Erst kürzlich präsentierten wir euch eine Kritik zum Direct-to-Video-Klopper MARTIAL LAW (1990), in dem McQueen-Sprössling Chad und sein von B-Movie-Starlet Cynthia Rothrock verkörperter Sidekick Handkanten an Autoschieber verteilten. So wirklich zünden wollte der fade Actionkrimi allerdings nicht, glücklicherweise beinhaltet die Doppel-Blu-ray, welche vor nicht allzu langer Zeit von WMM und Cargo Records veröffentlicht wurde auch das nur ein Jahr später erschienene Sequel, das in Sachen Kauleistendemontage dann doch etwas mehr zu bieten hat. Nicht nur hat Frau Rothrock in MARTIAL LAW II: UNDERCOVER (1991) ein wenig mehr zu tun, auch die männliche Hauptrolle wurde neu besetzt. Statt Charisma-Vakuum Chad McQueen darf nun Videotheken-Schlagetot Jeff Wincott zulangen. An ihm ist zwar auch kein Oscarpreisträger vorbeigegangen, in Sachen Martial-Arts und Actionpräsenz kann der Kanadier allerdings deutlich mehr vorweisen. Was es noch Alles zu entdecken gibt, erfahrt ihr in unserer Kritik.
Originaltitel: Martial Law II: Undercover
Drehbuch: Richard Brandes, Jiles Fitzgerald
Regie: Kurt Anderson
Darsteller: Jeff Wincott, Cynthia Rothrock, Paul Johansson, Evan Lurie, Sherrie Rose, Billy Drago…
Artikel von Christopher Feldmann
Handlung:
Billie Blake (Cynthia Rothrock) und Sean Thompson (Jeff Wincott) sind das Beste, was die Polizei-Spezialeinheit „Martial Law“ zu bieten hat. Als sich Drogenhandel, Prostitution und Gewaltverbrechen auch auf die Vororte von Los Angeles ausbreiten, und die Gangs die Bewohner terrorisieren, wird Sean als Einsatzleiter in eines dieser Reviere versetzt. Dort trifft er seinen alten Freund Tony wieder, der eines Nachts auf mysteriöse Weise tödlich verunglückt. Sean ist sicher, daß es kein Unfall war. Bei dem Versuch, das zu beweisen, entgeht er nur knapp dem Tod. Jetzt kann nur noch eine helfen Billie Blake, Meisterin aller Kampftechniken, eine menschliche Waffe. Beide treten ein Heer bewaffneter Killer an.
MARTIAL LAW (1990) ist trotz griffigem Titel und, für Freunde knackiger Videothekenkost, ansprechender Besetzungsliste leider kein großer Wurf gewesen. Da aber in den frühen 1990er Jahren Actionfilme mit Kampfsportelementen Hochkonjunktur hatten und auch dieser Streifen aller qualitativen Abstriche zum Trotz seine Abnehmer fand, überrascht es nicht, dass die Produzenten schnell eine Fortsetzung zusammenschusterten. Die Genrefans rissen den Filmverleihern die Handkanten-Streifen förmlich aus den Händen, es musste stets Nachschub geliefert werden.
Betrachtet man sich MARTIAL LAW II: UNDERCOVER (1991) scheinen die Produzenten aus den Fehlern des Vorgängers gelernt zu haben. Zwar handelt es sich hier immer noch um eine kostengünstige Direct-to-Video-Produktion, dennoch wurde hier einiges verbessert. Das Drehbuch besteht zwar aus den gängigen Komponenten, sprich Bösewicht macht böse Dinge, der tote Kollege des Helden muss gerecht werden und auch illegale Untergrundkämpfe spielen wie bei 75% aller Videothekenreißer dieser Sorte eine gewisse Rolle. Trotzdem hat die Story etwas mehr Drive, was nicht bedeuten soll, dass man sich zwischen den Kampfszenen vor Spannung kaum auf dem Sitz halten kann aber insgesamt ist der Plot nicht ganz so schnarchig wie im Vorgänger. Die Verwicklung korrupter Cops, das Setting eines schmierigen Nachtclubs und die illustre Riege der Bösewichte bringen ein wenig mehr Tinte auf den Füller.
