Sylvester Stallone ist bekannt dafür, besonders ehrgeizig seiner Karriere nachzugehen. Einst verzichtete er auf viel Geld, um in Rocky die Hauptrolle übernehmen zu dürfen. In den Achtzigern dann strotzte er immer wieder seinem einstigen Kontrahenten Arnold Schwarzenegger im Kampf um die Krone des Action-Königs. Nach einem ersten Karrieretief kämpfte er sich dann mit Cliffhanger wieder an die Spitze, fraß sich Kilos für seinen Part in Copland an und steckte viel Herzblut in Rocky Balboa, den er, ebenso wie John Rambo und The Expendables, auch als Regisseur betreute. Doch in den letzten Jahren wurde er nachlässig. In Expendables 4 trat er nur kurz lustlos auf und jetzt ist hat er sich auch noch für den Dreh dieses Direct-to-Heimkino-Vehikels hergegeben für den schnellen Dollar. 3,5 Millionen soll er angeblich für nur einen Drehtag kassiert haben. Für einen Platz auf dem Frontcover, inklusive eines Helikopters den wir niemals zu Gesicht bekommen, reichte es trotzdem. LEONINE STUDIOS veröffentlichten die Action-Nummer jetzt im Heimkino. Warum ich mich trotz aller Defizite einigermaßen unterhalten fühlte, verrate ich Euch in meiner Kritik.
Regie: Justin Routt
Darsteller: Jason Patric, Josh Wiggins, Dash Mihok, Blake Shields, Sylvester Stallone
Artikel von Christian Jürs
Nein, dies ist kein Sylvester Stallone-Actionfilm, es ist ein Jason Patric-Kracher. Da werden Erinnerungen wach an den Mega-Knaller Speed 2 – Cruise Control… ääähh…ach ne, der war ja kacke! Aber, zu Patrics Ehrenrettung, er war auch in Filmen wie The lost Boys, Sleepers und Narc dabei, die allesamt richtig, richtig gut sind. Zuletzt backte er jedoch kleinere Brötchen und war immerhin als Stimme in Terrifier 3 zu hören.
Hier spielt er James Brody, einen Ex-Cop, der nach dem Unfalltod seiner Frau zur Flasche griff und nun als Geldtransportfahrer gemeinsam mit seinem Sohn Casey (Josh Wiggins) arbeitet. Eines Tages befördern sie eine wertvolle Fracht, auf die es ein paar böse Buben, angeführt von Ex-Elitesoldat Rook (Sylvester Stallone), abgesehen haben. Mit zwei Minivans kesseln die Gangster den Geldtransporter auf einer stillgelegten Brücke ein und eröffnen das Feuer auf James und seinen Sohn. Beide können sich zwar im Transporter verbarrikadieren, doch Casey ist angeschossen und die Angreifer von draußen bestens ausgerüstet, um den Transporter jeden Moment zu stürmen.
Sylvester Stallone in der Rolle des Antagonisten zu sehen, ist eher ungewöhnlich. Dies tat er zuletzt im schrecklichen Spy Kids 3D vor über zwanzig Jahren. Gemeinsam haben die beiden Filme, dass sie zu den größten Ausfällen in Stallones Filmographie zählen. Doch während der Familienfilm von Robert Rodriguez zumindest noch eine Kinoproduktion war, zielte Sly hier definitiv nur auf den Paycheck. Immerhin, 3,5 Millionen Dollar für einen Drehtag, das ist schon ein beachtlicher Stundenlohn.
Erinnerungen an die letzten Bruce Willis-Machwerke werden dabei wach. Doch im Gegensatz zu dessen Spätwerken, in denen er meist nur fünf Minuten oder weniger im Bild zu sehen war, ist Stallone tatsächlich relativ häufig zugegen. Dies ist natürlich der einfachen Location geschuldet. Denn da so ziemlich alle Szenen nach dreißig Minuten Laufzeit auf der Brücke stattfinden, konnte man rasch, ohne viele Umbauten, die Takes mit dem Mimen runterrattern. Auch möchte ich positiv anmerken, dass sowohl Sylvester Stallone, als auch Jason Patric und Filmsohn Josh Wiggins äußerst bemüht gegen das einfache Skript ankämpfen und den Film dadurch nachhaltig veredeln, was Armor eigentlich nicht verdient hat.
Wäre ein wenig mehr Budget für gute Action dagewesen (und die Action ist leider ziemlich lausig mit ihren schrecklich-billigen CGI-Effekten), hätte Stallone mehr Screentime gehabt und hätten richtige Drehbuchautoren am Skript gearbeitet (die beiden gelisteten Cory Todd Hudghes und Adrian Speckert hatten keinerlei Erfahrungen, wie ihre Einträge in der IMDb zeigen), es hätte ein runder Feierabend-Film werden können. So aber gibt es lahme Action, schlechte Effekte und Logiklöcher, die schwer zu ertragen sind. So eröffnen die Gangster bei Eintreffen auf der Brücke umgehend das Dauerfeuer auf unsere beiden Helden, obwohl Stallones Figur später immer wieder erwähnt, dass sie keine Mörder seien und er auch nach dieser Devise handelt. Von seinen overactenden Handlangern, denen nur Plattitüden in den Mund gelegt werden, fange ich gar nicht erst an.
Alles in allem ist Armor eine ziemliche Gurke, die lediglich durch die souveränen Auftritte von Patric, Sly und Wiggins getragen werden. Hier schlummerte ein ordentlicher Actionfilm drinnen, der leider zu einer Fehlgeburt wurde. Schade!
Mir lag zur Rezension der DVD-Rohling vor. Dieser bietet als Bonus lediglich Trailer. Die Synchronisation ist aber ordentlich und auf Stallone ist sogar wieder Jürgen Prochnow zu hören, der mir von Mal zu Mal besser auf Sly gefällt.
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