Liebe Gemeinde, Wicked Vision strikes again! Dieses mal gibt es Pete Walkers eiskalten Thriller, der zugleich erhebliche Kritik an den Methoden und dem Einfluss der katholischen Kirche ausübt. In 3 schmucken Mediabooks könnt ihr Euch diesen fiesen Film ins heimische Regal stellen. Mehr lest ihr in unserer Kritik, passend zum Ostermontag. Wie, das ist unangebracht? Finden wir gar nicht! Vorhang auf für die Nummer 2 der Pete Walker Collection. Amen!

Originaltitel: House of Mortal Sin

Regie: Pete Walker

Darsteller: Anthony Sharp, Susan Penhaligon, Stephanie Beacham, Norman Eshley, Sheila Keith, Hilda Barry

Artikel von Victor Grytzka

Kennt man meine Meinung zur katholischen Kirche, so wird man feststellen, dass ich von der blinden Huldigung kirchlicher Institutionen und deren Angestellten so viel halte, wie meine Hand in einen laufenden Fleischwolf zu halten. Kurz gesagt – nix. Und so muss wohl auch Pete Walker gedacht haben, seit jeher ein Filmemacher der gerne mal kritisch an Themen herangeht, als er den hier vorliegenden „Haus der Todsünden“ inszenierte. Hier liegt das Werk nun als deutsche DVD / BluRay Premiere in ungekürzter Fassung vor, und möchte den Zuschauern in einer Hi-Def-Abtastung eiskalte Schauer über den Rücken jagen.

Jenny Welch (Susan Penhaligon) sucht nach der Trennung ihres Freundes Rat bei Pfarrer Xavier Meldrum (Anthony Sharp). Sie erzählt von Betrug, Streit und einer Abtreibung, die sie ihrem Verflossen zuliebe vorgenommen hat. Was als vertrauliche Beichte beginnt, entwickelt sich schnell zu einem Alptraum. Zunächst wird ein guter Freund von ihr angegriffen und mit kochendem Wasser verbrüht, und dann verschwindet auch noch ihr Ex-Freund vom Erdboden. Schnell wird klar, dass die Ereignisse auf Xavier Meldrum zurückzuführen sind. Hilfe sucht sie bei ihrer Schwester Vanessa (Stephanie Beacham) und deren Freund Bernard (Norman Eshley), der ebenfalls als Pfarrer in derselben Kirche arbeitet, in der Meldrum tätig ist. Doch auch als sich die Beweise einer Schuld des Pfarrers an den grauenvollen Taten verdichtet – niemand möchte an die Schuld eines Geistlichen glauben.

Dieser Film ist so bitterböse, dass einem der Schreck schon fast im Halse stecken bleibt. Zentrales Thema ist hier eine Abwärtsspirale, die sich über die Laufzeit von 100 Minuten aufbaut, und zu keinem Zeitpunkt so etwas wie Hoffnung aufkommen lässt. „Haus der Todsünden“ macht zudem kein Geheimnis daraus, wer der Täter ist. Darum geht es im Kern aber auch nicht. Hier hat man es nicht mit einem Thriller nach „Schema F“ zu tun, der nach den üblichen Konventionen funktioniert. Denn eine Absicht Walkers wird hier schnell klar. Er hinterfragt den Sinn des Glaubens und den Sinn der katholischen Kirche.

Natürlich baut er dazu einen Charakter auf, der nicht „einfach mal so“ wahllos Leute ums Eck bringt, sondern verknüpft dies geschickt in einer interessanten Geschichte, die eine – im Grunde – immer wieder durch die Kirche verbreitete Sache aufgreift. Ein jeder hat für sein Handeln zu büßen – früher oder später. Dies auszuführen, dafür erkor er (der große Zampano himself) einen katholischen Pfarrer aus, der seine Schäfchen nicht gerade zimperlich, und in voller Überzeugung das Richtige zu tun, auf den „rechten Weg“ führt.

