Als UPGRADE (2018) im April letzten Jahres seine Premiere auf dem South-by-Southwest-Festival feierte, waren sich viele Stimmen einig, dass die, eher für seichten Grusel bekannte, Produktionsfirma BLUMHOUSE einen neuen Geheimtipp abgeliefert hat. Mit einer Verspätung von über einem Jahr, erreicht Leigh Whannells dystopischer Science-Fiction/Action-Mix nun auch endlich den deutschen Markt als Heimkino-Premiere. Wir verraten euch, warum der Streifen der Genre-Knaller ist, den ihr alle sehen solltet!

Originaltitel: Upgrade

Drehbuch & Regie: Leigh Whannell

Darsteller: Logan Marshall-Green, Melanie Vallejo, Steve Danielsen, Harrison Gilbertson, Benedict Hardie, Abby Craden…

Artikel von Christopher Feldmann

BLUMHOUSE PRODUCTIONS stehen seit jeher für Hit & Miss. Das Studio um Produzent Jason Blum ist über die Jahre zur festen Instanz für Genre-Ware, vor Allem im Horrorbereich, avanciert. Durch eine exklusiven Vertrag mit UNIVERSAL schaffen es diese auch meist ins Kino, was Blum und seinen Untergebenen schon zig Millionen US-Dollar in die Kassen gespült hat. Die Arbeitsweise ist dabei äußerst sympathisch, denn junge, talentierte Regisseure bekommen die Möglichkeit, sich kreativ zu entfalten und ihr eigenes Ding zu machen, die Budgets bleiben dabei natürlich eher moderat. Abseits vom kassenträchtigen Teenie-Grusel, haut die BLUMHOUSE-Schmiede deshalb immer mal wieder richtig interessante Projekte raus, die aber oft leider ein Nischen-Dasein fristen. Leigh Whannells UPGRADE (2018) ist ein perfektes Beispiel, denn der Sci-Fi-Actionfilm vereint auf originelle Weise bekannte Versatzstücke und beeindruckt durch eine kreative Inszenierung. Eigentlich eine Schande, dass der Film nicht in den Kinos läuft, verdient hätte er es allemal.

Handlung:
In ferner Zukunft hat sich die Welt drastisch verändert. Computer und künstliche Intelligenzen haben in vielen Lebensbereichen die Arbeit übernommen. Doch es gibt auch noch Typen wie Grey (Logan Marshall-Green), der sich gegen den technischen Fortschritt sperrt und noch auf klassische Handarbeit setzt, indem er alte Autos restauriert und an reiche Sammler verkauft. Als seine Frau Asher (Melanie Vallejo) nach einem Autounfall von Verbrechern erschossen wird, und Grey selbst querschnittsgelähmt im Rollstuhl landet, scheint sein Leben jeglichen Sinn verloren zu haben. Doch Greys Kunde Eron Keen (Harrison Gilbertson), ein zurückgezogener Wissenschaftler, hat die Lösung parat. Mit Greys Erlaubnis pflanzt er dem Invaliden einen revolutionären Computerchip ein, der auf den Namen STEM hört. Er verarbeitet die Informationen des Gehirns und leitet die Befehle an die Muskeln weiter. Somit ist Grey wieder in der Lage zu laufen, aber das ist nur der Anfang, denn schnell stellt sich heraus, dass der Chip ein Eigenleben hat und in der zu wesentlich mehr im Stande ist!

Alter, das hat gesessen. Das ist wohl gemerkt ein Ausdruck, den ich nicht sonderlich oft verwende, was die aktuelle Filmwelt betrifft. Aber ganz ehrlich, wenn ihr euch diesen Monat nur eine Blu-Ray zulegt, dann holt euch gefälligst UPGRADE!

Das Drehbuch des Films, welches übrigens von Leigh Whannell selbst geschrieben wurde, bietet dem Zuschauer eine Prämisse an, die auf den ersten Blick nicht sonderlich originell erscheint. Ein Mann leidet darunter, dass seine Frau erschossen wurde und versucht nun krampfhaft die Täter zur Strecke zu bringen. So ähnlich bekommen wir das immerhin einmal im Jahr mit Liam Neeson in der Hauptrolle vorgesetzt. UPGRADE geht erfreulicherweise andere Wege und verpackt die ausgelutschte Selbstjustiz-Nummer in ein frisches und kreatives Gewand, welches sich in mehreren Genres austobt. Der Film erzählt soviel, ohne alles auszuformulieren, indem man sich ganz klar am „Show don’t tell“-Prinzip orientiert. UPGRADE eröffnet eine hochinteressante Zukunftsvision, die einfach funktioniert und stimmig ist und sich dabei augenscheinlich an Klassikern wie BLADE RUNNER (1982) und ROBOCOP (1987) orientiert. Die Idee, den Protagonisten und seine künstliche Intelligenz STEM als quasi Buddy-Duo in Szene zu setzten, führt zu schlicht großartigen Momenten, die dem Film die besondere Würze verleihen. Keine Sorge, lustig wird es kaum, obwohl es einige ironische Momente gibt. UPGRADE ist düster und dreckig, hat eine angenehme Härte und serviert uns saftige 90 Minuten, die kaum Längen zu bieten haben. Das Drehbuch ist ziemlich straff geschrieben und gibt, nach 30 Minuten Exposition und Figurenentwicklung, ordentlich Gas. Die Dialoge sitzen, das Pacing stimmt und die Charaktere funktionieren, auch wenn sich so manches Stereotyp nicht vermeiden lässt.

Inszenatorisch tobt sich Leigh Whannell, der bisher als Autor der ersten drei SAW-Filme und der kompletten INSIDIOUS-Reihe tätig war, ordentlich aus. Bei einem vergleichsweise lachhaften Budget von drei bis fünf Millionen US-Dollar, sieht UPGRADE verdammt gut aus und bietet einen Look, der problemlos im Kino funktionieren würde. Man verzichtet hier auf großen CGI-Einsatz und setzt mehr auf handgemachte Effekte. Das zeigt sich vor Allem in den derben Splatter-Momenten, in denen schon mal ein Kopf platzt oder ein Bad-Guy ein „Joker-Grinsen“ verpasst bekommt. Dabei verkommt UPGRADE aber nie zum Gore-Fest, sondern erzählt konsequent und temporeich seine Geschichte, die mit einem guten Twist garniert wird. Die Actionszenen sind allesamt wuchtig und haben eine erfrischende Kameraarbeit zu bieten, die für ordentlich Dynamik sorgt. Das Ganze fügt sich großartig in die dystopische Atmosphäre ein, die nachhaltig im Gedächtnis bleibt.

Es ist schade, dass das deutsche Publikum so spät in den Genuss des Films kommt. Wer die Augen offen hielt, der konnte bereits vor einem halben Jahr die Blu-Ray aus Groß-Britannien beziehen, die schon die deutsche Tonspur drauf hatte. Ein Jahr nach der Premiere schickt UNIVERSAL den Streifen nun auch hierzulande ins Rennen und ich hoffe, dass die Mundpropaganda genug Power hat, damit sich UPGRADE gut verkauft!

Fazit:
Leigh Whannells zweiter Spielfilm UPGRADE (2018) ist kompromissloses Genre-Kino mit Kultcharakter. Die großartige Symbiose aus dystopischer Science-Fiction, knackiger Action und dreckiger Atmosphäre funktioniert prächtig und ist einer der besten Filme, die ich dieses Jahr bisher gesehen habe.

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