Im Jahr 2008 entwickelte sich der kleine Home-Invasion-Thriller The Strangers zu einem beachtlichen Erfolg an der Kinokasse. Dem jungen Regisseur Bryan Bertino wurde eine große Karriere in Aussicht gestellt, die jedoch bis heute auf sich warten lässt. Nach ein paar Flops konnte er mit dem Drehbuch zum Sequel The Strangers – Opfernacht bei Horrorfans zwar punkten, bei den Kritikern sah es für den Film aber nicht ganz so gut aus. Die waren erst beim nächsten Anlauf zufrieden. The Dark and the Wicked wurde zwar kein Boxoffice-Wunder, doch qualitativ ging es für Bertino hiermit wieder steil bergauf. INDEED FILM veröffentlicht nun diverse Heimkino-Auflagen. Ich verrate Euch, welche Qualitäten in diesem kleinen, aber feinen Horrorfilm stecken.

Drehbuch & Regie: Bryan Bertino
Darsteller: Marin Ireland, Michael Abbott Jr., Julie Oliver-Touchstone, Lynn Andrews, Xander Berkeley
Artikel von Christian Jürs
Wie vielfältig das Horrorgenre ist, habe ich in den letzten Wochen erst wieder festgestellt bei meinen Rezensionsfilmen. Von Spinnen-Horror über angsteinflößenden Found Footage – Grusel bis hin zu KI-gesteuerten Mörderhäusern; für jeden Genre-Fan war etwas mit dabei. Und auch diesmal liegt hier ein völlig anderer Genre-Beitrag vor. Einer der eher ruhigeren, aber äußerst unangenehmen Art. Was Regisseur und Drehbuch-Autor Bryan Bertino hier auf die Beine stellte, ist weit weg von Mainstream-Horror und erinnert mehr an die ruhigen, aber verstörenden Filme eines Ari Aster (Hereditary) oder Robert Eggers (The Witch). Storytechnisch kann Bertino zwar nicht mit diesen beiden Meistern des Horrors mithalten, filmisch ist ihm dafür aber eine wirklich sehenswerte Nummer gelungen.

Da ihr Vater (Michael Zagst) im Sterben liegt, kehren Louise (Marin Ireland) und ihr Bruder Michael (Michael Abbott Jr.), der mittlerweile eine eigene Familie hat, auf die Farm ihrer Eltern zurück. Während ihr Vater lethargisch und der Welt entrückt im Bett vor sich hinsiecht, wo er von einer Pflegerin (Lynn Andrews) betreut wird, werden die erwachsenen Kinder wenig herzlich von ihrer Mutter (Julie Oliver-Touchstone) empfangen. Es bleibt jedoch nicht beim Zetern der Mutter, die immer wieder betont, dass ihre Kinder hätten wegbleiben sollen. Abends schneidet sie sich beim Essen vorbereiten zunächst die Finger der linken Hand ab, dann erhängt sie sich in der Scheune. Für Michael und vor allem Louise ein Schock. Als sie das Tagebuch ihrer Mutter finden, entdecken sie ein paar angsteinflößende, letzte Einträge. Anscheinend war ihre Mutter davon überzeugt, dass eine dunkle Macht die Seele ihres Mannes holen würde. Nun ging sie voran.
Da sie ihren Vater, aufgrund seines Zustandes, nicht ins Krankenhaus transportieren lassen können, bleiben die Geschwister auf der Farm. Doch nach und nach häufen sich unerklärliche und unheimliche Ereignisse, die oftmals scheinbar aus Halluzinationen bestehen. Als eines Tages ein seltsamer Priester (Xander Berkeley) auftaucht, wirft dieser noch mehr angsteinflößende Fragen auf. Als dann auch noch die Schafsherde auf blutige Art und Weise verendet, ist den Geschwistern klar, dass das Böse ihre Farm heimgesucht hat. Wird es einen Ausweg aus der bedrohlichen Lage geben?

The Dark and the Wicked ist ein filmisches Kleinod, jedoch nichts für jedermann, geschweige denn für jede Gelegenheit. Und so brauchte ich drei Anläufe, um den Film zu später Stunde zu sichten. Dies lag nicht daran, dass der Film gar langweilig wäre, er ist halt nur, vor allem anfangs, extrem ruhig erzählt. Nach einem langen Arbeitstag war es schlichtweg keine gute Idee, den Film erst des Nachts zu starten. Gestern aber war ich fit genug, mich The Dark and the Wicked zu stellen – und ich habe es keinesfalls bereut.
Von Anfang an spürt man förmlich die unangenehme Atmosphäre in der trügerischen, ländlichen Idylle. Dies ist auch der fantastischen Kamera von Tristan Nyby (Conjuring 3 – Im Bann des Teufels) zu verdanken. Seine Bilder sind fast schon malerisch, so sehr, dass man beliebig die Pausentaste drücken kann und dabei fast immer ein tolles, melancholisches Bild für die Wand gezaubert hätte. Die langen, oftmals Unheil aufbauenden Einstellungen erzeugen stetig das Gefühl, gleich würde das Böse aus der Ecke springen, doch oftmals erweist sich dies nur als Trugschluss und der Pulsschlag beim Zuschauer hat sich unnötig erhöht. Wohl gemerkt: oftmals. Denn hier und da kommt es dann doch zu Schockmomenten, die mich immer wieder kalt erwischt haben.

The Dark and the Wicked mixt gekonnt bekannte Genrevorlagen, bleibt dabei aber Erklärungen schuldig. Somit wissen wir niemals mehr als die Protagonisten und werden auch nach Einsetzen des Abspanns über die Hintergründe im Unklaren gelassen. Kein Erklär-Bär, der uns die Handlung schildert, wir müssen es als gegeben hinnehmen – was die Nummer nur noch mysteriöser erscheinen lässt. Wer Lust auf einen tristen, schaurigen, kleinen Schocker mit guten, weniger bekannten, Schauspielern hat, dem kann ich The Dark and the Wicked wärmstens ans Herz legen.
Bild- und Tonqualität sind sehr gut, die Synchronisation ist gelungen. Im Inneren des mir vorliegenden Mediabooks befindet sich ein ausführliches, reich bebildertes, 36-seitiges Booklet, verfasst von Thorsten Hanisch. Im Bonusbereich gibt es zudem ein Fantasia Q&A mit den beiden Hauptdarstellern Marin Ireland und Michael Abbott Jr, ein Watch or Pass Interview mit Michael Abbott Jr, sowie Trailer.
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