Nicolas Cage war über viele Jahre Testimonial unzähliger Straight-to-DVD-Gurken, hat sich aber mit ambitionierten Independent-Produktionen und dem Verzicht auf abgedrehtes Overacting sukzessive wieder ins Rampenlicht zurück gekämpft. Trotzdem lässt es sich der Hollywoodstar nicht nehmen, seiner alten Wirkungsstätte, dem Low-Budget-Genrefilm hin und wieder einen Anstandsbesuch abzustatten. So auch im Fall von ARCADIAN – SIE KOMMEN IN DER NACHT (2024), ein Creature-Horrorfilm mit sehr deutlichen Parallelen zu A QUIET PLACE (2018) und Co., den Capelight Pictures jüngst im Heimkino veröffentlichte. Ob Cage-Fans hier auf ihre Kosten kommen, erfahrt ihr in unserer Kritik.
Originaltitel: Arcadian
Drehbuch: Mike Nilon
Regie: Benjamin Brewer
Darsteller: Nicolas Cage, Jaeden Martell, Maxwell Jenkins, Sadie Soverall, Joe Dixon…
Artikel von Christopher Feldmann
Handlung:
In einer nahen Zukunft ist das normale Leben auf der Erde dezimiert worden. Paul (Nicolas Cage) und seine beiden Söhne Thomas (Maxwell Jenkins) und Joseph (Jaeden Martell) führen ein zurückgezogenes, gespaltenes Leben. Jede Nacht, wenn die Sonne untergeht, sind sie den unerbittlichen Angriffen eines mysteriösen und gewalttätigen Bösen ausgesetzt. Als Thomas eines Tages nicht vor Sonnenuntergang nach Hause zurückkehrt, muss Paul die Sicherheit ihrer befestigten Farm verlassen, um ihn zu finden. Es kommt zu einem alptraumhaften Kampf, der die Familie zu einem verzweifelten Plan zwingt, um zu überleben.
Ein trashiger Monsterstreifen mit unserem allseits beliebten Meme-König Nicolas Cage. Da frohlockt doch das Herz eines jeden B-Movie-Enthusiasten, denn nur weil der Oscarpreisträger mittlerweile wieder in ambitionierten Rollen zu sehen ist, bedeutet das nicht, dass die Katze das Mausen lassen kann, gibt es doch noch genug Produzenten, die dem Hollywoodstar nur zu gerne einen Batzen US-Dollar anbieten, damit sich die ein oder andere Low-Budget-Produktion mit seinem Gesicht schmücken kann. ARCADIAN – SIE KOMMEN IN DER NACHT (2024) scheint einer dieser Fälle zu sein, denn sowohl Cover-Artwork als auch Inhaltsangabe versprechen Monsteraction, die auffällig im Fahrwasser von A QUIET PLACE (2018) und dessen Nachzüglern verortet scheint.
Allerdings ist es auch unsere Pflicht davor zu warnen, diese Hinweise für bare Münze zu nehmen, denn ARCADIAN weigert sich vehement, im Straight-to-DVD-Trash zu baden, sondern nimmt sich vor, einen etwas ambitionierteren Weg einzuschlagen. Ja, der Film ist schon sehr auffällig vom eben ernannten Kinohit inspiriert, allerdings legt das Drehbuch seinen Fokus größtenteils auf die Charaktere. Um was für eine Art Endzeit es sich hier handelt, wann die Geschichte angesiedelt verrät der Film ebenso wenig wie die Details zu den Kreaturen, die die Protagonisten immer wieder heimsuchen. ARCADIAN bleibt in seiner Verortung und Exposition sehr wage, statt Science-Fiction-Horror wird eher eine Art Coming-of-Age-Geschichte erzählt, die die Beziehung zwischen Söhnen und ihrem Vater aber insbesondere zwischen den Brüdern thematisiert. Sie sind zwar Zwillinge, in ihren Persönlichkeiten aber doch recht unterschiedlich, was natürlich zu einigen Konflikten führt. Insbesondere Thomas‘ Beziehung zur Nachbarstochter sorgt für Zwist, da durch sie der eine Bruder deutlich andere Prioritäten verfolgt als der zweite Sohn. Dennoch kommt es durch diverse Umstände zu gefährlichen Situationen, etwa als „Thomas“ nicht vor Sonnenuntergang nach Hause zurückkehrt. Das ist deswegen so gefährlich, weil die Monster das Tageslicht meiden und nur in der Dunkelheit aktiv sind (was dem Budget wahrscheinlich sehr entgegenkam). Somit spitzt sich das Ganze zu und es steht ein finaler Kampf gegen die Bedrohung vor.
