Filme, die auf wahren Begebenheiten beruhen sind mit Vorsicht zu betrachten. Oft ist es nur eine Inspiration oder eine kleine Wahrheit, um die dann eine gänzlich neue Geschichte ersonnen wird. Dieses Gefühl bestätigt sich auch bei der Sichtung des von LEONINE STUDIOS veröffentlichten Films Boneyard (FSK 16). Der Trailer gibt vor, dass es sich um einen Action-Film handelt, und wenn man den Film mit dieser Erwartung schaut, ist man schnell enttäuscht. Was uns hier allerdings geboten wird, ist ein Film, der mehr die Motivationen der ermittelnden Personen beleuchtet. Es geht um Schicksale und die Hoffnung, alte Verfehlungen wiedergutzumachen. Ob das reicht, um 95 Minuten unterhalten zu werden und ob man trotz anderer Erwartungen doch noch abgeholt wird, erfahrt ihr in der folgenden Rezension.

Regie: Asif Akbar

Darsteller: Mel Gibson, Curtis Jackson, Brian van Holt, Nora Zehetner, Michael Sirow

Artikel von Kai Michael Netthorn

In der Wüste von Nevada werden durch einen Zufall die Skelette von elf Frauen und Mädchen gefunden. Natürlich wird sofort eine umfangreiche polizeiliche Untersuchung eingeleitet. Zusammen mit seiner Partnerin Young (Nora Zehetner) übernimmt Detective Ortega (Brian Van Holt) den Fall. Sein Vorgesetzter Chief Carter (Curtis „50 Cent“ Jackson) ist dennoch froh, dass das FBI den Profiler Pete Petrovick (Mel Gibson) geschickt hat, um ihnen zu helfen. Denn für Ortega ist das Ganze sehr persönlich. Schließlich ist seine Nichte Selena (Gabrielle Haugh) vor einer Weile verschwunden und er befürchtet, dass sie unter den Toten sein könnte. Die Liste der möglichen Täter ist derweil sehr umfangreich und erschwert die Arbeit entsprechend. Mit dem exzentrischen Caesar Monto (Weston Cage) und Tate (Michael Sirow), einem korrupten Ex-Cop, kristallisieren sich dann jedoch zwei Hauptverdächtige heraus. Ist einer von ihnen ein Serienkiller? Oder haben die Ermittler vielleicht etwas übersehen?

Der Film beginnt mit Pete Petrovick, der auf einem Bett sitzt und im Voiceover zu uns spricht, an der Wand sieht man seine Recherche, Fotos mit roten Fäden verknüpft. Dann blenden wir über zu dem Fund etlicher skelettierter Leichen in der Wüste. Im folgenden Vorspann sehen wir die Polizeilichen Tatort Untersuchungen, unterbrochen durch das Einblenden einiger der Opfer. Offiziell ist dieser Film den Opfern der Morde gewidmet, doch dafür geht es im Film viel zu wenig um die Opfer oder die Morde. Das fällt schon auf, wenn wir nach dem Vorspann direkt zu einer Razzia bei einem Drogendealer springen, wo wir erfahren das der vermeintliche Kunde mit den Cops gemeinsame Sache macht. Später erfahren wir auch noch warum. Nach der Festnahme sehen wir im Zimmer des Dealers auf dem Fernseher das Statement der örtlichen Polizei zu den Leichenfunden. Ab hier gehen wir nun auch ganz zu den ermittelnden Polizisten, Detective Ortega und seine Partnerin Young, die erfahren das sie Unterstützung von einem FBI-Profiler bekommen.

Auftritt Mel Gibson als Pete Petrovick, der uns erstmal erklärt, was es für vier Arten von Serienkillern gibt um uns dann mit zu teilen das dieser Killer wohl zu keiner von diesen Kategorien gehört.

Nun verlassen wir langsam die offene Suche nach dem Täter und beobachten wie jeder der Ermittler und anderweitig Beteiligten sein eigenes Süppchen kocht. Über zahlreiche Rückblenden, die allerdings so gut gemacht sind, dass man nie den Überblick verliert, erfahren wir die Bewegründe unserer Hauptcharaktere und sehen, wie immer wieder neue Frauen zu Opfern werden.

Während Ortega versucht, alleine zu ermitteln und seine Partnerin da rauszuhalten, da es bei einem der Opfer wahrscheinlich um seine Nichte geht und er den Fall nicht entzogen bekommen will, wird Detective Young skeptisch, was ihr Partner ihr da verheimlicht, und forscht über ihn nach.

Ortega sieht schnell den Officer Tate als Hauptverdächtigen, da dieser während seiner Zeit bei der Sitte schon des Öfteren ein Auge zugedrückt hat und dafür als Bezahlung sexuelle Leistungen bekam. Nach einer Suspendierung arbeitet dieser nun im Drogendezernat. Außerdem waren viele der gefundenen Opfer vorher von ihm festgenommen wurden und eine soll gar von ihm Schwanger gewesen sein.

Warum seine Fixierung auf Tate für andere nun wieder ein Problem ist und was es mit dem auffällig psychisch krankem Cäsar auf sich hat, wird uns nun im weiteren Verlauf gezeigt, und das sehr spannend und unterhaltsam. Hier geht es also wirklich weniger um die Ermittlungen, sondern eigentlich um Menschen, ihre Motivationen und dem was passieren kann, wenn man zufällig ganz andere Geschehnisse aufdeckt.

Wie bereits erwähnt, wurde von mir dank Trailer und Genre-Bezeichnung etwas anderes erwartet, umso überraschender war es, als das hier dargebotene es nach kurzer Eingewöhnungsphase versteht, den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Die schwülstigen und philosophisch oder klug wirken wollenden Sätze von Petrovick lassen einen zwiegespalten zurück, auf der einen Seite wirkt es etwas zu gewollt, andererseits haben sie durchaus ihre Wirkung hinterlassen.

Der Verdächtige Cäsar ist etwas zu dick aufgetragen und den Prostituierten hätte man mehr Menschenkenntnis zugetraut, aber dieser Film ließ mich nicht kalt, weniger weil ein Mörder gesucht wird, sondern, weil dadurch jede Figur ihre eigenen Ziele verfolgt, was eine vertrauensvolle Zusammenarbeit schier unmöglich macht. Hier bleibt die Wahrheit auf der Strecke.

Fazit:

Nach kurzer Zeit lässt einen der Film nicht mehr los. Er baut Spannung auf, nicht durch die Mordfälle, sondern weil wir sehen, wie alles mit einander verbunden ist und wir wissen wollen, wo es unsere Protagonisten hinführt.

P.S.: Den Wikipedia-Eintrag zu dem oder den „West Mesa Bone Collector“ bitte erst nach dem Genuss des Filmes anklicken.

Bei der mir zur Betrachtung vorliegenden DVD gab es als Bonus den Original-Trailer und eine Trailer-Show mit weiteren Filmen aus dem Programm von Leonine Studios.

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