Die Kinderbücher von Roald Dahl sind legendär und dienten als Vorlage für viele, tolle Familienfilmen. Ob Charlie und die Schokoladenfabrik, Mathilda oder Der fantastische Mr. Fox – wir alle kennen mindestens eine Verfilmung seiner Werke. Zu den legendärsten Geschichten gehört auch The Witches, in der es böse Hexenweiber auf die Kinder dieser Welt abgesehen haben und diese in Mäuse verwandeln wollen. Die Geschichte wurde mittlerweile zweimal verfilmt, wobei diese erste Interpretation für mich deutlich die Nase vorn hat. PLAION PICTURES spendierte dem Klassiker endlich seine HD-Premiere in Deutschland. Ich verrate Euch, warum auch Erwachsene diesen Film lieben und wieso die Neuverfilmung nur halb so gut.

Originaltitel: The Witches

Regie: Nicolas Roeg

Darsteller: Anjelica Huston, Mai Zetterling, Jasen Fisher, Charlie Potter, Rowan Atkinso

Artikel von Christian Jürs

Gleich eine Warnung vorab an alle, die Hexen hexen noch niemals gesehen haben: Liebe Eltern, die Altersfreigabe ab 6 Jahren ist unbedingt einzuhalten und dürfte für das ein- oder andere Kind noch immer zu niedrig angesetzt sein. Denn hier wird es, wenn auch im Rahmen eines Fantasy-Märchens mit niedlichen Jim Henson-Mäusepuppen, ganz schön gruselig. Selbst das Remake aus dem Jahr 2020 von Robert Zemeckis, welches ich persönlich als deutlich schwächer empfinde, hat hier und da seine Gruselmomente.

Den Eltern (Darcy Flynn & Vincent Marzello) des neunjährigen Luke (Jasen Fisher) ereilt gleich zu Beginn das Schicksal beinahe aller Erziehungsberechtigter eines Disney-Zeichentrickfilms: sie segnen verfrüht das Zeitliche. Fortan lebt der Junge bei seiner liebevollen Oma Helga (Mai Zetterling), die ihren Enkel eindringlich vor Hexen warnt. Diese würden Kinder, auch wegen ihres für sie unangenehmen Geruches, hassen und daher umbringen wollen. Luke könne die Damen an ihren violett funkelnden Augen erkennen, ihre kahlen und schorfigen Kopfhäute verbergen sie unter Perücken. Was auf Außenstehende sonderbar und verschroben klingt, nimmt der kluge Luke aber für bare Münze und entgeht dadurch nur knapp einer Hexenfalle.

Als Oma Helga danach, aufgrund ihres Diabetes, einen Schwächeanfall erleidet, begibt sie sich mit ihrem Enkel auf einen Erholungsurlaub an die britische Küste. Nicht ahnend, dass dort die größte Gefahr für Luke lauern würde. Denn zur selben Zeit findet in ihrem Hotel die Konferenz eines Kinder-Wohltätigkeitsvereines statt. Eine Tarnung, denn insgeheim findet hier ein Meeting der in England ansässigen Hexen statt, auf dem Oberhexe Miss Eva Ernst (Anjelica Huston) dazu aufruft, alle Kinder Großbritanniens in Mäuse zu verwandeln, um diese anschließend zertreten zu können. Hierzu soll ein von ihr entwickeltes Zauber-Elixier dienen, mit dem sie Schokoladentafeln tränkte. Diese verwandeln, bei Genuss, das jeweilige Kind in einen lästigen, kleinen Nager.

Luke beobachtet aus einem Versteck heraus die schauderhafte Veranstaltung, in der die Hexen den kleinen, verfressenen Bruno Jenkis (Charlie Potter) in einen solchen Mäuserich verwandeln und anschließend Toupet und Masken fallen lassen. Auch Luke bleibt nicht unentdeckt, kann aber zunächst fliehen. Schließlich gerät er aber trotzdem in die Fänge der diabolischen Miss Ernst und wird ebenfalls in eine Maus verwandelt. Er kann, ebenso wie Bruno, den trampelnden Füßen der Hexen entgehen. Doch nun ist guter Rat teuer, denn zum einen wollen die beiden Jungs natürlich unbedingt wieder in ihre Menschenform zurückverwandelt werden und zum anderen den perfiden Plan, sämtliche Kinder Englands in Mäuse zu transformieren, vereiteln. Dabei müssen sie den Hexen, dem Kater von Miss Ernst und dem mäusehassenden Hotelmanager Mr. Stringer (Rowan Atkinson) tunlichst aus dem Weg gehen und Hilfe bei Oma Helga suchen.

Roald Dahls Geschichte ist spannend und düster, aber auch lustig geraten, weswegen er Kinder und Erwachsene ebenso zu begeistern mag. Doch auch wenn die 1990´er Variante von Hexen hexen deutlich unheimlicher geraten ist als die dreißig Jahre später inszenierte Version, so wurde auch hier gegenüber der Vorlage einiges abgemildert. Dies betrifft vor allem das Ende, welches deutlich süßlicher daherkommt als in der bitterbösen Romanvorlage. Gedreht wurden zwar zwei unterschiedliche Schluss-Szenen, dem Testpublikum behagte die positivere Variante jedoch deutlich mehr. Roald Dahl hingegen soll not amused gewesen sein.

Dafür sind aber einige Szenen wahrhaft düster genug für das anvisierte Kinderpublikum, wie etwa die Geschichte, in der die kleine Erica (Elsie Eide) von den Hexen in ein Portrait gesperrt wird, wo sie den Rest ihres Lebens verbringen muss. Da schluckt so manches Kind, damals wie heute. So ist das halt, wenn Nicolas Roeg, Regisseur des legendären Wenn die Gondeln trauer tragen, einen Familienfilm dreht. Die wahren Stars des Films sind aber die grandiosen Puppeneffekte von Muppet-Mastermind Jim Henson. Die sprechenden Mäuse sind einfach zum Knuddeln und werden Kinderaugen strahlen lassen. Gar kein Vergleich mit den seelenlosen CGI-Tieren aus dem Remake. Natürlich ist es auch Anjelica Huston, die übrigens acht Stunden in der Maske verbringen musste um ihr schreckliches Outfit verpasst zu bekommen, die als fiese Hexe alle ihre Kollegen überstrahlt (auch die gar nicht einmal schlechte Anne Hathaway aus der Neuverfilmung, die aber eher mit Maske nur halb so schrecklich und wie die Schwester von Venom ausschaut). Und dann ist da noch Rowan Atkinson, der kurz vor seinem Durchbruch als Mr. Bean stand und hier und da bereits dessen Mimik präsentiert.

Dank Plaion Pictures erstrahlt Hexen hexen jetzt in schönstem HD-Glanz. Mir lag zur Rezension der Blu-ray-Rohling vor. Dieser besticht durch sehr gute Bild- und Tonqualität. Im Bonusbereich gibt es außerdem eine sehr kurze Featurette über Jim Hensons Arbeit, Trailer, eine Bildergalerie und die unmaskierte Vollbild-Fassung des Films, die aber ein wenig pixeliger daherkommt. Dem Mediabook liegt außerdem ein Booklet, verfasst von Stefan Jung, bei.

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