Die Frau eines CIA-Agenten kommt bei einem Terroranschlag ums Leben, woraufhin er blutige Rache schwört und sich aufmacht, die Bösewichte, einen nach dem anderen, zu eliminieren. Klingt nach jedem zweiten Liam Neeson oder Jason Statham-Film, doch hier ist es der hagere Rami Malek, der den Terroristen den Kampf ansagt. Der ist Theoretiker und hat keinerlei Kampferfahrung, was diesem Thriller aus dem Hause 20TH CENTURY STUDIOS eine originelle Ausgangsposition bietet. Ob diese originelle Variante die Kinokarte lohnt, verrate ich Euch in meiner Rezension.

Regie: James Hawes

Darsteller: Rami Malek, Rachel Brosnahan, Holt McCallany, Laurence Fishburne, Jon Bernthal, Julianne Nicholson

Artikel von Christian Jürs

Ich liebe dieses Genre. Egal ob Ein Mann sieht rot, 96 Hours – Taken oder John Wick – wenn Helden losziehen, um Bösewichten die Fresse zu polieren, steht für mich das Popcorn bereit. Daher war ich auch neugierig auf The Amateur und habe mir extra freigenommen, um an der Pressevorführung teilzunehmen. Leider kann ich erst jetzt meine Seherfahrung mit Euch teilen, da ich die letzten Tage krank das Bett hüten musste. Doch jetzt bin ich wieder fit und bereit für die Action.

Charlie Heller (Rami Malek) ist ein treusorgender, liebender Ehemann, der seiner Frau Sarah (Rachel Brosnahan) morgens den Kaffee zubereitet und die Einfahrt herabläuft, um ihr, vor ihrer Geschäftsreise nach London, nochmals zu verstehen zu geben, dass er sie unendlich vermissen wird während ihrer Abwesenheit. Der Computer-Spezialist, der als hervorragender Decoder für die CIA in Langley tätig ist, ahnt zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass ihm nur noch ein kurzes Telefonat mit seiner Frau bleibt, ehe diese bei einem Terroranschlag in London als Geisel genommen und erschossen wird. Als ihn die Nachricht vom Tode seiner geliebten Sarah ereilt, bricht Charlie zunächst zusammen, macht sich dann aber schnell daran, die Überwachungsvideos der Tat zu sichten und die Täter mit seinen Computerkenntnissen ausfindig zu machen. Er präsentiert seinem Vorgesetzten, Director Moore (Holt McCallany), seine Untersuchungsergebnisse, doch der regt keinen Finger. Aus Verzweiflung erpresst Charlie seinen Vorgesetzten mit zufällig in seine Hände geratenen Beweisen über illegale Operationen Moores und fordert, eine Nahkampfausbildung und gefälschte Papiere zu erhalten, damit er persönlich die Täter zur Strecke bringen kann.

Was für seinen Vorgesetzten wie ein lächerlicher Witz klingt, meint Charlie allerdings todernst. Und so erhält er seinen Wunsch, eine kurze Nahkampfausbildung beim Spezialisten Henderson (Laurence Fishburne). Doch Moore lässt sich nicht so einfach erpressen und eröffnet die Jagd auf den kampfunerfahrenen Charlie Heller, der weder gut schießen kann, noch sich mit den Fäusten zur Wehr setzen könnte. Doch Charlie hat Köpfchen und ist seinen Verfolgern, sowie seinen Zielobjekten, immer einen Schritt voraus.

The Amateur schafft zunächst, was vielen Filmen misslingt. Er braucht nur zwei Szenen zwischen Rami Malek und seiner Film-Ehefrau Rachel Brosnahan, um glaubhaft ihre glückliche Beziehung darzustellen und seinen anschließenden Zusammenbruch, den er großartig – und mit einem stetigen Zittern seiner Stimme, sobald er über sie spricht (ich habe die Original-Version gesehen) – verkörpert. Es wird sich Zeit gelassen, ehe Charlie Heller erstmals einem der Täter gegenübersteht. Für so manchen Zuschauer dürfte dies zu einer Geduldsprobe werden, mir aber gefiel die Art, wie seine Ausbildung und Computer-Ermittlungen dargestellt werden. Doch keine Sorge, zur Rache kommt es natürlich trotzdem, allerdings auf FSK 12 – Niveau. Doch dies stört eigentlich wenig, lediglich das Finale ist ein wenig lahm geraten.

Dies ist aber leider nicht der einzige Minuspunkt, den ich zu vermelden habe. Denn im Cast befindet sich auch Jon Bernthal, der als CIA-Draufgänger mit dem Namen The Bear eingeführt wird und scheinbar auf Charlies Seite steht – doch der Film macht nichts daraus. Bernthals Figur hat eigentlich nichts zu melden, verfügt über sehr geringe Screentime und hätte auch aus dem Werk herausgeschnitten werden können, ohne dass man es bemerken würde. Hier hätte ich einen Einsatz im Finale erhofft, der leider nicht stattfand.

Trotzdem, The Amateur ist weitestgehend spannend geraten und, vor allem dank seines hervorragenden Hauptdarstellers und den Drehs an den Original-Schauplätzen, durchaus sehenswert. Sollte es irgendwann ein Sequel geben, so darf dort aber gerne etwas mehr zugelangt werden.

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