sich zufrieden verbeugt er sich vor den leeren Kulissen, als es plötzlich einen Kurzschluss gibt. Erst wird es Dunkel, leise Stimmen sind zu hören, und dann eine tiefe, laute dämonische Stimme. Wir sehen das ihn etwas Unsichtbares den Hals zudrückt. Nach einem kurzen Schnitt und einen Schwenk über das nun wieder ruhige Filmset ist der kurze Auftritt von Adrian Pasdar (Heroes, Desperate Housewives) auch schon wieder vorbei. Schade.

Nach der Titel Einblendung, die durch ihren Retrocharme noch alle Hoffnungen am Leben lässt, begleiten wir Lee Miller (Ryan Simpkins) auf dem Weg zu ihrem Vater, Anthony Miller (Russel Crowe). Schnell wird klar dass ihr Verhältnis Steif und Unsicher ist und es ist unübersehbar das hier eine Vorgeschichte die Beziehung stark angegriffen hat. Lee scheint kurz davor gewesen zu sein von der Schule zu fliegen, doch durch die Intervention ihres Vaters, den sie nur Tony nennt, konnte eine Vorübergehende Suspendierung ausgehandelt werden.

Crowe in der Rolle des verletzlichen Vaters, der irgendwie versucht seine Würde zu wahren gefällt, er wirkt sympathisch und wenig erinnert an den Gladiator von einst. Doch wir haben es hier leider nicht mit einem Familiendrama zu tun und so bleibt das geforderte Schauspiel Talent bei nahezu einem Ausdruck sehr überschaubar.

Anthony Miller soll die Vertretung von Tom übernehmen und da er gerade beruflich und privat ziemlich weit unten ist, (Alkohol, Drogen, Verlust seiner Frau), wird das Angebot nur allzu gerne angenommen. Passenderweise hat Lee ja jetzt Zeit und kann ihn zu den Dreharbeiten begleiten. Hier lernen wir nun die restlichen Akteure kennen. Als erstes die neue Regan, Blake Holloway (Chloe Bailey), die irgendwie da ist, aber als Person sehr egal bleibt. Dann der Priester „Father“ Connor (David Hyde Pierce), der den Hauptdarsteller bei der Rolle des Geistlichen unterstützen soll und als Set Psychologe agiert, falls jemand rede Bedarf hat. Als Dritten haben wir dann den Regisseur Peter (Adam Goldberg), der so unangenehm unsympathisch und hinterhältig rüberkommt, dass man die ganze Zeit ein Pay Off erhofft.

Nicht nur ist der Regisseur ständig unzufrieden mit den Dargebotenen Leistungen von Tony, er setzt ihm auch psychisch gewaltig zu. Ob er das nun macht, um alles aus dem Darsteller rauszuholen oder nicht, wird spätestens dann egal, wenn man sieht, wie Anthony langsam aber sicher verzweifelt, jeden Tag kränker ausschaut und anfängt Schlaf zu wandeln und Blackouts zu haben.

Im weiteren Verlauf sehen wir wie Tony immer weiter unter dem Druck der Anforderungen und den Rücksichtslosen Ansprachen des Regisseurs zusammenbricht. Seine Tochter hat Angst das er wieder in die Sucht abgleitet und seine Tabletten nicht nimmt. Aber nicht nur dank des Filmtitels ist klar, dass da noch etwas anderes in ihm ist. Alles beginnt langsam und man hat das Gefühl, das einem die Charaktere nähergebracht werden, doch das täuscht. Wo man beim Original „Exorzist“ Menschen hat, die interagieren, man das Leben hinter dem Gezeigten spürt, agieren hier die Personen irgendwie im leeren Raum. Die Szenen für sich sind interessant und gut gemacht, finden aber keine Verschmelzung.

Keine der Personen wirkt überrascht bei dem, was da offensichtlich passiert, die Dreharbeiten gehen einfach immer weiter. Sei es nun das Verhalten des Regisseurs oder der sichtlich kranke Hauptdarsteller. Dann wird noch Missbrauch in der Kirche dazu gepackt, weil das wohl gerade aktuell ist, was zumindest Tonys Verhältnis zur Kirche erklärt. Da wäre ein gottesfürchtiger Christ von Nöten, aber auch dem echten Priester nimmt man den Glauben nicht ab. Dieser spricht lieber mit der restlichen Crew und nicht mit dem, der es bräuchte. So werden die Zuschauer um eine Konfrontation gebracht, die, wenn man das Thema schon aufgreift, durchaus eine neue Facette in den Film gebracht hätte.

Was hier geboten wird plätschert so vor sich hin, ein paar Schreckmomente retten da auch nichts mehr.  Die Menschen sind einem hier doch ziemlich egal, man freut sich über einige nette Stellen, aber im Großen und Ganzen hat man das nicht nur im Original schon besser gesehen. Als Sohn von Jason Miller hatte der Regisseur wahrscheinlich eine persönliche Beziehung zum Original Exorzisten von 1973, schließlich spielte sein Vater hier den Pater Damien, aber was er uns hier anbietet hat weder Tiefe noch Logik, es wirkt schlecht zusammen geschustert und wird bald wieder vergessen sein.

Mein Fazit lautet deshalb, es gibt bessere Exorzismus Filme, sogar mit Russel Crowe. Hier wurden viele Möglichkeiten verschenkt und es wirkt wie der Typische Trick, nach einem erfolgreichen Film schnell noch was zum Verwechseln hinterher zu schicken und ein bisschen Geld zu machen.

Wer zur physischen Veröffentlichung greift, bekommt Trailer und TV-Teaser als Bonus obendrauf.

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