Obwohl die Beweise mehr als offensichtlich sind, geht man hier einen Weg, der den gewohnten Ablauf eines Thrillers komplett aus den Angeln hebt. Die Ehrfurcht gegenüber den „Angestellten“ Gottes ist hier so groß, dass keiner, wirklich keiner dem Pfarrer diese Gräueltaten zutraut. Und das macht den fesselnden Aspekt dieser Geschichte aus. Durch die Art und Weise wie die Charaktere mit Persönlichkeit gefüllt werden, stellt sich ein sehr fieser Effekt ein. Man hat wirklich NULL Sympathien für die Figur des Meldrum, und wünscht ihm so sehr die Pest an den Hals. Doch – es kommt so, wie man es NICHT haben will, und so ist man nach dem Abspann womöglich mit dem Finale des Filmes nicht einverstanden, auf eine andere Art und Weise dann dennoch fasziniert. Einige nette „Aha“-Effekte erwarten den Zuschauer. Intelligent konstruiert ist die Geschichte, die uns da präsentiert wird.

Sehr gefallen hat mir die Härte der Szenen, die auch aus heutiger Sicht ihre Wirkung nicht verfehlen, und angenehm blutig und roh daher kommen. Gruselatmosphäre schaffen zudem die tollen Sets und die eher an Gruselklassiker angelehnte Kameraführung. In diesem runden Gesamtbild spielt sich der Cast sehr talentiert und mit Spielfreude durch die gesamte Laufzeit.

Jetzt habe ich schon sehr viel verraten, habe jedoch bewusst einige Aspekte außen vor gelassen. Das fesselnde Element im „Haus der Todsünden“ sind die Protagonisten / Antagonisten, ihre Beziehungen zueinander und deren Charakterzüge. Und dort spielt der Film sehr viele seiner Stärken aus. Davon allzu viel vorweg zu nehmen, würde jeglichen Grund eliminieren, dieses Meisterwerk zu schauen.

Wicked Vision hat auch hier mal wieder eine ganz tolle Veröffentlichung auf den Markt gebracht. Das Bild ist sehr klar, scharf und detailliert. Ab und zu kann man ein Kratzerchen auf der Vorlage entdecken, dies ist jedoch so selten der Fall, dass man dies auf keine Weise negativ auslegen möchte / kann. Die Tonspuren in Deutsch und Englisch liegen in DTS-HD 2.0 vor, sind differenziert abgemischt und kommen sehr klar und ohne Störungen daher. Technisch also eine feine Sache.

Die Mediabooks bestechen durch ein Füllhorn an Bonusmaterial, und sollten kaum Wünsche offen lassen. So gibt es ein 24-seitiges Booklet mit einem Essay von Jonathan Rigby · Audiokommentar mit Regisseur Pete Walker und
Jonathan Rigby · Audiokommentar mit Dr. Rolf Giesen, Dr. Gerd Naumann und Matthias Künnecke · Featurette: „Sheila Keith – Eine nette alte Frau?“ · Interview mit Pete Walker · „House of Walker“: David McGillivray & Kim Newman über „Das Haus der Todsünden“ · Bildergalerie · Originaltrailer

„Haus der Todsünden“ beschreibt ein Problem, welches sich bis in die heutige Zeit zieht. Die katholische Kirche beruft sich auf Gott und ist gut darin, schlimme Dinge zu rechtfertigen oder gar zu vertuschen. Wer mag denn schon einem Geistlichen andichten, dass er in der Lage wäre, unvorstellbare Dinge zu tun? Und selbst wenn es so ist – vielleicht schweigen wir einfach darüber. Wo kein Kläger, da kein Richter. Dieser Film regt dazu an, einfach mal über die Institution, ja, die „Mafia“ der Katholiken nachzudenken. Denn wie heißt es so schön? Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus!

Trailer:

Zurück zur Startseite