Penis! – Wenn Sie jetzt schon gelacht haben, dann sind Sie hier richtig. Denn Erfolgsproduzent Bernd Eichinger, der uns Meisterwerke wie Die unendliche Geschichte, Das Boot, Der Name der Rose, Resident Evil 4 – Afterlife und Der Baader Meinhof Komplex schenkte, dachte sich zur Jahrtausendwende, dass eine deutsche American Pie-Variante eine tolle Idee wäre. Als Vorlage diente der Roman, den Eichinger schonmal unter dem Titel Ich und er produzierte – unter der Regie der meiner Meinung nach maßlos überschätzten Doris Dörrie. Doch die durfte glücklicherweise nicht nochmal ran und so inszenierte der wesentlich talentiertere Marc Rothemund (Sofie Scholl – Die letzten Tage) die Jugendvariante, in der Tobias Schenke (Der letzte Lude / Sky Sharks), sein sprechender Lümmel und Axel Stein (Feuer, Eis und Dosenbier / Schlag den Star) auf der Suche nach dem ersten Sex sind. TURBINE MEDIEN bescherte uns diesen filmischen Meilenstein und dessen Fortsetzung nun im Double Feature-Mediabook erstmals auf Blu-ray. Da wollte ich nicht alleine durch und zwang meine Frau und Tochter letzten Sonntag, zum Nachmittags-Kaffee, mit mir gemeinsam diese große, deutsche Filmkunst zu goutieren.

Regie: Marc Rothemund

Darsteller: Tobias Schenke, Axel Stein, Luise Helm, Sissi Perlinger, Stefan Jürgens, Andrea Sawatzki

Artikel von Christian Jürs

Jungs haben einen Penis und Mädchen haben eine Vagina!“ wusste schon ein kleiner Junge in Arnold Schwarzeneggers Krimikomödie Der Kindergarten Cop. Doch während weibliche Teenager mit Mädchen Mädchen! eine halbwegs sensible Komödie um das Thema Sex erhalten haben, ging man bei den Jungs in die Vollen. Harte Jungs sind hier nämlich allesamt lüsterne Jäger auf der Pirsch nach Brüsten und… eben Vaginas – ganz so, wie es die US-Komödien der frühen Nuller-Jahre vorgemacht haben (American Pie, Road Trip, usw.).

Als der Teenager Florian (Tobias Schenke) eines Morgens erwacht, ist nichts mehr, wie es einmal war, denn sein bestes Stück, hier gerne auch als Lulu (Stimme: Marc Stachel) bezeichnet, fängt plötzlich an mit ihm zu sprechen. Was er fordert, ist klar: Mädchen, mit denen er gefüttert werden kann. Und so meldet sich Florians bestes Stück zu jeder unpassenden Gelegenheit, etwa, wenn seine Mathe-Lehrerin (Tina Ruland) sich zu ihm vorbeugt und einen Blick in ihr Dekolleté gewährt (wer kennt das nicht? – Ich!). Auch die eigene Tante Zelda (Andrea Sawatzki) sitzt in Florians Fantasie plötzlich barbusig am Frühstückstisch, was natürlich zu allerlei peinlichen Situationen führt. Seine Eltern (Sissi Perlinger & Stefan Jürgens) versagen derweil beim elterlichen Aufklärungsgespräch.

Glücklicherweise ist da noch Florians bester Kumpel Rudolf (Axel Stein), den alle Welt nur Red Bull nennt, was natürlich – Product Placement sei Dank – auf seiner Leidenschaft für einen bestimmten Energydrink beruht. Red Bull jedenfalls kennt sich aus, zumindest gibt er dies vor und Florian allerlei schreckliche Tipps im Umgang mit der Sexualität. So versucht er ihm u.a. einen Besuch im Bordell zu ermöglichen. Natürlich nur, damit Florian bei seiner Angebeteten, der neu zugezogenen Leonie (Mina Tander), im Ernstfall mit ausreichend Stehvermögen punkten zu können. Für sie schreibt er sich sogar in der Theater AG ein, die in Kürze Romeo und Julia zum Besten geben wollen. Von Theater hält der Flo zwar nix, von der stets aufreizend gekleideten Leonie aber umso mehr.

Doch so leicht lässt sich die attraktive Blondine nicht herumkriegen und dann ist da auch noch ihr brutaler Freund Kai (Björn Kirschniok), der es gar nicht gerne sieht, wenn andere Jungs seine Liebste anstarren oder anderweitig näherkommen. Bei all den ausströmenden Hormonen, die Florian zum Beispiel mit kostspieligen Telefonsex-Anrufen auslebt, übersieht er dabei, dass seine allerbeste Freundin, die jungenhafte Lisa (Luise Helm), ein Auge auf den notgeilen Florian mit seinem sprechenden Dödel geworfen hat.

Ich könnte jetzt einen absoluten Verriss aus dem Ärmel schütteln und behaupten, Harte Jungs sei nicht gut gealtert, bla bla bla. Doch das wäre nicht fair, denn tatsächlich war mir die Teenager-Klamotte schon damals zu platt und zu doof. Doch, dass musste ich letztes Wochenende feststellen, der ganze Quatsch ist zwar, insbesondere von Tobias Schenke, nicht doll gespielt, irgendwie aber ging die Nummer wie im Flug vorbei. Vielleicht habe ich mich aber auch über meine Tochter amüsiert, die das Ganze ganz schrecklich fand (wobei eine Freundin später zu ihr meinte, der Film sei doch ganz lustig – lol).

Die Entdeckung des Films ist aber Axel Stein, der hier seinen Kino-Einstand gab und für die Folgejahre fest gebucht war für frivole Teenie-Komödien wie Schule oder Feuer, Eis und Dosenbier. Respekt auch, wie er sich bis heute, schauspielerisch und körperlich, rausgeputzt hat – und zugegeben, die erste Szene des Films, in der er Schlumpfine als Dorf-Hure outet, war tatsächlich witzig. Auch Luise Helm weiß zu überzeugen, wenn doch nur der Humor nicht so platt wäre. Doch Humor ist Geschmackssache und ich ertrage auch die Fack ju Göhte-Filme keine Minute lang. Von daher, wer diese Art Humor mag, der sollte zuschlagen.

Das Mediabook von Turbine Medien ist nämlich mal wieder über jeden Zweifel erhaben. Bild- und Tonqualität sind super, im Bonusbereich zu Harte Jungs gibt es zudem Interviews mit Cast und Crew von damals, ein Making-of, eine B-Roll und Trailer. Im Mittelteil des Mediabooks befindet sich noch ein feines Booklet, verfasst von Michael Scholten, und natürlich liegt auf Disc 2 noch die Fortsetzung Knallharte Jungs bei. Um den werde ich mich natürlich auch noch kümmern (Gott steh mir bei!).

Rezension Knallharte Jungs

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