Die zuverlässige Klassikerwiederveröffentlichungseinrichtung KOCH FILMS bringt nun den nächsten Titel der Michael-Cimino-Reihe auf den Markt. Verfilmt nach einem Roman von DER PATE Autor Mario Puzo, gibt Christopher Lambert den Sizilianer Salvatore Guiliano, der gegen Ende des Zweiten Weltkrieges als Bandit und Separatist für die Unabhängigkeit Siziliens kämpfte. Das rief damals die Mafia und Großgrundbesitzer auf den Plan, die Guiliano ausschalten wollten. Nachdem sich zuvor Cimino mit IM JAHR DES DRACHEN (1985) der chinesischen Mafia annahm, ist es hier nun ein uritalienisches Filmthema, das Michael Cimino bildgewaltig auf die Leinwand bringt. Ob das heute noch al dente ist, wird nun gekostet.

Originaltitel: The Sicilian

Regie: Michael Cimino

Darsteller: Christopher Lambert, Terence Stamp, Joss Ackland, John Turturro, Barbara Sukowa

Artikel von Kai Kinnert

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs schwingt sich ein Mann mit seiner Bande zum Retter der Armen und Entrechteten und zum Kämpfer für die Unabhängigkeit seiner Heimat auf: Salvatore Guiliano (Christopher Lambert), der Sizilianer. Indem er den Reichen nimmt und den Armen gibt, wird er von der einfachen Bevölkerung wie ein Held verehrt, gerät allerdings zwischen die Fronten von Mafia, Politik und Kirche, denen sein segensreiches Wirken zunehmend ein Dorn im Auge ist…

Wäre Präfekt Cesare Mori zur Zeit von Salvatore Guiliano auf Sizilien noch aktiv, er hätte ihm die Hölle heiß gemacht. Auch Mori bekam zum Thema Sizilien, Mafia und Großgrundbesitzer mit DIE RACHE BIN ICH (1977) seinen eigenen Streifen, der eine Perle des italienischen Politthrillers ist und ohne romantische Legendenbildung auskommt. Ohne die lokalen Bezüge eines Pasquale Squitieri, der bei DIE RACHE BIN ICH Regie führte, nimmt sich nun Michael Cimino, sonst nur Regisseur rein amerikanischer Stoffe, einem Thema der Italiener an. Und verheddert sich dabei schwer.

Eines vorweg. Die Kamera ist, wie immer bei Michael Cimino, ziemlich gut. Der Film überrascht oft mit wunderschönen Einstellungen und Fahrten und vermag auch den Großteil der Action angemessen in Szene zu setzen. Doch konträr zur schönen Optik gesellt sich alsbald schon die Filmmusik. Obwohl das Titelthema sehr hübsch ist und eine Leone ähnliche Melancholie in den Szenen verbreitet, ist die Musik für den Rest des Films oft nur breites Hollywoodorchester. Das lässt den Film dramaturgisch an einigen Stellen wie ein TV-Streifen aus den 80ern wirken. Unterstrichen wird das noch durch eine sehr ambivalente Besetzung. Der durchweg amerikanische Cast passt an so manchen Stellen einfach nicht zu den Figuren und in die Umgebung. Fast alle Frauenrollen sind fehl besetzt und auch sonst ist da einiges im Argen. Einzig John Turturro nimmt man seine Rolle ab. Er spielt einfach gut und passt auch sonst ins Geschehen.

Zur bemühten Musik und einer nach Sizilien exportierten Besetzung kommt noch die Schwäche im romantischen Part des Films. Christopher Lambert und Barbara Sukowa haben Dialoge im Mondschein und die Geigen spielen dabei auf. Kitschig und gestelzt kommt so die Rahmenhandlung daher und bremst den Film mit überflüssigen Szenen aus. Anstatt sich zu fokussieren, wollte Cimino alles und scheitert an vielen Stellen. Mit der dramaturgischen Fracht eines Hollywoodfilms belastet, wuchtet sich Cimino aufwendig durch sein bemüht episches Drehbuch und schafft mangels Fehlbesetzung nur wenige authentische Filmmomente. Das sieht zwar alles gut aus und es gibt auch gelungene Momente in DER SIZILIANER, doch leider geht dem Streifen ob seiner Künstlichkeit schnell die Puste aus und zurück bleiben hier und da Abziehbilder aus dem Gangstergenre. Das ist am Ende zu wenig für einen echten Klassiker.

Was in den vorigen Filmen Ciminos noch gut funktionierte, will hier einfach nicht so recht aufgehen. Behäbig zerwalzt sich der Film in merkwürdige Disharmonien in Besetzung und Handlung und findet für den Rest meist nur – wenn auch schön gefilmte – Posen. Schade. DER SIZILIANER gehört nicht zu den besten Filmen Michael Ciminos.

Das Bild der BD ist gut, die Farben satt und der schönen Kameraarbeit des Films angemessen. Beim Ton gibt´s auch nichts zu meckern. Als Extras gibt es den deutschen und den englischen Trailer und eine Bildergalerie.

Trailer:

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