Zwischen den MARVEL-Epen INFINITY WAR (2018) und ENDGAME (2019) hatten die Russo-Brüder wohl noch etwas Luft, um eine neue Serie auf den Weg zu bringen. Mit DEADLY CLASS bleiben sich die Blockbuster-Garanten zumindest in einer Sache treu, der Adaption von Comic-Vorlagen. Dabei schlägt die neue SYFY-Serie deutlich rauere Töne an, was man nicht unbedingt negativ verstehen sollte. Wir hatten die Gelegenheit, die ersten drei Episoden zu sichten und verraten euch einen ersten Eindruck!
Originaltitel: Deadly Class
Episoden: 10
Showrunner: Rick Remender, Miles Orion Feldsott
Drehbücher: Rick Remender, Miles Orion Feldsott, Krystal Houghton Ziv, Kevin Rodriguez…
Regie: Lee Toland Krieger, Adam Kane, Alexis Ostrander…
Darsteller: Benedict Wong, Benjamin Wadsworth, Lana Condor, Luke Tennie, Michel Duval…
Artikel von Christopher Feldmann
Nicht nur im Kino gehören Comic-Verfilmungen mittlerweile zum Vergnügen für die Massen, auch im Fernsehen erfreuen sich die Geschichten im Serien-Format großer Beliebtheit. Ob ARROW oder THE FLASH, GOTHAM oder SUPERGIRL oder eben die NETFLIX-Produktionen rund um THE PUNISHER, DAREDEVIL und Co. Man hat das Gefühl, wenn man einen Hit landen möchte, grabscht man einfach nach einer Graphic Novel, die noch irgendwo in der Schublade liegt und noch nicht verwertet wurde. Die Reihe DEADLY CLASS von Autor Rick Remender ist dabei noch vergleichsweise jung, erschien der erste Band doch gerade einmal vor fünf Jahren. Dass die Vorlage wohl Remenders Baby ist, lässt sich daran ableiten, dass er die treibende Kraft hinter dem Serien-Projekt ist. Immerhin scheint die Story Anklang gefunden zu haben, denn mit Anthony und Joe Russo hat die Serie zwei Männer als ausführende Produzenten an Bord, die schon bei MARVEL STUDIOS fest zum Inventar gehören und die Avengers in den Kampf gegen Thanos schickten, beziehungsweise schicken werden. Da kann ja eigentlich Nichts schief gehen oder?
Handlung:
In den rauen, düsteren Jahren der späten 1980er wird der obdachlose Teenager Marcus (Benjamin Wadsworth) für die KING’S DOMINION rekrutiert, einer Elite-Schule für Auftragsmörder, in der Verbrechersyndikate die nächste Generation ausbilden lassen. Zwischen Anfeindungen und grausamen Lehrstunden versucht der desillusionierte Marcus seinen Platz zu finden, um die harte Ausbildung zu überstehen.
Immer wenn mir ein Format entgegen schlägt, welches damit wirbt, auf einer gleichnamigen Comic-Serie zu basieren, hält sich meine Begeisterung mittlerweile in leicht messbaren Grenzen. Die Flut an ähnlich gelagerten Filmen und Serien wirkt schier unüberblickbar, wie auch die einzelne Qualität. Im Falle von DEADLY CLASS wird man zumindest leicht hellhörig, das die Serie eben nicht als auf Hochglanz polierte PG-13 Unterhaltung setzt, sondern auf einen deutlich raueren, ja größtenteils harschen und düsteren Ton setzt. Schon die Auftaktepisode vergeudet wenig Zeit mit Exposition und zeichnet ein desillusioniertes Amerika, gebeutelt durch den Ost-West Konflikt und mit starker Kritik an der Reagan-Politik. Der Zuschauer wird direkt in das kalte Wasser geworfen, in dem man ohne große Umschweife Marcus kennen lernt, der an der KING’S DOMINION rekrutiert wird. Hintergründe bekommt man in Flashbacks präsentiert, während sich die Handlung auf angenehme Weise auf das Hier und Jetzt konzentriert. Somit bekommt man einen rasanten Einstieg, ohne das man den Überblick verliert. Eigentlich eine angenehme Erzählweise, wenn man bedenkt, wie viele Serien entgegen dem SHOW, DON’T TELL-Prinzip mit zuviel Exposition belastet sind.
DEADLY CLASS erzählt quasi eine Geschichte, die man als „Harry Potter mit Auftragskillern“ beschreiben könnte. So wird stark auf die Ausbildung eingegangen, in der Unterrichtsfächer wie „Martial-Arts“ und „Vergiften“ an der Tagesordnung stehen. Das gestaltet sich äußerst unterhaltsam und beinhaltet einen unterschwelligen schwarzen Humor, der öfters zum Schmunzeln einlädt, auch wenn man hier nicht auf komödiantische Elemente hoffen sollte. DEADLY CLASS ist recht ernst gehalten, was mich etwas an die NETFLIX-Serie THE CHILLING ADVENTURES OF SABRINA erinnert, die in gewissen Phasen ähnliche Wege geht, dabei aber immer ernst und düster bleibt, ohne den Humor ganz auszublenden. Diese Mischung ist den Machern hinter der SYFY-Produktion ebenfalls geglückt, das Pacing stimmt und die Darsteller spielen gut auf. Am bekanntesten dürfte wahrscheinlich Benedict Wong sein, der als Direktor zu sehen ist und Comic-Fans als Sidekick von DOCTOR STRANGE (2016) im Gedächtnis sein dürfte. Inszenatorisch wird das Ganze gut eingefangen, auch wenn man hier gerne noch eine Schippe hätte drauflegen dürfen. DEADLY CLASS muss im weiteren Verlauf noch seinen Weg finden, um sich stilistisch von anderen Teenie-Serien abzugrenzen.
Fazit:
DEADLY CLASS schafft einen guten Einstieg in eine interessante Geschichte mit origineller Prämisse. Ein rauer Ton sorgt für die nötige Ernsthaftigkeit und eine kurzweilige Erzählweise macht ordentlich was her, ebenso wie die gut besetzten Darsteller. Ich werde die Serie weiter verfolgen, denn nach den ersten drei Episoden habe ich definitiv Lust auf mehr!
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