Erinnert Ihr Euch noch an das Dark Universe? Mit diesem Film-Universum wollte UNIVERSAL PICTURES die klassischen Monster der Dreißiger und Vierziger wieder zum Leben erwecken. Doch der Plan scheiterte, als der Kampf Tom Cruise gegen die Mumie an der Kinokasse baden ging. Jahre später tat man sich mit Jason Blum zusammen und produziert einzelne, nicht zusammenhängende Geschichten über die alten Filmmonster. Unter der Regie von Wiederholungstäter Leigh Whannell kommt jetzt eine Werwolf-Geschichte in unsere Kinos – klassisch und doch modern. Ich verrate Euch, ob der Film die Kinokarte lohnt – für die Lesefaulen unter Euch auch als Video-Kurzkritik.

Regie: Leigh Whannell

Darsteller: Julia Garner, Christopher Abbott, Matilda Firth, Sam Jaeger

Artikel von Christian Jürs

Werwolf-Geschichten gehören im Horrorgenre zu den tragischsten Erzählungen, da es für den Hauptprotagonisten, der meist nichts für seine Infizierung mit dem mörderischen Wolfs-Gen kann, immer böse ausgeht. Eine silberne Kugel ist es in den märchenhaften Horror-Stories, die dem Bösen schließlich ein Ende setzt. Doch die Klischees von Vollmond und Unverwundbarkeit außerhalb der Edelmetall-Patronen erspart und Regisseur und Co-Drehbuchautor Leigh Whannell in seiner modernen Interpretation dankenswerterweise. Bei ihm ist es ein Virus, welches das Tier im Manne zum Erwachen bringt, kein Fluch, der lediglich beim Kugelmond ausbricht.

In diesem Fall trifft es den treusorgenden Familienvater Blake Lovell (Christopher Abbott), der als Hausmann ein liebevoller Vater für seine Tochter Ginger (Matilda Firth) ist, mit der er ein inniges Vertrauensverhältnis hegt, während Mama Charlotte (Julia Garner) als Karrierefrau das Geld heimbringt. Da diese sich durch ihre Arbeit mehr und mehr von Tochter und Ehemann entfremdet, beschließt dieser, dass der Familie ein gemeinsamer Ausflug guttun würde. Und so treten die drei einen gemeinsamen Roadtrip in die Wälder Oregons an. Hintergrund dieser Fahrt ist jedoch ein trauriger, da Blakes Vater (Sam Jaeger) nach einem Jagdausflug nicht mehr heimkam und daher für Tod erklärt wurde. Nun muss Blake die Hinterlassenschaften seines alten Herrn zusammensammeln, gemeinsam als Familie.

Kurz vor dem Erreichen der Farm seines Vaters, kommt es dann aber zu einem folgenschweren Unfall, als eine Gestalt auf der Straße auftaucht, der Blake ausweichen muss und somit einen schweren Unfall verursacht, bei dem seine Familie glücklicherweise mit dem Schrecken davonkommt. Als jedoch plötzlich eine reißende Bestie auf Blake losgeht und diesen verletzt, kann die Familie sich gerade noch so mit Mühe und Not ins Farmhaus von Blakes Vergangenheit flüchten. Und während der Werwolf ums Haus schleicht, bemerkt Charlotte plötzlich, dass ihr Mann eine schwere Wunde am Arm mit sich trägt. Zunächst scheint diese kein größeres Problem darzustellen, doch nach und nach verändert sich Blake auf bedrohliche, animalische Art und Weise. Charlotte, die sich sonst stets auf ihren Mann verlassen konnte, muss nun allen Mut zusammennehmen, um ihre Tochter in Sicherheit zu bringen.

Während Leigh Whannell mit seiner Interpretation von Der Unsichtbare einen durchweg originellen und spannenden Ansatz konsequent verfolgte, tritt Wolf Man, zumindest storytechnisch, auf altbekannten Pfaden. Zwar werden hier und da ein paar kleinere Überraschungen eingebaut, doch lassen sich diese bereits früh erahnen. Dass soll aber keinesfalls bedeuten, dass Wolf Man ein schlechter Horrorfilm sei. Die Atmosphäre ist, auch dank der tollen, Waldlocation, schön gruselig geraten und die Schauspieler, allen voran Christopher Abbott, wissen zu überzeugen, zumal sie gut geschriebene Charaktere verkörpern dürfen. Da der Großteil der Effekte auch noch handmade ist, schlägt das Herz des Horrorfans schnell höher vor Freude, auch wenn hier niemals die Qualität des Klassikers An American Werewolf in London erreicht wird, aber die von dessen unsäglicher Fortsetzung An American Werewolf in Paris immerhin deutlich übertroffen werden.

Was man dem atmosphärischen Gruselfilm ebenfalls hoch anrechnen muss, ist, dass er niemals zu lang wirkt und dass Leigh Whannell es versteht, die langsame Mutation des Papas, die entfernt an die aus David Cronenbergs Die Fliege erinnert, zunehmend bedrohlich und zugleich tragisch zu inszenieren. Besonders gelungen sind die Sequenzen, in denen wir die veränderte Wahrnehmung Blakes optisch und akustisch mitverfolgen dürfen. Hierfür gibt es einen Originalitätspunkt. Gegen Ende gibt es aber auch wiederum andere Sequenzen, die leider arg dunkel geraten sind, was dem niedrigen Budget von nur 12 Millionen Dollar, geschuldet sein dürfte.

Gute Werwolf-Horrorfilme kann man leider (fast) an einer Hand abzählen. Hiermit hat sich ein weiterer Finger hinzugesellt, auch wenn der Film mit Sicherheit niemals ein Horrorklassiker werden wird. Für 103 Minuten Grusel im Kinosaal reicht es aber allemal.

Und hier nun noch meine Videokritik:

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