Das klingt jetzt vielleicht ein wenig aufregender als es tatsächlich ist, denn auch wenn ARCADIAN durchaus ambitionierte Absichten verfolgt, der Funke wollte nicht so recht überspringen, was insbesondere an den Hauptfiguren und den Dialogen liegt. Jaeden Martell und Maxwell Jenkins schaffen es nicht, ihre Charaktere mit Leben zu füllen, die turbulente Beziehung zwischen den Brüdern lässt emotional kalt und ein wirkliches Band kann man zu den Beiden nicht knüpfen. Das beruht auf dem eher mauen Skript, welches mit der Prämisse und den einzelnen Figuren nicht viel anzufangen weiß. Ein Familiendrama, bei dem das Drama selten spürbar wird und in dem auch die Chemie zwischen den einzelnen Akteuren fehlt. Das hat zur Folge, dass ARCADIAN über weite Strecken eher langweilig und schwerfällig daherkommt. Zwischendurch wünschte ich mir sogar, Nicolas Cage hätte einen weitaus trashigeren Film gedreht. Apropos Cage: Dessen Name mag vielleicht als erster in den Credits stehen und auch das Cover schmückt sich mit dessen markantem Gesicht, im Films selbst bekleidet der Oscarspreisträger nur eine Nebenrolle, die über weite Strecken nicht präsent ist. Offensichtlich war Cage nur für zwei bis drei Tage am Set, was sich im Film schnell bemerkbar macht.
Regisseur Benjamin Brewer inszeniert das Ganze in ruhigen, stellenweise entsättigten Bildern, verleiht der Geschichte aber trotz knackiger Laufzeit von gerade einmal 90 Minuten aber kaum Drive. Erst gen Ende bekommt der Zuschauer etwas Action und Creature-Horror geboten, dieser fällt allerdings wenig spektakulär aus. Lobenswert ist tatsächlich das Design der Viecher, auch wenn die digitalen Effekte etwas ruckelig wirken. Insgesamt reißt ARCADIAN auch optisch aber trotzdem keine Bäume aus, spielt die Handlung doch fast vollständig in und um ein Bauernhaus mit ein paar Szenen im Wald. Von dem Endzeit-Szenario ist ebenso wenig zu spüren wie von der Tatsache, dass die Menschheit größtenteils dahingerafft wurde. Aber das sind Abstriche, die man bei Streifen dieser Preisklasse machen muss.
Capelight Pictures hat wohl auch erkannt, dass mit ARCADIAN nicht viel zu gewinnen ist, weshalb man auf die übliche Mediabook-Edition verzichtete und den Film direkt im Keep-Case veröffentlichte, sowohl als Blu-ray als auch in 4K. Zur Sichtung lag uns dankenswerterweise der Blauling vor, Bild- und Tonqualität sind rundum gelungen, neben dem Trailer beinhaltet das Zusatzmaterial noch Behind-the-Scenes-Featurettes.
Fazit:
ARCADIAN – SIE KOMMEN IN DER NACHT (2024) ist weniger Horrortrash, sondern viel mehr ein Familiendrama mit ein wenig Monsteraction. Leider bleiben die Figuren stumpf und auch emotional lässt der Streifen eher kalt, so dass man sich doch etwas mehr Creature-Horror gewünscht hätte, zumal Nicolas Cage über weite Strecken des Films nicht zu sehen ist und das Ganze somit auch nicht vom „Rage-Cage“-Bonus profitieren kann.
Christophers Filmtagebuch bei Letterboxd – Your Life in Film