Ansonsten verläuft die Chose selbstverständlich nach Schema F und als Zuschauer weiß man recht zügig, wo die Reise hingehen soll. MARTIAL LAW II unterscheidet sich daher nicht gravierend von anderen Vertretern, die knackigen 85 Minuten fühlen sich aber auch nie zu lang an.
Dass die Geschichte im Grunde nur als Verbindung zwischen zahlreichen Kloppereien dient, liegt ebenso auf der Hand, nur fällt die Action hier sichtbar besser aus. Die Kämpfe sind besser choreographiert, pointierter geschnitten und ansprechender inszeniert. Kurt Anderson, der dieses Mal auf dem Regiestuhl Platz nahm, hat ein deutlich besseres Gespür für Action als sein Vorgänger Steve Cohen. Auch in Sachen Brutalitäten legt die Fortsetzung eine Schippe drauf, platzende Blutbeutel dienen ebenfalls als Eye-Candy. Für den nötigen Druck in der Action sorgt Hauptdarsteller Jeff Wincott, seinerseits praktizierender Martial-Artist, der deutlich mehr Skills auf der Pfanne hat als Chad McQueen. Wincott ist ein spürbarer Gewinn für den Film und weiß sein Können einzusetzen. Darüber hinaus hat er auch ein Vielfaches mehr an Charisma. Da die Zusammenarbeit fruchtete, drehten er und Anderson gemeinsam noch Streifen wie MARTIAL OUTLAW (1993) und das DIE-HARD-Rip-Off MISSION OPEN FIRE (1994).
Auch die übrige Besetzung macht Laune, vor allem, da man mit Evan Lurie und Sherrie Rose ebenfalls zwei versierte Gesichter des Genres auf Seiten der Bösewichte bekommt. Beide sind ebenfalls flink mit Bein und Faust, was ein angenehmes Niveau für die Auseinandersetzungen bietet. Lediglich Paul Johansson als Bad Guy wirkt im Vergleich etwas schwach, overacted sich dieser doch durch den ganzen Film. Da hatte David Carradine dann doch etwas mehr zu bieten. Als Ausgleich ist noch Parade-Fiesling Billy Drago mit von der Partie, der vor allem in THE UNTOUCHABLES (1987) und als Gegner von Chuck Norris in DELTA FORCE 2: THE COLUMBIAN CONNECTION (1990) zeigen konnte, dass er den Rollentypus „mieses Dreckschwein“ perfekt ausfüllt. Als Polizei-Captain darf er es dieses Mal zwar ruhiger angehen lassen, dass der Mann bei dem Gesicht Dreck am Stecken hat, erklärt sich allerdings von selbst. Etwas in die Röhre gucken aber Fans von Cynthia Rothrock, hat diese doch auch dieses Mal wieder auffallend wenig zu tun. Zwar etwas als noch im ersten Teil (u.a. darf sie hier Taschendiebe verdreschen), wirklich genutzt wird sie auch hier nicht.
Wie bereits im Artikel zu MARTIAL LAW ausgeführt, bietet die Blu-ray, welche parallel zu Mediabook-Auflage von AVV veröffentlicht wurde, ordentliche Bild- und Tobqualität, sowie den Trailer als Bonus. Zusätzlich zu den beiden Filmen existiert noch ein weiterer Klopper mit dem Titel MISSION OF JUSTICE (1992), der hierzulande als MARTIAL LAW III vermarktet wurde und in der Vergangenheit auch gerne mal in einem Paket veröffentlicht wurde. Ein sehenswerter Streifen, wieder mit Wincott in der Hauptrolle, dafür ohne Rothrock. Als Entschädigung sind aber Brigitte Nielsen und Matthias Hues dabei.
Fazit:
MARTIAL LAW II: UNDERCOVER (1991) gewinnt im Vergleich zum Vorgänger schnell die Oberhand. Eine knackigere Geschichte, bessere Kämpfe, blutigere Action und mit Jeff Wincott ein Könner seines Fachs in der Hauptrolle. Ich würde nicht soweit gehen und den Film als verkanntes Videothekenjuwel bezeichnen, einen unterhaltsamen und kurzweiligen Klopper bekommt man aber allemal serviert.
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