Cannibal Holocaust hatte es vorgemacht, doch erst 1999 boomte das Genre des Found Footage-Horrorfilms, dank des unfassbar erfolgreichen, günstig produzierten Blair Witch Project, der mit raffinierter Werbemasche die Scharen ins Kino lockte. In den Folgejahren wurden Lichtspielhäuser und Videotheken dann überschwemmt mit Werken unterschiedlichster Qualität, was letztlich den Hype langsam verebben ließ. BUSCH MEDIA GROUP kommt nun mit einem Genrevertreter aus Südkorea daher, der bereits im Jahr 2018 Premiere feierte. Neugierig habe ich mir den Gruselfilm letzte Nacht angeschaut und kann vermelden, dass wir hier tatsächlich einen recht originellen, vor allem aber sehr effektiven Gruselfilm geboten bekommen, der so manchem Zuschauer gewaltig das Fürchten lehren dürfte.

Originaltitel: Gon-ji-am

Regie: Jung Bum-shik

Darsteller: Oh Ah-yeon, Wi Ha-joon, Yo-Je Yoon, Park Sung-hoon

Artikel von Christian Jürs

Kennste einen, kennste alle – möchte man meinen. Doch das Genre des Found Footage-Horrorfilms ist vielfältiger, als so mancher denkt. Da gibt es die gruseligen Wald-Horrorfilme, wie eben Blair Witch Project, in denen eine Gruppe Menschen den Weg aus dem verfluchten Gehölz nicht mehr herausfinden. Dann die gespielte TV-Reportage im spanischen Zombieschocker Rec, den Riesen-Monsterangriff in Cloverfield, den Schlafzimmer-Grusler Paranormal Activity und natürlich den Schocker, bei dem sich furchtlose Menschen in ein gruseliges, leerstehendes Gebäude wagen, wie zum Beispiel im sehenswerten Grave Encounters. Letzterem nicht unähnlich, spazieren auch hier ein paar junge Leute, auf der Suche nach Reichtum und Ruhm, in einen unheimlichen Lost Place – in diesem Fall ein verfallenes Sanatorium.

Horror-Times heißt das Online-Erfolgsformat, welches von Ha-joon (Wi Ha-joon) betrieben wird und in dem er, gemeinsam mit seinem Team, bestehend aus Park Sung-hoon (Park Sung-hoon), Lee Seung-wook (Lee Seung-wook) und Je-yoon (Yoo Je-yoon), gruseligen Lost Places einen Besuch abstattet, um zu erkunden, was an den düsteren Geschichten der alten Gemäuer wirklich dran ist. Bislang läuft das Geschäft gut, doch nun soll ein echter Knaller die eine Millionen-Klick-Marke erreichen.

Die seit Jahren geschlossene psychiatrische Klinik Gonjiam ist das neueste Projekt der Jungs von Horror-Times. Dort sollen in den Siebzigern mehrere Patienten unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen sein. Das Hospital, so heißt es im Film, sei auf den Gräbern Verstorbener errichtet worden sein. Nun sind kürzlich zwei Kinder in das Gebäude eingedrungen und daraufhin spurlos verschwunden. Das Gebäude wird seither von der Polizei sporadisch überwacht, weswegen Ha-joon plant, das Gebäude über einen Hintereingang zu betreten. Im Schlepptau hat die Crew außerdem noch drei junge Frauen, Oh A-yeon (Oh A-yeon), Park Ji-hyun (Park Ji-hyun Cap) und Charlotte Moon (Mun Ye-won), die allesamt furchtlos sind und sich bei Horror-Times beworben haben. Hätten sie geahnt, dass hier wirklich eine unheimliche Macht am Werk ist, sie wären nicht so ausgelassen mitgekommen.

Abgesehen von einer kurzen Sequenz zu Beginn, in der wir die beiden Kids beim Einbruch in das Horror-Hospital beobachten dürfen, nimmt sich Gonjiam – Haunted Asylum zunächst ordentlich Zeit, die Hauptfiguren einzuführen. Man lernt sich kennen, feiert ausgelassen und begibt sich dann auf den Weg. Alles, im Gegensatz zu Blair Witch Project, nicht als Rohmaterial, sondern zurechtgeschnitten und teilweise sogar mit Musik unterlegt, halt so, als würden wir echtem Online-Content folgen.

Dann aber wird´s gruselig, so richtig gruselig – ab dem Moment, wo das Team die alte Ruine betritt. Funfact: Gonjiam existierte wirklich, es kam dort auch zu ungeklärten Todesfällen. Eine Drehgenehmigung erteilte man Regisseur Jung Bum-shik allerdings nicht. So musste man auf eine Highschool zurückgreifen, erbaute dort die Sets aber Original- und Maßstabgenau nach. Der Aufwand lohnte sich, denn Gonjiam – Haunted Asylum mauserte sich zum dritterfolgreichsten, südkoreanischen Horrorfilm. Nur Phone und A Tale of Two Sisters spielten noch mehr ein.

Doch wie kam es zu diesem Erfolg? Nun, ich muss ehrlich gestehen, ich war anfangs skeptisch, zumal es mittlerweile dutzendweise Filme dieser Art gibt. Doch mit Betreten der Hospitalruine wurde es tatsächlich richtig unheimlich. Zwar wird das Rad hier nicht neu erfunden, ähneln Location und Ausgangssituation doch dem kanadischen Found Footage-Horrorfilm Grave Encounters, doch tut das dem Horror keinen Abbruch. Im Gegenteil, die langen, dunklen Gänge, die unheimlichen Geräusche und die plötzlich auftauchenden, unheimlichen Gestalten, machen Gonjiam – Haunted Asylum zu einer echten Nervenprobe – vor allem, wenn man sich den Film in einem abgedunkelten Raum anschaut. Ich jedenfalls saß, trotz später Stunde, senkrecht auf der heimischen Couch.

Schön, dass Busch Media Group den nervenzerrenden Horror-Schocker mit etwas Verspätung nun auch bei uns veröffentlicht hat. Mir lag die Blu-ray-Variante vor. Bild- und Tonqualität sind top, die Synchronisation ist gut. Im Bonusbereich gibt es einige Featurettes, die Einblick in die Entstehungsgeschichte bieten, sowie Trailer. Im Mediabook soll sich außerdem ein 16-seitiges Booklet, verfasst von Leoni Dowidat vom Deadline Magazin befinden. Die Blu-ray verfügt außerdem über ein Wendecover ohne FSK-Logo.

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