Seien wir ehrlich. Dieses Kino- und Heimkinojahr war gefüllt mit einer Menge Enttäuschungen, insbesondere im Blockbuster-Bereich. Manchmal aber sind es die kleineren Filme, durch die man doch noch positiv überrascht wird. Sei es Zendaya auf dem Tennisplatz, ein Late-Night-Talker mit Exorzismus-Aufführung oder Kristen Stewart, die in einem Wüstenkaff die große Liebe findet – die ambitionierten Filmproduktionen, sie existieren noch. Auch hier haben wir ein kleines (Wüsten-)Setting, bestehend aus einem Diner und einer Tankstelle, an dem diverse, höchst unterschiedliche Personen aufeinandertreffen, wo sie um ihr Leben bangen müssen. Das Spielfilmdebüt von Regisseur Francis Galluppi wurde bereits bei den Fantasy Film Fest White Nights gefeiert, jetzt hat PANDASTORM PICTURES den kleinen, feinen Film im Heimkino veröffentlicht. Ich verrate Euch, warum Ihr Euch The Last Stop in Yuma County nicht entgehen lassen solltet und welchen nächsten Job Herr Galluppi sich damit erarbeitet hat.
Drehbuch und Regie: Francis Galluppi
Darsteller: Jim Cummings, Jocelin Donahue, Michael Abbott Jr., Nicholas Logan, Richard Brake, Barbara Crampton
Artikel von Christian Jürs
Den Namen Francis Galluppi solltet Ihr Euch merken. Ursprünglich ein Schlagzeuger, griff er nach einem Handgelenkbruch zur Kamera und drehte seinen ersten Kurzfilm Palm Drive, einen Horror-Thriller. Mit High Desert Kill und The Gemini Project folgten zwei weitere Shorties, die äußerst sehenswert sind. Wer sich selbst davon überzeugen möchte, kann diese im Bonusmaterial des Mediabooks entdecken. Doch widmen wir uns erstmal dem eigentlichen Highlight, Galluppis erstem, abendfüllenden Spielfilm The Last Stop in Yuma County.
Irgendwann in den 1970´ern und irgendwo in der Wüste Arizonas, am Rande eines kleinen Ortes, befinden sich ein Diner und eine Tankstelle. Dort verschlägt es einen, namentlich nicht näher genannten, Messervertreter (Jim Cummings) hin, der sich auf dem Weg zu seiner kleinen Tochter befindet, die bei ihrer Mutter lebt. Sein Auto läuft bereits auf Reserve, doch der freundliche Tankwart (Faizon Love) hat schlechte Nachrichten für den Durchreisenden parat. Die Zapfsäule ist leergelutscht und der Tankwagen, der eigentlich längst da sein sollte, ist noch nicht eingetroffen. Also beschließt der Vertreter, die Zeit im Diner von Charlotte (Jocelin Donahue), der Ehefrau des örtlichen Sheriffs (Michael Abbott Jr.), totzuschlagen.
Er ist nicht der Einzige, der dort auf Benzinnachschub wartet. Ein älteres Ehepaar (Robin Bartlett & Gene Jones) und die Brüder Beau (Richard Brake) und Trabis (Nicholas Logan) sitzen dort ebenfalls fest. Bei Letzteren steigt langsam die Nervosität, da es sich bei den Geschwistern um ein flüchtiges Bankräuber-Duo handelt, in deren Kofferraum sich die gestohlene Beute befindet. Nach und nach kommen immer mehr Menschen in das Diner und die Situation spitzt sich mehr und mehr zu, ehe sie sich gewaltsam entlädt.
Francis Galluppi ist eindeutig ein Filmnerd, der hier Elemente der Coen-Brüder vermischt mit denen des jungen Tarantino (Setting und Situation erinnern entfernt an dessen Erstling Reservoir Dogs). Glücklicherweise kopiert Galluppi seine Vorbilder nicht einfach, sondern schafft eine ganz eigene Nummer daraus. Die von ihm geschriebenen Dialoge sind pointiert, die Figuren glaubhaft und der Humor herrlich schwarz. Das Gaunerpärchen Sybil (Sierra McCormick) und Miles (Ryan Masson) ist offensichtlich Pumpkin und Honeybunny aus Pulp Fiction nachempfunden, ihr Schicksal jedoch ein denkbar anderes. Mein Highlight war Connor Paolo als trotteliger Deputy, sowie ein kurzes Wiedersehen mit Horror-Ikone Barbara Crampton (Jakob´s Wife – Meine Frau, der Vampir).
Auch wenn sich Galluppi vieler Elemente bedient, ist The Last Stop in Yuma County eine durchaus originelle, schwarzhumorige Thrillerperle mit tollem Cast, geschliffenen Dialogen und einem guten Auge für atmosphärische Bilder. Dies ist auch Sam Raimi aufgefallen, der Francis Galluppi daraufhin engagierte, um den nächsten Evil Dead-Film zu inszenieren. Man darf also gespannt sein, wie er sich dabei schlägt und ob wir hier den Start einer großen Karriere beobachten durften.
Mir lag das Mediabook zur Besprechung vor. Dieses ist nicht nur ein Augenfang, auch inhaltlich überzeugt das Teil. Der Film ist, wie bereits beschrieben, auf jeden Fall sehenswert. Auch die Synchro ist gelungen. Bild- und Tonqualität überzeugen ebenfalls und im Bonusbereich wird geklotzt und nicht gekleckert. Drei Audiokommentare, die beiden eingangs erwähnten Kurzfilme, eine Featurette vom Set, drei Vergleiche zwischen Drehbuch und Film, Trailer, Setfotos und ein Booklet, in dem ein Interview mit dem Regisseur abgedruckt ist, bekommt man hier geboten. Das Mediabook ist limitiert und nummeriert.
The Last Stop in Yuma County ist für mich eine der Überraschungen des Jahres und ein Fall für die Bestenliste 2024. Kaufen!
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