Hochtoupierte Mähnen, Schulterpolster, enge Aerobicbodys und knackige Pop-Musik. Willkommen in den 1980er Jahren! Was liegt bei der Nostalgie wohl näher, um das passende Zeitkolorit einzufangen, als sich noch einmal Adrian Lynes FLASHDANCE (1983) zu Gemüte zu führen. Wie passend, dass PARAMOUNT PICTURES den Tanzfilmklassiker hierzulande erstmals auf Blu-Ray veröffentlicht hat. Dreht den Ghettoblaster auf und tanzt bis die Stulpen brennen, denn wir verraten euch, ob das seichte Filmchen auch heute noch zu gefallen weiß. WHAT A FEELING!

Originaltitel: Flashdance

Drehbuch: Tom Hedley, Joe Eszterhas
Regie: Adrian Lyne

Darsteller: Jennifer Beals, Michael Nouri, Lilia Skala, Sunny Johnson,  Kyle T. Heffner, Cynthia Rhodes…

Artikel von Christopher Feldmann

Die 1980er Jahre waren nicht nur das Jahrzehnt der Kult-Filme im Actiongenre, sondern auch Das des Tanzfilms. Während diese Gattung vor Allem in den 1930er Jahren ziemlich populär war und Stars wie Fred Astaire, Gene Kelly und Ginger Rogers das Puplikum begeisterten, nahm der Erfolg in den folgenden Jahrzehnten merklich ab. Spätestens mit dem NEW HOLLYWOOD-Umbruch schienen choreographierte Love-Storys endgültig aus der Mode gekommen zu sein, bis ein junger John Travolta in SATURDAY NIGHT FEVER (1977) plötzlich die Renaissance einleitete. Der Tanzfilm im Rahmen einer charakterorientierten Milieustudie begeisterte nicht nur durch seinen frischen Vibe, sondern auch durch den unverwechselbaren Disco-Soundtrack der BEE GEES, die den Streifen mit Hits wie STAYING ALIVE, NIGHT FEVER und HOW DEEP IS YOUR LOVE veredelten. Der Shooting Star-Bonus von Travolta sorgte zum Teil wahrscheinlich auch für den massiven Erfolg des Filmmusicals GREASE (1978), der heute auch jedem ein Begriff sein sollte. Auch Filme wie FAME – DER WEG ZUM RUHM (1980) entwickelten sich zu enormen Kassenhits und der Tanzfilm war wieder da. Auf diesen Zug sprang das, damals noch unbekannte, Produzenten-Duo Don Simpson und Jerry Bruckheimer auf, die ihre eigene Vision in die Tat umsetzen ließen, welche heute absoluten Kult-Status genießt und wahrscheinlich einen stilbildenden Impact inne hatte, der den Erfolg für ähnlich gelagerte Produktionen wie FOOTLOOSE (1984) und DIRTY DANCING (1987) ebnete. Dabei ist FLASHDANCE (1983) sicher kein anspruchsvoller Film, denn das, auf die MTV-Generation abzielende, Filmchen erweist sich hinter der berauschenden Ästhetik und dem knalligen Soundtrack als inhaltlich erstaunlich leeres Vergnügen!

Handlung:
Die 18-jährige Alex Owens (Jennifer Beals) arbeitet am Tag als Schweißerin in Pittsburgh, Nachts begeistert sie die Zuschauer als Tänzerin in der Bar Mawby’s, in der sich einige Personen ihr Geld verdienen und ihrem großen Traum nachjagen. Auch Alex hat einen Traum, denn sie will professionell tanzen und am Conservatory of Dance aufgenommen werden. Als sie ihren Chef Nick Hurly (Michael Nouri) kennen- und auch lieben lernt, scheint das Glück auf ihrer Seite zu sein. Doch wird es Alex am Ende schaffen, sich ihren großen Traum zu erfüllen?

Natürlich war die Frage in der Inhaltsbeschreibung nicht ernst gemeint, denn ich bin der festen Überzeugung, dass das Publikum selbst im Jahr 1983 genau wusste, wie der Film endet. Natürlich begeistert Alex die Jury am Ende mit einer energiegeladenen Performance und trotz damit allen Skeptikern, die nie dachten, dass eine Schweißerin an einer Ballettschule aufgenommen werden könnte. Der klassische American Dream eben, denn du kannst ja bekanntlich alles schaffen, wenn du es nur willst und ganz fest daran glaubst. Aber wir wollen freilich nicht zu arg in die Tiefe gehen, denn FLASHDANCE ist in keinster Weise ein Film, der besonders tiefschürfend daherkommt. Im Gegenteil, denn eigentlich ist Adrian Lynes Tanzmärchen handlungstechnisch ziemlich dünn und bietet eine ähnlich ausgefeilte Charaktentwicklung wie das Musik-Video LAST CHRISTMAS von WHAM!, nämlich so gut wie keine.

