35.000 Geiseln. Die Uhr tickt. Ray Stevenson kapert mit seinen fiesen Chargen ein Fußballstadion und hat dabei die Rechnung ohne Dave Bautista gemacht, der seine Nichte sucht und sich dabei nicht lumpen lässt. Dabei entdeckt er, dass eine riesige Bombe das Leben aller bedroht und greift im Kampf zur Rettung aller dabei sogar in eine Fett kochende Fritteuse, nur um das darin liegende Kampfmesser zu greifen und dem Gegner damit an den Hals zu gehen. DIE HARD lässt grüßen bei der Neuveröffentlichung von NEW KSM. Das Drehbuch ist vorhersehbar wie Haarausfall, die Figuren sind ein Klischee ihres Genres und Pierce Brosnan nur eine Nebenrolle mit Schiebermütze. Doch die Nummer beginnt ganz gut…
Regie: Scott Mann
Darsteller: Dave Bautista, Ray Stevenson, Perce Brosnan
Artikel von Kai Kinnert
Actionfilme mit Proficatchern. Das muss nicht immer schlecht sein. Denn die Jungs mögen es ja hart, da muss Action rein, da fliegen die Kugeln, da kracht es mit 180 in die Fresse, vorne rein – hinten raus und hinterher noch ein Spruch zum Genickbruch. Regisseur Scott Mann legte in diesem Genre 2009 mit THE TOURNAMENT blutig vor und zieht nun mit FINAL SCORE nach.
Das legendäre Boleyn Ground ist restlos ausverkauft. Im Heimspiel tritt West Ham United gegen den Erzrivalen Dynamo Dresden an. Die Ultras sind außer Rand und Band, die Stimmung gleicht einem Hexenkessel. Im Glauben sein abtrünniger Bruder Dimitri (Pierce Brosnan) hält sich im Stadion auf, macht der russische Rebellenführer Arkady (Ray Stevenson) mit Hilfe seiner Gefolgsleute die 35.000 Fußball-Fans zu seinen Geiseln. Unter diesen befindet sich auch Veteran Michael Knox (Dave Bautista), der bei einem traumatischen Einsatz in Afghanistan seinen besten Freund verloren hat. Ohne auf Hilfe von außen hoffen zu können, versucht Michael, die Geiselnehmer auszuschalten, um die Menschen im Stadion zu retten. Einem Vexierspiel gleich, in dem nichts ist, wie es scheint, beginnt ein nervenaufreibender Wettlauf gegen die Zeit.
Melonengesicht Dave Bautista besucht in England seine Nichte, mit der er zu dem Fußballspiel will. Doch wie das mit Teenies so ist, es dauert nicht lange und die Nichte ist verschwunden. Die Knutscht irgendwo mit einem Freund herum, dass weiß Bautista aber nicht und begibt sich vehement auf die Suche nach ihr. Dabei stößt er auf Pierce Brosnan und die Schergen von Ray Stevenson und auf eine Menge C4 unter der Tribüne. Inhaltlich geht es um eine dieser russischen Fantasiestaaten, in denen irgendein Machtwechsel im Gange ist und die nun ihren Machtkampf in einem englischen Fußballstation austragen wollen. Das macht Sinn und so rennen plötzlich jede Menge Leute mit russischem Akzent durch den Film und wollen mit einem aberwitzigen Plan Brosnan dazu bringen, für die Revolution Partei zu ergreifen, woran der aber nicht denkt.
Die Sache beginnt für ein Film dieser Art, trotz aller zuvor schon 1000mal bemühten Klischees, ganz gut. Scott Mann ist zwar kein Meister in der Inszenierung von Stadionatmosphäre und Fußball, das ist wirklich nur Staffage für den Bildhintergrund, weiß aber in der Action rechtzeitig den Grobian raus hängen zu lassen – und so dauert es auch nicht lange, bis Bautista in einem Fahrstuhl in seinen ersten Kampf verwickelt wird. Dabei geht es überraschend hart zur Sache und platziert Bautista fortan als blutverschmierte Dampframme mit heftigen Nehmerqualitäten. So geht es dann auch erst mal flott weiter und unser Held wird zunehmend lästig für die Planung der Bösewichte.
Schon bald kommt es zum nächsten Kampf, jetzt in der Stadionküche, wo es zur Eingangs erwähnten Stelle mit der Fritteuse und abgeschnittenen Fingern kommt. Nach dem Griff in die Fritteuse würde einem wahrscheinlich die Haut in Lappen von der Hand rutschen, doch Bautista scheint kein Schmerzempfinden in seinen Extremitäten zu haben und so steckt er auch das lächelnd weg. Hinterher kracht er sogar noch mit dem Motorrad drei Stockwerk ein Parkdeck herunter und steht humpelnd auf. Wahrscheinlich ist er auf sein Teflon-Knie gefallen, dieser Schwächling.
Zu dieser durchaus unterhaltsam-flott inszenierten ersten Hälfte des Films gesellen sich aber nun zunehmend Handlung, Dialoge und Pierce Brosnan, der trotz Dreh in einem Fußballstadion nicht so wirklich die ganz große Lust hatte in diesem Film mitzuwirken und seinen 5-Tage-Dreh möglichst unbehelligt von Action und Dialogen zu überstehen versucht. Und ab da beginnt der Film zu zerfasern. Es geht zwar in der Action noch weiter, aber irgendwie sind da 15 Minuten zu viel mit unsinnigem Gequatsche zu erdachten politischen Zusammenhängen, die den Film das Tempo nehmen. Immerhin ist es nach 67 Minuten und 8 Sekunden amtlich: Dynamo Dresden ist eine russische Mannschaft. Denn im Fußballspiel zwischen Westham United und Dynamo Dresden ruft der Kommentator: „…Westham gerät mächtig unter Druck, denn Dynamo drängt nach vorne, die Russen wollen ihre Führung wieder zurückholen!“ Man hat eben gut recherchiert für FINAL SCORE. (Anm. der Redaktion auf Hinweis von KSM: Im Film wird lediglich „Dynamo“ erwähnt, es kann sich also auch um Dynamo Moskau handeln. Als Entschuldigung müssen wir eingestehen, dass Kais Ohren nicht mehr die Besten sind, er ist ja immerhin schon 50).
Im Großen und Ganzen hätte die Nummer schlecht ausgehen können. Tut es aber nicht, da FINAL SCORE zumindest in der ersten Hälfte überraschend nette Action liefert und sein Drehbuch aus dem Drehbuchgenerator vergessen macht. Das ändert sich allerdings später etwas und so erlahmt die Sache und man wünscht sich, dass man auf so manchen Dialog schlichtweg verzichtet hätte. Der Film wurde quasi an falscher Stelle gekürzt, denn von dem Streifen gibt es noch eine härtere Version, die aber von den Produzenten geschnitten worden ist, um in England eine Freigabe ab 15 Jahren zu erhalten. Trotzdem bleibt es blutig. FINAL SCORE ist in seinem Segment solide gemacht, hätte aber besser sein können. Da hilft dann nur das Dosenbier.
Als Extras gibt es eine B-Roll und Interviews mit den Schauspielern. Bild und Ton sind wie erwartet gut und frei von technischen Schwächen.
Trailer: