Wenn auf einem Cover mit dem Satz „Quentin Tarantino und Guy Richie lassen grüßen“ geworben wird, dann sollte man nicht viel Innovation erwarten, sondern eher eine weitere Kopie bekannter Stilmittel der beiden Kult-Regisseure. Ob THE DIAMOND JOB (2018) letztendlich wenigstens gut kopiert, anstatt schlecht selbst erdacht daher kommt, erfahrt ihr in unserer ausführlichen Kritik!

Originaltitel: Blue Iguana

Drehbuch & Regie: Hadi Hajaig

Darsteller: Sam Rockwell, Phoebe Fox, Ben Schwartz, Peter Ferdinando, Peter Polycarpou, Al Weaver…

Artikel von Christopher Feldmann

Rip-Offs zu Tarantinos PULP FICTION oder Guy Richies Cockney-Variante BUBE, DAME, KÖNIG, GRAS (1998) sind immer noch nicht aus der Mode geraten. Während QT goße Historie inszeniert und Richie aufwendige Remakes bekannter Zeichentrickklassiker für DISNEY inszeniert, wurde es auch im Genre der „lustigen Ganoven“ etwas rar. Wenn man bedenkt, wie viele Gangsterkomödien mit skurrilen Charakteren einst im Fahrwasser der beiden genannten Regie-Helden auf den Markt gewichst wurden, dann verblüfft das schon etwas. Aber Trends kommen bekanntlich wieder, dachte sich wahrscheinlich auch der britische Regisseur Hadi Hajaig, der jetzt mit THE DIAMOND JOB (2018), dem man in Deutschland, als Ergänzung zum eingedeutschten Titel, noch die fesche Tagline GAUNER, BOMBEN UND JUWELEN zugeschustert hat, besagte Lücke zu füllen versucht. Dafür hat er mit Sam Rockwell den wohl perfekten Hauptdarsteller gefunden, da dieser seit letztem Jahr zu den Großen im Business zählt. Auch seine Vorbilder hat Hajaig eingängig studiert, denn die britische Gangster-Klamotte enthält alle Elemente, die man braucht. Doch nur, weil man diese aneinender reiht, bedeutet das noch lange nicht, dass auch ein guter Film dabei herauskommt.

Handlung:
Die beiden Ganoven Eddie (Sam Rockwell) und Paul (Ben Schwartz) sind seit Kurzem auf Bewährung und leisten die vorgeschriebenen Arbeitsstunden in einem New Yorker Schnellimbiss ab. Die nervöse britische Anwältin Katherine (Phoebe Fox) macht den beiden ein unwiderstehliches Angebot. Gemeinsam sollen sie nach London fliegen und eine ominöse Tasche entwenden, die dem Mobster Arkady (Peter Polycarpou) gehört. Der Plan geht schief und prompt haben Eddie und Co. die Londoner Unterwelt am Hals. Plötzlich erscheint jedoch der wertvolle Diamant „Blue Iguana“ auf der Bildfläche, der den ersehnten Wohlstand bringen könnte. Doch es sind mehrere Parteien scharf auf den Edelstein. Es beginnt ein Kopf-an-Kopf Rennen!

Schon die ersten Minuten des Films machen klar, wo die Reise hingeht. Und ja, Regisseur und Drehbuchautor Hadi Hajaig macht augenscheinlich keinen Hehl daraus, bei welchen Vorbildern der Filmgeschichte er sich hier bedient hat. Hier wird recht überdeutlich modernen Klassikern wie PULP FICTION (1994) nachgeeifert, gemischt mit vielen Elementen aus den bekannten Cockney-Klamotten von Guy Richie, sprich BUBE, DAME, KÖNIG, GRAS (1998), SNATCH (2000) und ROCK N ROLLA (2006). Das ist auch gleichzeitig das größte Problem an der Heimkino-Premiere, denn man hat durchweg das Gefühl, dass man alles schon mal gesehen hat, meistens in besser. So sehr sich Hajaig auch Mühe gibt, messerscharfe Dialoge, absurde Komik und Action zusammenfließen zu lassen, er erreicht zu keiner Zeit die Brillanz seiner Vorbilder. Dafür mangelt es einfach an Originalität und Kreativität, denn der ganze Film wirkt, als habe man bekanntes Material aus anderen Filmen bloß aneinander gereiht. Dem Drehbuch mangelt es auch oft an Logik und Geradlinigkeit, denn immer wieder driftet das Geschehen in Nebensächlichkeiten ab, die nie großartig relevant für die Handlung sind. Bestes Beispiel ist die dauergeile Barfrau, die irgendwann einfach nicht mehr zu sehen ist. Hier hätte man mehr auf eine stringente Erzählung achten sollen, und auch wenn ich verstehen kann, dass Hajaig gerne so cool und smart wie Tarantino wäre, so ganz funktioniert das leider nicht.

Auch wenn das Skript seine Schwächen hat, rettet die gute Besetzung Einiges. Sam Rockwell ist einfach immer super, wenn er liebenswert linkische Figuren spielen darf. Auch im Falle von Eddie funktioniert das Rezept ziemlich gut, denn obwohl er als leicht unsympathischer Gauner eingeführt wird, hat man doch irgendwann ein Herz für den groben Charakter. Rockwell, der den Streifen direkt nach seiner OSCAR-Performance in THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, MISSOURI (2017) drehte, macht einfach deutlich, was für eine coole Sau er sein kann. Das Gleiche gilt auch für Leinwandpartner Ben Schwartz, der als nervöser Paul ebenfalls recht witzig ist. Auch Phoebe Fox glänzt als Mauerblümchen, die sich, natürlich, als schöner Schwan entpuppt, den Vogel schießt aber Peter Ferdinando ab, dessen Gangster Deacon für viele Lacher sorgt, besonders mit seiner bescheuerten VoKuHiLa-Frisur. Auch inszenatorisch macht der Regisseur einen ansatzweise guten Job. Zwar ist das Ganze nie so wunderbar verspielt wie noch bei den Richie-Filmen, jedoch gelingen Hajaig einige gute Szenen, wie zum Beispiel das verrückt blutige Finale und die witzige Eingangssequenz. Diverse Handgriffe lenken teilweise sogar von den etwas billig wirkenden Kulissen ab.

KOCH FILMS veröffentlichen die Gangsterkomödie auf Blu-Ray und DVD. Alternativ dazu kann man den Streifen auch als Video on Demand genießen. Das Bonusmaterial ist rar ausgestattet und hat, außer dem Trailer, nichts zu bieten.

Fazit:
Die britische Gangsterkomödie THE DIAMOND JOB (2018) schwimmt im abgekühlten Fahrwasser von Quentin Tarantino und Guy Richie, und reiht genüsslich die bekannten Elemente und Stilmittel aneinander. Daraus resultiert leider ein sehr mittelprächtiger Film, dem es vor Allem an Orginalität und einem guten Drehbuch mangelt. Immerhin macht die gute Besetzung einiges wett, weshalb man mit dem Film durchaus netten Spaß für Zwischendurch haben kann, sofern man die Erwartungen herunter schraubt.

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