Denn wo der Look zu gefallen weiß, entpuppt sich das Drehbuch jedoch als ein kleiner Hauch von Nichts und das wird in genau den Szenen deutlich, in denen gerade mal nicht getanzt wird. So quälen sich die Darsteller durch ziemlich hölzerne Dialoge, die meist wenig handlungsrelevant sind. Sei es der kleine „Handlungsstrang“ des miserablen Amateuer-Comedians Richie oder der, im Nichts endende, Plot um Eiskunstläuferin Jeanie. Auch der, von Lee Ving gespielte, Nachtclubbesitzer Johnny, der so etwas wie ein Antagonist sein soll, hat so gut wie Nichts zu tun. Das wirkt schon Alles ziemlich diffus, denn man hätte die ganzen Nebencharaktere auch einfach weglassen können, es hätte dem Film wahrscheinlich sogar gut getan. Immerhin ist Jennifer Beals liebreizend genug, um den Film zu tragen. Sie zeigt zwar nicht unbedingt die größten schauspielerischen Ambitionen, böse kann man ihr aber nicht sein. Wer würde schon einer träumerischen Tanzmaus wie Alex Owens etwas schlechtes wünschen? Ich sicher nicht. Ihr männlicher Co-Star Michael Nouri spielt, wie passend, lediglich den charmanten Lover. Zwar sind die Dialoge zwischen den Beiden äußerst klischeebeladen, ein nette Love-Story ergibt sich daraus trotzdem.

Bei aller Kritik, FLASHDANCE war noch nie für sein ausgefeiltes Drehbuch bekannt. Betrachtet man es aus diesem Blickwinkel, ist es wahrscheinlich der schlechteste Beitrag des Tanzfilm-Genres, obwohl Stallones STAYING ALIVE dann doch noch etwas beschissener ist. Allerdings muss so ein Film auf der audiovisuellen Ebene, und während das eben erwähnte Sequel zu SATURDAY NIGHT FEVER auch hier versagt, können sich die dynamischen Tanzszenen in FLASHDANCE durchaus sehen lassen. Adrian Lyne macht keinen Hehl aus seiner Zeit als Regisseur für Werbeclips und Musikvideos und inszeniert die gut choreographierten Sequenzen in eben jenem Stil. Man könnte jede der Szenen als Musikvideo vermarkten, was ja damals eigentlich auch so gemacht wurde. Trotzdem sehen die Tanzszenen sehr gut aus, was auch für den Rest des Films gibt. FLASHDANCE war immerhin der erste große Hit für Simpson und Bruckheimer, die danach zu Garanten für Blockbuster wurden. Eben jenen visuellen Stil hat auch dieser Film. Gerade bei der kultigen Finalszene könnte man meinen, Tony Scott hätte das Set ausgeleuchtet.

Der eigentliche Star des Films ist aber nicht Jennifer Beals, sondern der Soundtrack, der damals millionenfach über die Ladentheke ging. Ich behaupte, FLASHDANCE wäre ein Nichts ohne die musikalische Untermalung, denn der, von Giorgio Moroder produzierte, Score ist ein Meisterstück des syntheziserlastigen 80er-Pops. Kracher wie MANIAC von Michael Sembello, ROMEO von Donna Summer und MANHUNT von Karen Kamon bieten absolute Mitwipp-Garantie. Der prominenteste Vertreter ist natürlich nach wie vor der Titelsong WHAT A FEELING von Irene Cara, der für mich einer der besten Pop-Songs aller Zeiten ist und damals zurecht mit dem OSCAR ausgezeichnet wurde. Ganz ehrlich, wenn die ersten Takte einsetzen, ist bei mir Gänsehaut garantiert. So auch im Finale, wenn Jennifer Beals, oder mehr ihr Double, vor der Jury herumwirbelt. Ganz groß!

Lange Zeit musste man sich in Deutschland mit der DVD begnügen, nun ist der Tanzfilmklassiker endlich auch in feinem HD auf Blu-Ray von PARAMOUNT verfügbar, wurde ja auch mal Zeit.

Fazit:
FLASHDANCE (1983) ist schon irgendwie so ein 80’s Classic. Das Drehbuch ist zwar dünn wie Löschpapier, die Nebencharaktere sind farblos und die Dialoge hölzern, jedoch besitzt der Film einen gewissen naiven Charme, den vor Allem Jennifer Beals ansprechend transportieren kann. Ansonsten überzeugen dafür die Tanzszenen im feinsten MTV-Style, die in Verbindung mit dem Hit-Soundtrack auch heute noch Laune machen. Objektiv gesehen, einer der schwächeren Beiträge des Genre, eine gewisse Magie besitzt aber er dennoch.

Christopher auf Letterboxd – Your Life in Film folgen

Zurück zur Startseite