Dem Zombiefilm heutzutage noch frische Impulse hinzuzufügen, scheint schier unmöglich. Und trotzdem wagte sich Regisseur und Autor Cooper Smith, der hier unter dem Pseudonym „Bucky Le Boeuf“ in Erscheinung tritt, an einer Neubetrachtung des Genres, die gleichzeitig eine Liebeserklärung an das Filmemachen darstellt. ALL YOU NEED IS BLOOD (2023), ein Titel, der sich nach Sichtung des Films mehrfach deuten lässt, wurde kürzlich von Busch Media Group im Heimkino veröffentlicht. Ob der Streifen wirklich frischen Wind unter die Untoten bringt, erfahrt ihr in unserer Kritik.
Originaltitel: All You Need Is Blood
Drehbuch & Regie: Cooper Roberts
Darsteller: Logan Riley Bruner, Emma Chasse, Neel Sethi, Mena Suvari, Eddie Griffin, Tom O’Keefe…
Artikel von Christopher Feldmann
Handlung:
Bucky (Logan Riley Bruner) träumt davon, ein großer Regisseur zu werden. Am liebsten würde er gerne intelligente, zum Nachdenken anregende, künstlerisch anspruchsvolle Arthouse-Streifen machen. Doch wie sein bester Kumpel, der gedanklich deutlich bodenständigere Vish (Neel Sethi), ihm ganz offen steckt, will derlei heutzutage kaum noch jemand sehen – schon gar nicht von einem komplett unbekannten Teenager, der nicht einmal das Budget für eine halbwegs gute Kamera hat. Vish glaubt, dass einen Horror-Reißer zu drehen, die deutlich erfolgversprechendere Option für ein Debütwerk wäre. Zudem führt er an, dass viele berühmte Filmemacher ihre Karrieren in diesem Genre begonnen hätten. Als kurz darauf ein Komet in Buckys Garten einschlägt, ergibt sich die Chance, etwas auf dem Sektor wirklich noch nie Dagewesenes zu machen. Denn Buckys Dad fasst den seltsamen Felsbrocken aus dem All an und wird augenblicklich in einen Untoten verwandelt. Da haben die beiden Jungs die Idee, den ersten Zombie-Film der Geschichte zu drehen, in dem ein echter Zombie mitspielt …
Erst vor kurzer Zeit stach mir ALL YOU NEED IS BLOOD (2023) ins Auge und zwar lediglich in Form eines simplen Artworks. Ohne etwas über den Inhalt des Films zu wissen, schob ich die Low-Budget-Produktion schnell in die Ecke einer handelsüblichen Splatter-Komödie, in der irgendetwas mit Zombies passiert. Dass der Kollege Clemens aka Playzocker Reviews (oder einfach nur „Zocki“ genannt) diesem Streifen auch noch 4,5 von 5 möglichen Sternen bei Letterboxd gab, ließ mich hellhörig werden und bestätigte mich vorläufig in der Annahme, dass es sich hierbei um trashig albernes Gore-Kino handelt, denn der quasselnde Österreicher mit der quälend lauten Stimme steht ja bekanntlich auf diese Art von Film. Da passte es wunderbar, dass mir Kollege Christian prompt einen Screener als Rezensionsmuster anbot, damit ich dieses Werk besprechen kann.
Um schon mal mit der Tür ins Haus zu fallen, 4,5 von 5 Sternen halte ich im Falle von ALL YOU NEED IS BLOOD für etwas arg hochgegriffen, was aber nicht bedeuten soll, dass man es hier mit einem schlechten Film zu tun hat. Die Prämisse ist in der Tat durchaus spaßig, es dreht sich Alles um einen Teenager, der davon träumt, ein großer Filmemacher zu werden, allerdings finden seine verkopften Kurzfilme, die anspruchsvolles Drama sein wollen, keinen Anklang und schon gar nicht bei Wettbewerben umliegender Festivals. Als ein weiterer Wettbewerb ansteht und der Preis ein Praktikum beim neuen Film von Regie-Legende „Hans von Franz“ in Aussicht steht, sind „Bucky“ und sein Freund „Vish“ Feuer und Flamme, allerdings muss die einzureichende Produktion ein Horrorfilm sein. Wie gut, dass im Garten der Familie eine merkwürdige Substanz gelandet ist, die Buckys Vater nach Berührung in einen Zombie verwandelt. Gemeinsam mit dem schwer in Schach zu haltenden Untoten, der neuen Assistentin „June“ und koksenden und mit zahlreichen Allüren ausgestatteten Möchtegern-Aktrice „Vivien“ beginnen die Dreharbeiten im Keller des Hauses, denn wann gab es schon mal einen Zombiefilm, in dem ein echter Zombie zu sehen war?
