Es wird endlich mal wieder Zeit für klassisches Videothekenfutter, in dem sich kampfsporterprobte Darsteller nach allen Regeln der Kunst die Kauleisten verbiegen. Das Ganze eingebettet in eine locker leichte Krimihandlung und fertig ist der schmierige VHS-Fetzen vergangener Tage. All diese Ingredienzien vereint MARTIAL LAW (1990), nicht zu Verwechseln mit der kurzlebigen Karate-Cop-Serie mit Sammo Hung in der Hauptrolle. In dieser Direct-to-Video-Produktion, die es trotz überschaubarem Erfolg auf zwei Sequels brachte, zieht der erst kürzlich verstorbene Chad McQueen, seines Zeichens Sohn von Hollywood-Legende Steve McQueen, gegen den fiesen David Carradine zu Felde. Unterstützung bekommt er von niemand geringerem als Martial-Arts-Amazone Cynthia Rothrock. Das klingt doch nach einer Gaudi mit Ansage, die im Double Feature mit der Fortsetzung von WMM und Cargo Records kürzlich als Blu-ray im Keep-Case veröffentlicht wurde.
Originaltitel: Martial Law
Drehbuch: Richard Brandes
Regie: Steve Cohen
Darsteller: Chad McQueen, Cynthia Rothrock, David Carradine, Andy McCutcheson, Philip Tan, Tony Longo…
Artikel von Christopher Feldmann
Handlung:
Los Angeles wird von brutalen Straßengangs terrorisiert. Sean Thompson (Chad McQueen), Leiter der Polizei-Spezialeinheit „Martial Law“, versucht auf seine eigene Art und Weise für Recht und Ordnung zu sorgen. Als sein Bruder Michael unter den Einfluss der Bande des skrupellosen Dalton Rhodes (David Carradine) gerät, muss Sean handeln. Doch zu spät Michael muss grausam sterben. Sean will mit seiner Freundin Billie (Cynthia Rothrock) tödliche Rache üben…
Ich bin ja wirklich ein Enthusiast was Martial-Arts-Klopper aus der goldenen Videothekenära angeht. Zwischen dem ganzen Schmutz, der preiswert auf Hinterhöfen und in Lagerhallen abgedreht wurde, verbirgt sich am Ende doch die ein oder andere Perle, die mit wirklich gut gemachter Action punkten kann und ihre Trümpfe voll auszuspielen vermag. Leider gehört MARTIAL LAW (1990) nicht zu dieser Kategorie und das, obwohl der prominent besetzte Actionkrimi eigentlich Alles hat, was so ein Streifen braucht: Einen kampfsporterprobten Cop, der ausweglose Situationen mit schnellen Hieben und kräftigen Kicks löst, einen sinisteren und ebenfalls den Martial-Arts-Künsten zugeneigten Bösewicht, sowie eine simple Story. Diese dreht sich um eine Gangsterbande, die von Obermufti Carradine angeführt wird und sich größtenteils der Autoschieberei verschrieben hat. Für den besonderen Konflikt sorgt die Tatsache, dass sich der Bruder von Supercop „Sean Thompson“ ebenfalls in den Strudel der Kriminalität rutscht und dies irgendwann mit dem Leben bezahlen muss, was natürlich nach guter alter Rache verlangt.
Das Drehbuch ist wirklich nicht das Gelbe vom Ei, muss es aber auch nicht. Nur leider lässt dieses wirklich jegliche Spannung und Dynamik vermissen, so plätschert der klischeebeladene Plot relativ müde vor sich hin, denn bis es mal wirklich zu einer Konfrontation mit den Bösewichten kommt, unter denen sich übrigens auch Stunt-Legende Philip Tan befindet, ist der Film fast schon wieder vorbei. Somit ist größtenteils Wassertreten angesagt, das zwar in einem annehmbaren aber auch viel zu kurzem Endkampf mündet. Wirklich unterhaltsam ist MARTIAL LAW nie, was auch an Hauptdarsteller Chad McQueen liegt, der in Gänze nicht mal so viel Charisma besaß wie sein Vater im kleinen Finger. Definitiv der falsche Hauptdarsteller, was vermutlich auch den Machern auffiel, weswegen man ihn in der Fortsetzung durch Jeff Wincott ersetzte. Einzig David Carradine spielt groß auf, bekommt aber nicht wahnsinnig viel zu tun. Von den Darstellern ist er aber nach wie vor das Highlight.
Wirklich enttäuschend ist allerdings die Action und wegen dieser greift man ja in erster Linie zu einem Streifen wie MARTIAL LAW. Namen wie David Carradine, seines Zeichens Hauptdarsteller der Kultserie KUNG FU (1972-1975) und späterer Antagonist in Tarantinos KILL BILL (2003/2004), und Cynthia Rothrock, die schon in den 1980er Jahren erfolgreich durch Hongkong-Knaller wie ULTRA FORCE 2 (1985) und RIGHTING WRONGS (1986) wirbelte, versprechen zumindest genau Das, was der Fan knackiger Kampfsport-Prügeleien sehen möchte. Allerdings schien Regisseur Steve Cohen, der später mit dem Team-Up-Actioner TOUGH AND DEADLY (1995) immerhin einen veritablen Videothekenkracher abgeliefert hat, nicht die beste Wahl gewesen zu sein, um die Talente der Darsteller in Szene zu setzen. Die Fights sind unspektakulär und beschränken sich größtenteils auf einfache Keilereien, in denen hier und da mal einer das Bein hebt. Für wirklich elaborierte Sequenzen waren die Mittel wahrscheinlich auch zu begrenzt.
Generell grenzt es fast an einen Frevel, dass man Chad McQueen den Löwenanteil zugesteht, während Cynthia Rothrock, die nicht nur einmal in ihrer Karriere ihr Können unter Beweis stellte, sträflich vernachlässigt wird. Diese darf hin und wieder mal eingreifen, vegetiert ansonsten aber größtenteils auf der Ersatzbank vor sich hin und hat als Liebschaft des titelgebenden Cops eine sehr undankbare Rolle.
WMM veröffentlichte den Actionkrimi im Vertrieb von Cargo Records als einfache Blu-ray im Keep-Case. Ebenfalls enthalten ist das Sequel MARTIAL LAW 2: UNDERCOVER (1991) auf einer separaten Disc. Parallel zu dieser einfachen Auflage erschien übrigens auch eine Mediabook-Version bei AVV. Die Bildqualität kann sich für ein solches B-Movie, das lediglich für den Videomarkt produziert wurde durchaus sehen lassen. Kein High-End aber ein sattes Bild mit einer guten Schärfe. Auch der Ton bewegt sich auf ordentlichem Niveau, insgesamt kann man da nicht meckern. Als Extra ist lediglich der Trailer vorhanden. Ganz schlimm ist allerdings das Cover-Motiv, auf dem man Cynthia Rothrock optisch vergewaltigt hat.
Fazit:
MARTIAL LAW (1990) verspricht mehr als der Streifen schlussendlich halten kann. Die Story ist fad und unspektakulär, Chad McQueen in der Hauptrolle frei von jeglichem Charisma und Cynthia Rothrock wird vollkommen verheizt. Leider ist auch die Action kein großer Hingucker, sind die Fights doch relativ kurz und wenig ansprechend choreographiert und inszeniert. Lediglich David Carradine gibt einen guten Schurken ab, das allein reicht jedoch nicht für einen unterhaltsamen Film. So bleibt am Ende nur Direct-to-Video-Schmonz aus der dritten Reihe, der lediglich für Komplettisten interessant sein dürfte.
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