Bei einer solchen Handlung schlagen die Herzen passionierter Filmfans höher. Welcher Hobbyfilmer träumte nicht schon davon, obgleich spartanischer Mittel, als Regisseur groß herauszukommen? ALL YOU NEED IS BLOOD handelt in erster Linie von der Liebe zum Medium und den Träumen, die man als Jugendlicher so hat und ist somit von Grund auf sympathisch, zumal er somit tatsächlich einen neuen Dreh auf das Zombiegenre findet, in dem spätestens mit ONE CUT OF THE DEAD (2017) die wirklich letzte originelle Idee umgesetzt wurde.
Allerdings fehlt es dem hier vorliegenden Film etwas an Spielfreude mit dem Medium, denn vom eigentlichen Filmemachen ohne Budget ist nicht viel zu sehen. Die Kreativität, mit der junge Regisseure ans Werk gehen müssen, um etwas aus dem Nichts heraus zu kreieren, wird kaum beleuchtet. Somit verzichtet man auf Szenen, in denen die Charaktere Mittel und Wege finden müssen, ihre Szenen nach Mehr aussehen zu lassen. Keiner glaubt ja ernsthaft, dass etwas brauchbares dabei herauskommt, wenn jemand eine Kamera auf einem Stativ in den hauseigenen Keller stellt und dann einfach „Action“ ruft. Der Gedanke rund um das „Filmemachen“ kommt ein wenig kurz, was aber immerhin von den Darstellern aufgefangen wird. Ganz vorne mit dabei ist natürlich AMERICAN-PIE-Star Mena Suvari, die hier als völlig von sich selbst überzeugte aber genauso talentfreie Teilzeit-Schauspielerin mit einem Faible für Kokain und Zufallsbekanntschaften jedem die Show stiehlt. Das kann auf Dauer ein wenig das eigene Nervenkostüm belasten, ist aber stets wirklich lustig.
Das sorgt indes dafür, dass die eigentliche Hauptfigur, „Bucky“ ein wenig blass bleibt und kaum aus der Besetzung heraussticht, zumal Darsteller Logan Logan Riley Bruner auch nicht unbedingt die optimalste Besetzung darstellt. Tatsächlich braucht der Streifen eine Weile, um wirklich in die Gänge zu kommen, die Interaktionen mit dem untoten Vater wirken (wie auch der unnötige Prolog) bemüht albern und dem Ganzen fehlt es generell an Tempo und Drive. Erst gen Ende, wenn noch weitere Charaktere dazustoßen, u.a. Eddie Griffin als Cop, gewinnt ALL YOU NEED IS BLOOD etwas an Komik und Action, zumal die Gore-Effekte durchaus klar gehen. Allerdings sollte man trotz des Titels kein Splatterfest erwarten, dieser bezieht sich größtenteils auf die Aussage, dass niemand ein ambitioniertes Amateur-Drama mit Zombies sehen will. Da muss eben Blut und Gedärm rein, Ende der Diskussionen. Somit bleibt eine sympathische aber über weite Strecken doch etwas zähe Komödie, die ihr Potenzial nicht genügend ausschöpft.
Busch Media Group spendierte dem Film eine Veröffentlichung im Mediabook. Dieses enthält neben der Blu-ray auch eine 4K-Scheibe. Eine DVD erschien einzeln, zusätzlich lässt sich ALL YOU NEED IS BLOOD auch digital erwerben. Bild- und Tonqualität sind gut, uns lag allerdings auch nur ein Screener vor. Das Mediabook selbst enthält neben Trailern noch ein sechzehnseitiges Booklet.
Fazit:
ALL YOU NEED IS BLOOD (2023) macht Spaß, wenn man die Erwartungen ein wenig runterschraubt. Ein sympathischer Film über die Liebe zum Medium mit einer witzigen Idee und spielfreudigem Cast, der aber ein wenig halbgar wirkt. Da hätte man wesentlich mehr daraus machen können, zumal der Aspekt des Filmemachens in seinem kreativen und handwerklichen Prozess zu stiefmütterlich behandelt wird.
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